Gespräche mit Gott - Band 1
euch von dem, was sein Vater anrichtete.
So wurde es von mir eingerichtet, wie viele von euch sagen.
Wer macht sich also hier über wen lustig ?
Das ist das zweite Mal in diesem Buch, daß du das fundamentalistische Christentum frontal anzugreifen scheinst.
D U HAST DAS Wort »angreifen« gewählt. Ich nehme lediglich das Thema auf. Und es hat im übrigen nichts mit dem »fundamentalistischen Christentum«, wie du es ausdrückst, zu tun, sondern es behandelt die gesamte Natur Gottes und seine Beziehung zum Menschen.
Die Frage kommt hier auf, weil wir über Verpflichtungen sprachen, Verpflichtungen in Beziehungen und im Leben allgemein.
Ihr könnt nicht an eine Beziehung ohne Verpflichtungen glauben, weil ihr das, wer und was ihr wirklich seid, nicht zu akzeptieren bereit seid. Du nennst ein Leben der vollständigen Freiheit »spirituelle Anarchie«. Ich bezeichne es als Gottes großartiges Versprechen.
Und nur in dessen Kontext kann Gottes großer Plan vollendet werden.
Ihr habt keine Verpflichtung in einer Beziehung. Ihr habt nur Gelegenheiten.
Die Gelegenheit, nicht die Verpflichtung, ist der Eckstein der Religion, die Grundlage aller Spiritualität. Solange ihr das umgekehrt seht, werdet ihr den Kern der Sache nicht begreifen.
Die Beziehung – eure Beziehung zu sämtlichen Dingen – wurde als euer vollkommenes Instrument erschaffen, damit ihr die Arbeit der Seele tun könnt. Deshalb sind alle menschlichen Beziehungen heiliger Boden, ist jede persönliche Beziehung heilig.
In dieser Sache liegen viele Kirchen richtig. Die Ehe ist ein Sakrament. Aber nicht aufgrund ihrer geheiligten Verpflichtungen, sondern wegen der unvergleichlichen Gelegenheit, die sie bietet.
Tut in einer Beziehung nie etwas aus dem Gefühl der Verpflichtung heraus. Tut, was immer ihr tut, aus einem Gefühl der wunderbaren Gelegenheit heraus, die euch eure Beziehung bietet – die Gelegenheit zu entscheiden und zu sein, wer-ihr-wirklich-seid.
Ich kann das verstehen, doch ich habe immer und immer wieder in meinen Beziehungen aufgegeben, wenn diese sich in dramatischer Weise zuspitzten. Die Folge davon ist, daß ich eine ganze Reihe von Beziehungen einging, wo ich doch, als Kind, dachte, daß mir nur eine zustünde. Ich scheine nicht zu wissen, wie es ist, lediglich an einer Beziehung festzuhalten. Glaubst du, ich werde das je lernen?
Was muß ich tun, damit das geschieht?
D AS HÖRT SICH bei dir so an, als glaubtest du, das Festhalten an einer Beziehung bedeute, daß sie erfolgreich sei. Versuche, Langfristigkeit nicht mit einer gut bewältigten Aufgabe zu verwechseln. Denk daran, daß deine Aufgabe auf diesem Planeten nicht darin besteht, daß du zusiehst, wie lange du es in einer Beziehung aushalten kannst, sondern darin, daß du entscheidest und erfährst, wer-du-wirklich-bist.
Damit will ich nicht für kurzfristige Beziehungen eintreten, doch besteht auch keine Forderung langfristiger Beziehungen.
Und obgleich es diese Forderung nicht gibt, sollte doch soviel gesagt werden: Langfristige Beziehungen bieten bemerkenswerte Gelegenheiten für gemeinsames Wachstum, gemeinsame Ausdrucksform und gemeinsame Erfüllung – und das beinhaltet seinen eigenen Lohn.
Ich weiß, ich weiß! Ich meine, das habe ich immer vermutet. Und wie gelange ich dahin?
V ERGEWISSERE DICH ZUNÄCHST, daß du aus den richtigen Gründen eine Beziehung eingehst. (Ich benutze hier das Wort »richtig« als relativen Begriff. Ich meine »richtig« in bezug auf den größeren Sinn und Zweck deines Lebens.) Wie ich bereits andeutete, fangen die meisten Menschen nach wie vor aus den »falschen« Gründen eine Beziehung an: um nicht mehr einsam zu sein, eine Lücke zu füllen, geliebt zu werden oder jemanden zu lieben – und das sind noch einige der besseren Gründe. Andere gehen eine Beziehung ein, um ihr Ego zu besänftigen, ihrer Depression ein Ende zu setzen, ihr Sexualleben zu verbessern, sich von einer anderen Beziehung zu erholen oder, ob du es glaubst oder nicht, um sich von ihrer Langeweile zu befreien.
Keiner dieser Gründe wird funktionieren, und auch die Beziehung nicht – es sei denn, es treten dramatische Veränderungen ein.
Keiner dieser Gründe kommt für meine Beziehungen in Frage.
D AS MÖCHTE ICH bezweifeln. Denn ich glaube nicht, daß du weißt, warum du deine Beziehungen eingegangen bist; daß du in dieser Weise darüber nachgedacht hast; daß du deine Beziehungen in bewußter Absicht eingegangen bist. Ich glaube, du hast dich auf deine
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