Gespräche mit Gott - Band 2
Toynbee über Jefferson bis Marx hat schon seit Hunderten von Jahren versucht, es zu lösen.
Okay – wie sieht deine Lösung aus?
W IR WERDEN HIER ein paar Schritte zurückgehen und noch mal altes Terrain beackern müssen.
Nur zu. Vielleicht muß ich es zweimal hören.
D ANN WERDEN WIR mit der Tatsache beginnen, daß ich keine »Lösung« habe. Und das deshalb, weil ich nichts davon als problematisch ansehe. Es ist nur das, was es ist, und ich hege hinsichtlich dessen keine Vorlieben. Ich beschreibe hier nur, was sich beobachten läßt; was jeder ganz schlicht und einfach sehen kann.
Okay, du hast keine Lösung und keine Vorlieben. Kannst du mir eine Beobachtung anbieten?
I CH BEOBACHTE, DASS die Welt sich noch ein Regierungssystem einfallen lassen muß, das eine umfassendere Lösung beinhaltet – obschon das Regierungssystem der Vereinigten Staaten einer solchen bislang am nächsten gekommen ist.
Die Schwierigkeit besteht darin, daß Güte und Fairneß moralische und keine politischen Fragen sind.
Über ein Regierungssystem macht der Mensch den Versuch, Güte zu verordnen und Fairneß zu garantieren. Doch es gibt nur einen Ort, wo Güte geboren wird: im Herzen. Es gibt nur einen Ort, wo die Vorstellung von Fairneß entsteht: im menschlichen Geist. Es gibt nur einen Ort, wo Liebe wahrhaft erfahren werden kann: in der menschlichen Seele. Denn die menschliche Seele ist Liebe.
Ihr könnt moralisches Verhalten nicht gesetzlich verordnen. Ihr könnt kein Gesetz verabschieden, welches besagt:
»Liebt einander.«
Wir drehen uns nun hier im Kreis, denn wir haben das bereits alles abgehandelt. Doch die Diskussion ist gut, also hak ruhig weiter nach. Es ist okay, selbst wenn wir über dieselben Dinge zwei- oder dreimal reden müssen. Wir versuchen hier, der Sache auf den Grund zu gehen; zu sehen, wie ihr sie jetzt gestalten wollt.
Na gut, dann stelle ich dieselbe Frage wie zuvor. Sind nicht alle Gesetze nur einfach ein Versuch der Menschen, moralische Vorstellungen und Prinzipien zu kodifizieren? Ist die »Gesetzgebung« nicht einfach nur unsere zusammengefaßte Übereinkunft über das, was »richtig« und »falsch« ist?
J A. UND ES sind bestimmte zivile Gesetze – Regeln und Vorschriften – in eurer primitiven Gesellschaft erforderlich. (Du begreifst, daß in nichtprimitiven Gesellschaften solche Gesetze unnötig sind. Alle Wesen regulieren sich dort selbst.) In eurer Gesellschaft seht ihr euch noch mit bestimmten sehr elementaren Fragen konfrontiert. Sollt ihr an der Straßenkreuzung anhalten? Sollt ihr nach bestimmten Regeln kaufen und verkaufen? Gibt es irgendwelche Beschränkungen hinsichtlich eures Umgangs miteinander? Aber in Wahrheit sollten selbst diese elementaren Gesetze – Verbote von Mord, Zerstörung, Betrug oder sogar der Nichtbeachtung einer roten Ampel nicht nötig sein und wären auch nicht nötig, wenn überall alle Menschen ganz einfach den Gesetzen der Liebe folgten.
Das heißt dem Gesetz Gottes.
Was not tut, ist ein Wachsen des Bewußtseins, nicht ein Anwachsen von Regierung und Staat.
Du meinst, alles wäre in Ordnung, wenn wir nur die Zehn Gebote befolgten!
E S GIBT KEINE Zehn Gebote. (Darüber wird im ersten Band ausführlich gesprochen.) Gottes Gesetz heißt »kein Gesetz«. Das ist etwas, das ihr nicht versteht.
Ich brauche und verlange nichts.
Viele Leute können deiner letzten Aussage keinen Glauben schenken.
L ASS SIE BAND 1 lesen. Er enthält die vollständige Erklärung.
Ist das dein Vorschlag für diese Welt? Völlige Anarchie?
I CH SCHLAGE GAR nichts vor. Ich beobachte nur, was funktioniert, und sagte dir, was ich beobachtet habe. Nein, ich mache nicht die Beobachtung, daß Anarchie – das Fehlen von Regierungsformen, Regeln, Vorschriften oder Einschränkungen jeglicher Art – funktioniert. Ein solches System läßt sich nur mit fortgeschritteneren Wesen praktizieren, als die Menschen meiner Beobachtung nach sind.
Ein bestimmtes Maß an Regierungsform und Staatsgewalt wird so lange erforderlich sein, bis das Menschengeschlecht in seiner Entwicklung am Punkt angelangt ist, wo es ganz natürlich das tut, was natürlich richtig ist.
Ihr seid klug, wenn ihr euch bis dahin selbst eine Regierung gebt. Die von dir angeführten Punkte sind augenfällig und unanfechtbar. Die Menschen tun oft nicht, was »richtig« ist, wenn es ihnen überlassen bleibt, nach ihrer eigenen Devise zu handeln.
Die eigentliche Frage ist nicht, warum Regierungen den Menschen so viele Regeln
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