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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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er.
    Lucy drehte sich zum Fenster.
    Colin zog die Decke über ihre Schultern, nahm seinen Kaffeebecher und verließ das Zimmer.
     
    *********
     
    Er musste Nathan anrufen, dachte Colin. Er hatte es ihm versprochen.
    Langsam wählte er dessen Nummer. Es würde Nathan nicht gefallen, was er ihm zu sagen hatte.
    »Kann ich zu ihr?«, fragte dieser statt einer Begrüßung.
    »Sie will dich nicht sehen.«
    »Hast du ihr erzählt, dass ich sie gerettet habe?«
    »Natürlich. Aber das spielt für sie keine Rolle. Sie gibt dir die Schuld am Tod von Madame Moulin und am Tod der Bücher.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Denkst du, ich lüge dich an?«
    Nathan schwieg am anderen Ende.
    »Ich bin nicht derjenige von uns, der sie belogen hat«, sagte Colin.
    »Ich glaube nicht, dass sie in dem Krankenhaus sicher ist. Mir wäre es lieber, wenn ich sie fortbringen könnte«, erwiderte Nathan, ohne auf diesen Vorwurf einzugehen.
    »Was meinst du damit? Nicht sicher? Das ist ein Krankenhaus.«
    Nathan antwortete nicht.
    »Dann stimmt es, was Lucy gesagt hat? Dein Großvater ist für das Feuer verantwortlich?«, fragte Colin, jedes Wort mit Bedacht wählend. Er hätte Lucy glauben müssen, schalt er sich.
    »Du dürftest das alles gar nicht wissen, Colin«, sagte Nathan. »Es ist gefährlich. Lucy hätte es dir nie erzählen dürfen.«
    »Irgendjemandem musste sie sich anvertrauen und du stehst ganz hinten auf ihrer Liste. Sie glaubt, du und dein Großvater, ihr steckt unter einer Decke.«
    »Ich kann es ihr nicht verdenken. Aber jetzt musst du sie überzeugen, mit mir zu gehen.«
    »Das wird sie niemals tun. Du musst ihr Zeit lassen. Ich bleibe bei ihr, versprochen.«
    »Du liebst sie, oder?«, fragte Nathan unerwartet.
    Colin grinste. »Wie ein Bruder, Nathan. Nur wie ein Bruder. Ich bin der Letzte, auf den du eifersüchtig sein musst, das kannst du mir glauben. Für mich wäre sie viel zu schade.«
    »Ich weiß nicht, ob mich das beruhigt.«
    Colin zuckte mit den Achseln, obwohl er sich bewusst war, dass Nathan das nicht sehen konnte. Dann trank er einen Schluck Kaffee und fragte: »Wie lautet dein Plan?«
    »Ich bin bei meinem Großvater. Ich muss herausfinden, was er vorhat.«
    »Aber er wird wissen, dass du Lucy gerettet hast. Ich an seiner Stelle würde mich fragen, warum. Er hatte entschieden, dass sie sterben soll. Er wird nicht begeistert sein.« Colin schauderte bei seinen eigenen Worten.
    »Da hast du recht«, antwortete Nathan. »Aber er braucht mich. Ich bin sein Erbe. Er wird mich bestrafen, aber ohne mich ist der Bund nichts.«
    »Ich hoffe, du tust das Richtige«, sagte Colin.
    »Pass du auf Lucy auf, das ist das Wichtigste.«
    »Mach dir um sie keine Sorgen.«
    Colin legte auf und blickte der Krankenschwester entgegen, die auf ihn zu kam.
    »Die Besuchszeit ist vorbei. Ich muss Sie bitten zu gehen.«
    Colin zögerte. Konnte er Lucy allein lassen? Andererseits hatte er kaum eine Wahl.
    »Sie ist bei uns in guten Händen«, versicherte ihm die Schwester, der sein besorgter Blick nicht entgangen war. »Ich habe ihr ein Schlafmittel gegeben. Sie wird vor morgen früh nicht aufwachen.«
     
    *********
     
    Nathan stand aufrecht vor seinem Großvater im Salon des Stadthauses.
    Batiste war wütend, so wütend, wie er ihn noch nie erlebt hatte. Während er tobte, wurde Nathan immer ruhiger. Er war sicher, wenn er seinem Großvater erklärte, weshalb er Lucy gerettet hatte, würde dieser ihn verstehen.
    »Was hast du dazu zu sagen?«, blaffte Batiste ihn an.
    »Ich glaube, dass deine Entscheidung, Lucy zu töten, falsch war. Lebend ist sie nützlicher für uns.«
    Batistes Hals färbte sich rot, doch bevor er wieder zum Schreien ansetzte, sprach Nathan weiter.
    »Wir brauchen sie für den Bund. Wenn Lucy uns vertraut, werden wir die Hüterinnen ein für alle Mal zurückholen. Ich dachte, das wäre auch dein Ziel.«
    Batiste kniff die Augen zusammen. »Deshalb hast du dein Leben aufs Spiel gesetzt und sie aus dem Feuer geholt? Du konntest nicht sicher sein, dass es für dich ungefährlich ist.«
    Nathan machte eine wegwerfende Handbewegung, ohne seinen Blick abzuwenden. »Dafür ist sie mir zu Dank verpflichtet. Meinst du nicht?«
    Batistes Lippen verzogen sich zu einem zynischen Lächeln, das Nathan erwiderte. Er klopfte seinem Enkel auf die Schulter.
    »Das hätte ich dir nicht zugetraut, Nathan. Nein, wirklich nicht.«
    »Ich weiß«, antwortete dieser.
    »Das nächste Mal sagst du mir Bescheid, wenn du so einen Alleingang

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