Gespräche mit Gott - Band 1
Entscheidungen von Menschen schon häufiger abverlangt.
Das gleiche gilt für die persönlichsten und intimsten Beziehungen. Das Leben mag euch mehr als einmal dazu aufrufen zu beweisen, wer-ihr-seid, indem ihr einen Aspekt dessen von euch zeigt, wer-ihr-nicht-seid.
Das ist nicht so schwer zu verstehen, wenn ihr schon etliche Jahre auf dem Buckel habt, aber den idealistischen jungen Menschen mag dies wie der höchste aller Widersprüche erscheinen. Aus der reiferen Rückschau heraus erscheint es eher als eine göttliche Dichotomie.
Das heißt im Kontext der menschlichen Beziehungen nicht, daß ihr, wenn ihr eine Kränkung erlitten habt, dies nun wieder »mit einer Kränkung» heimzahlen müßt. (Das betrifft auch die Beziehungen zwischen den Nationen.) Es bedeutet ganz einfach, daß es möglicherweise – für euer Selbst oder den anderen – nicht die liebevollste aller Taten ist, wenn ihr zulaßt, daß der andere euch ständig Schaden zufügt.
Damit wären ein paar pazifistische Theorien ausgeräumt, welche besagen, daß die höchste Liebe keine starke, nachdrückliche und wirkungsvolle Reaktion auf das erfordert, was ihr das Böse nennt.
An diesem Punkt gelangt die Diskussion erneut auf die esoterische Ebene, denn keine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Aussage kann hier den Begriff »des Bösen« und die damit verbundenen Werturteile ignorieren. In Wahrheit gibt es nichts Böses, nur objektive Phänomene und Erfahrungen. Doch allein schon euer höchstes Lebensziel macht es erforderlich, daß ihr aus der wachsenden Ansammlung endloser Phänomene ein paar verstreute Einzelphänomene heraussucht, die ihr das Böse nennt. Denn wenn ihr das nicht tut, könnt ihr weder euch selbst noch irgend etwas anderes als gut bezeichnen und somit euer Selbst nicht kennenlernen oder erschaffen.
Ihr definiert euch selbst über das, was ihr das Böse nennt, und über das, was ihr als das Gute bezeichnet.
Von daher wäre es der größte Frevel, wenn ihr überhaupt nichts als böse bezeichnen würdet.
Ihr existiert in diesem Leben in der Welt des Relativen, in der eine Sache nur insofern existiert, als sie sich auf eine andere bezieht. Und dies ist zugleich sowohl die Funktion als auch der Sinn und Zweck einer Beziehung: Sie soll euch ein Erfahrungsfeld liefern, innerhalb dessen ihr euch selbst findet, euch selbst definiert und – wenn ihr es wählt – ständig neu erschafft, wer-ihr-seid.
Trefft ihr die Wahl, Gott-gleich zu sein, so bedeutet das nicht, daß ihr euch dazu entscheidet, ein Märtyrer zu sein.
Und es bedeutet ganz gewiß nicht, daß ihr euch dazu entscheidet, ein Opfer zu sein.
Es wäre sehr gut, wenn ihr auf eurem Weg zur Meisterschaft – wenn alle Möglichkeiten des Verletztseins, des Geschädigtseins und des Verlusts in euch ausgemerzt sind – das Verletztsein, Geschädigtsein und den Verlust als Bestandteil eurer Erfahrung anerkennt und in dieser Hinsicht entscheidet, wer-ihr-seid.
Ja, die Dinge, die andere denken, sagen oder tun, werden euch manchmal verletzen – bis sie es nicht mehr tun. Das, was euch am schnellsten voranbringt, ist die totale Ehrlichkeit – die Bereitschaft zu bestätigen, anzuerkennen und genau zu erklären, wie ihr über eine Sache fühlt. Sagt eure Wahrheit – freundlich, aber voll und ganz. Lebt eure Wahrheit, sanft, aber ausschließlich und konsequent. Ändert eure Wahrheit problemlos und rasch, wenn euch eure Erfahrung zu einer neuen Klarheit verhilft.
Niemand, der recht bei Sinnen ist, am wenigsten Gott, würde euch sagen, daß ihr, wenn ihr in einer Beziehung verletzt werdet, »beiseite treten und euch dahin bringen sollt, daß es keine Bedeutung für euch hat«. Wenn ihr jetzt verletzt seid, ist es zu spät, die Sache so umzubiegen, daß sie nichts bedeutet. Eure Aufgabe besteht darin, nun zu entscheiden, was sie bedeutet – und dies zu demonstrieren.
Denn so wählt und werdet ihr, was-zu-sein-ihr-anstrebt.
Also muß ich nicht die ewig duldsame Ehefrau oder der herabgesetzte Ehemann oder das Opfer in meinen Beziehungen sein, um zu etwas Heiligem zu werden oder mich in den Augen Gottes wohlgefällig erscheinen zu lassen?
A BER NATÜRLICH NICHT.
Und ich muß mir nicht die Attacken auf meine Würde, die Angriffe auf meinen Stolz, die Beschädigung meiner Psyche und die Verwundung meines Herzens bieten lassen, um sagen zu können, daß ich in einer Beziehung »mein Bestes gegeben«, in den Augen Gottes und der Menschen »meine Pflicht getan« oder »meine
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