Gesponnen aus Gefuehlen
planst. Verstanden?« Batiste fand zu seinem gewohnten Befehlston zurück.
»Sicher, Großvater. Wenn du mit mir gesprochen hättest, wäre es einfacher gewesen. Wir sollten besser zusammenarbeiten.«
»Wir werden sehen«, antwortete Batiste ausweichend.
»Ich bin ein Perfectus. Ich werde dein Nachfolger sein«, erinnerte Nathan ihn. »Es ist an der Zeit, dass du mir mehr vertraust.«
»Vielleicht hast du recht«, erwiderte Batiste.
»Gut, dann werde ich ihr jetzt einen Besuch abstatten, wenn du nichts dagegen hast.«
»Sirius wird dich begleiten«, forderte Batiste.
»Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Sie hat ihn gesehen. Sie weiß, was er getan hat.«
Batiste runzelte die Stirn. »Meinetwegen. Überzeuge sie davon, mit uns zu kommen. Beaufort ist kein geduldiger Mensch und ich auch nicht.«
»Ja, Großvater.«
*********
Als Lucy ein zweites Mal erwachte, erschien ihr die Umgebung vertrauter. Das Hämmern in ihrem Schädel war einem dumpfen Schmerz gewichen. Allerdings störte jetzt ein schwarzer Fleck die eintönige weiße Atmosphäre des Krankenzimmers.
Auf dem Stuhl neben ihrem Bett saß Nathan. Er verbarg sein Gesicht in den Händen und verharrte dort völlig regungslos.
Ein Keuchen entrang sich ihrer Kehle. Der Schmerz in ihrem Kopf pulsierte. Lucy presste die verbundenen Finger gegen ihre Schläfen.
Nathan betrachtete sie schweigend. Der Blick seiner dunklen Augen drang direkt in ihr Herz.
Er griff nach ihrer Hand. »Lucy«, sagte er. »Ich habe schon befürchtet, dass du ewig schläfst.« Seine Lippen zauberten ein Lächeln auf sein ebenmäßiges Gesicht.
Lucy zog ihre Hand fort. Sie durfte sich von dem sanften Klang seiner Worte nicht täuschen lassen. Seine Wut über ihre Weigerung, mit ihm zusammenzuarbeiten, war ihr noch gegenwärtig. Sie rief sich seine Worte ins Gedächtnis. Es ist unsere Aufgabe, Lucy. Und ich möchte, dass du mir hilfst, sie auszuführen. Die Menschen wissen großartige Bücher, großartige Wörter und Gedanken heute doch kaum mehr zu schätzen. Wir müssen diese vor den Unwissenden, den Ignoranten und vor der Dummheit bewahren . Seine nachtschwarzen Augen hatten bei diesem Appell leidenschaftlich gefunkelt und Lucy hatte Angst bekommen vor dem Fanatismus, der darin aufgeflackert war. Jetzt verbarg er sein wahres Wesen hinter einer sorgsam gehüteten Maske. Sie würde er damit nicht mehr täuschen.
Sie hoffte, er spürte nicht, wie groß ihre Furcht vor ihm war. Sie rückte von ihm fort. »Verschwinde«, krächzte sie, nicht sicher, ob er das Wort hatte verstehen können. Panisch suchten ihre Augen nach dem Notrufknopf. Es musste einen geben. Doch selbst wenn sie ihn fand, würde sie mit ihren umwickelten Händen nicht danach greifen können. Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal. In ihrem Hals brannte ein Feuer.
»Verschwinde«, brachte sie deutlicher hervor.
Er schüttelte den Kopf.
Sie versuchte, ihre Hände zu Fäusten zu ballen, doch die Verbände hinderten sie daran.
»Ich werde nicht gehen, bevor ich dich nicht in Sicherheit gebracht habe.«
Lucy lachte auf. Das Geräusch, das über ihre Lippen kam, war allerdings weit davon entfernt, wie ein Lachen zu klingen. Sicherheit – allein das Wort aus seinem Mund war purer Hohn.
»Ich möchte, dass du gehst. Ich will dich nie wiedersehen. Du hast mich benutzt«, flüsterte sie.
»Ich weiß«, antwortete Nathan. »Aber bitte, lass es mich wiedergutmachen. Allein hast du keine Chance. Du musst dir von mir helfen lassen. Du musst mir vertrauen.«
Seine Eindringlichkeit brachte Lucys Überzeugung ins Wanken. Seine Stimme und sein Blick – so vertraut und doch so fremd – verwirrten sie. Sie dachte an den Moment, als dieser Blick sie das erste Mal gestreift hatte. An den Moment, als seine Hände sie das erste Mal berührt hatten. Genauso schnell, wie dieser Gedanke sie streifte, schüttelte sie ihn ab.
»Geh einfach«, bat sie.
»Du solltest ihr den Gefallen besser tun, Nathan«, erklang Colins Stimme.
Er stand an der Tür und Lucy fragte sich, wo er die ganze Zeit gewesen war. Nun erschien er ihr wie ein rettender Engel. Dankbar lächelte sie ihn an.
»Ich glaube, es ist besser so«, setzte Colin an Nathan gewandt hinzu.
Nathan nickte und stand auf. Kurz wechselten die beiden Männer einen Blick, dann vergrub Nathan seine Hände in den Taschen seiner Hose und verschwand.
Lucy biss sich auf die Lippen, um ihr erleichtertes Aufschluchzen zu verbergen.
Colin trat zu ihr
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