Gespräche mit Gott - Band 1
Verpflichtungen erfüllt« habe?
N ICHT EINE MINUTE lang.
Dann sag mir bitte, welche Versprechungen ich in einer Beziehung geben sollte; welche Vereinbarungen muß ich einhalten? Welche Verpflichtungen bringt eine Beziehung mit sich? An welche Richtlinien sollte ich mich halten?
D IE ANTWORT IST eine unhörbare – denn sie läßt dich ohne Richtlinien, macht jede Vereinbarung in dem Moment, in dem du sie triffst, null und nichtig. Die Antwort lautet: Du hast keine Verpflichtung – weder in einer Beziehung noch in deinem ganzen Leben.
Keine Verpflichtung?
K EINE VERPFLICHTUNG. EBENSO keinerlei Beschränkungen oder Begrenzungen, keine Richtlinien oder Regeln. Du bist auch nicht durch irgendwelche Umstände oder Situationen gebunden, nicht eingeschränkt durch irgendeinen Kodex oder ein Gesetz. Außerdem bist du nicht für irgendeine Ungehörigkeit zu bestrafen, noch irgendeiner Ungehörigkeit fähig – denn in den Augen Gottes gibt es nichts »Ungehöriges«.
Ich habe schon davon gehört – von dieser Religion, wonach »es keine Regeln gibt«. Das ist spirituelle Anarchie. Ich habe keine Ahnung, wie das funktionieren soll.
E S KANN KEINESFALLS nicht funktionieren – wenn es dir um das Erschaffen deines Selbst geht. Wenn du dir hingegen einbildest, es wäre deine Aufgabe, etwas zu sein, das du nach dem Willen von jemand anderem sein sollst, dann könnte das Fehlen von Regeln oder Richtlinien die Dinge in der Tat schwierig machen.
Doch der Intellekt ist bestrebt zu fragen: Warum hat mich Gott, wenn er mich auf eine bestimmte Weise haben möchte, nicht schon ganz einfach von Anfang an so erschaffen! Warum muß ich all diese Kämpfe durchstehen, um zu »überwinden«, wer ich bin, und so zu werden, wie Gott mich haben will? Das verlangt der forschende Geist zu wissen – und das zu Recht, denn es ist eine angemessene Frage.
Die religiösen Eiferer wollen euch glauben machen, daß ich euch als weniger als Was-Ich-Bin erschaffen habe, damit ihr die Möglichkeit habt zu werden, Was-Ich-Bin, wobei eure Chancen in dieser Sache äußerst schlecht stehen und ihr, so könnte ich hinzufügen, jeder natürlichen Neigung, die ich euch angeblich mitgegeben habe, entgegenarbeiten müßtet.
Zu diesen sogenannten natürlichen Neigungen gehört die Tendenz zum Sündigen. Ihr wurdet gelehrt, daß ihr sündig geboren wurdet, sündig sterben werdet und daß das Sündigen in eurer Natur liegt.
Eine eurer Religionen lehrt euch sogar, daß ihr daran nichts ändern könnt. Eure persönlichen Handlungen sind irrealevant und bedeutungslos. Es ist pure Arroganz, wenn ihr denkt, daß ihr durch irgendwelches Handeln eurerseits »in den Himmel kommen« könnt. Es gibt nur einen Weg in den Himmel (zur Rettung), und der hat nichts mit irgendwelchen Unternehmungen eurerseits zu tun, sondern geschieht ausschließlich durch die Gnade, die euch Gott durch das Annehmen seines Sohns als Mittler zuteil werden läßt.
Danach seid ihr »gerettet«. Bevor das nicht geschehen ist, hat nichts, was ihr tut – weder euer Leben noch die von euch getroffenen Entscheidungen, noch irgend etwas, das ihr aus eigener Willensanstrengung unternehmt, um euch zu bessern oder würdig werden zu lassen –, irgendeine Auswirkung, irgendeinen Einfluß. Ihr seid grundsätzlich nicht imstande, euch würdig werden zu lassen, weil ihr von Natur aus unwürdig seid. So wurdet ihr geschaffen.
Warum? Das weiß nur Gott. Vielleicht hat er einen Fehler gemacht. Vielleicht hat er sich geirrt. Vielleicht wünscht er sich, er könnte noch mal von vorn anfangen. Aber so ist es nun mal. Was ist also zu tun …?
Du machst dich über mich lustig.
N EIN. IHR MACHT euch über mich lustig. Ihr sagt, ich, Gott, hätte von Natur aus unvollkommene Geschöpfe erschaffen und dann von ihnen verlangt, daß sie entweder vollkommen sein oder aber mit der Verdammnis rechnen müßten.
Ihr sagt weiterhin, daß ich dann nach einigen tausend Jahren Erfahrungen mit der Welt ein wenig nachgegeben und erklärt hätte, daß ihr von nun an nicht mehr unbedingt gut sein müßtet, sondern euch nur einfach schlecht fühlen solltet, wenn ihr nicht gut wärt; und daß ihr das eine Wesen als euren Retter akzeptieren solltet, das immer vollkommen zu sein vermochte, wodurch mein Hunger nach Vollkommenheit gestillt würde. Ihr sagt, daß mein Sohn – der einzige Vollkommene – euch von eurer Unvollkommenheit erlöst habe, der Unvollkommenheit, die ich euch gab.
Mit anderen Worten: Gottes Sohn erlöste
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