Gespräche mit Gott - Band 2
verführt.
Ziel ist es, den Schwachen dabei zu helfen, daß sie stark werden, nicht die Schwachen noch schwächer werden zu lassen.
Das ist das Problem vieler staatlicher Hilfsprogramme, denn sie bewirken oft letzteres statt ersteres. Staatliche Hilfsprogramme haben oft die Tendenz, sich selbst zu verewigen. Ihr Ziel kann oft ebensosehr in der Rechtfertigung ihrer eigenen Existenz liegen wie in der Hilfe für jene, für die sie gedacht sind.
Gäbe es ein Limit für alle Hilfe von seiten des Staates und der Regierung, würde den Menschen geholfen, wenn sie wirklich Hilfe brauchen, aber sie könnten von dieser Hilfe nicht abhängig werden und sie gegen ihr eigenes Selbstvertrauen eintauschen.
Regierungen wissen, daß Hilfe Macht bedeutet. Deshalb bieten sie so vielen Menschen soviel Hilfe an, wie man ihnen durchgehen läßt – denn je mehr Menschen eine Regierung hilft, desto mehr Menschen helfen dieser Regierung.
Wer von der Regierung unterstützt wird, der unterstützt die Regierung.
Dann darf es also keine Umverteilung des Reichtums geben, und das Kommunistische Manifest ist tatsächlich satanisch.
N ATÜRLICH GIBT ES keinen Satan, aber ich verstehe, was du meinst. Der Gedanke hinter der Forderung des Kommunistischen Manifests, sich nicht an den Fähigkeiten, sondern an den Bedürfnissen des einzelnen zu orientieren, ist nicht des Teufels, er ist schön. Damit wird nur auf andere Weise gesagt, daß ihr eures Bruders Hüter seid. Es ist die Durchführung dieser schönen Idee, die häßlich werden kann.
Ein Miteinanderteilen muß eine Lebensweise, kann kein von der Regierung verordneter Erlaß sein. Das Miteinanderteilen sollte freiwillig erfolgen, es darf nicht erzwungen werden.
Aber hier haben wir es wieder! Eine optimale Regierung ist das Volk, und dessen Programme sind einfach Instrumente einer »Lebensweise« aufgrund derer die Menschen mit vielen anderen Menschen teilen. Und ich würde meinen, daß die Menschen sich kollektiv, über das Instrument ihrer politischen Systeme, dazu entschieden haben, weil sie die Beobachtung machten und die Geschichte sie lehrt, daß die »Besitzenden« nicht mit den »Besitzlosen« teilen.
Die russischen Bauern hätten warten können, bis die Hölle einfriert, um zu erleben, daß der russische Adel seinen Reichtum mit ihnen teilt – welchen er gewöhnlich durch die harte Arbeit der Bauern erwarb und vermehrte. Den Bauern wurde nur gerade so viel gegeben, daß sie ein kärgliches Dasein fristen konnten, als »Anreiz« dafür, weiterhin das Land zu bearbeiten – und die Landbarone noch reicher zu machen. Sprich du mir von Abhängigkeitsbeziehungen! Das war ein ausbeuterisches und schamloseres Arrangement des Ich-helfe-dir-nur-wenn-du-mir-hilfst, als es jemals von einer Regierung ersonnen wurde!
Es war eine Schande, gegen die die russischen Bauern revoltierten. Aus der Frustration der Menschen darüber, daß die »Besitzenden« aus freien Stücken nichts an die »Besitzlosen« abgaben, entstand ein Regierungssystem, das die Gleichbehandlung aller Menschen sicherstellte.
So war der Spruch Marie Antoinettes kennzeichnend für die Situation: »Sollen sie doch Kuchen essen!« sagte sie, als die hungernden, zerlumpten Massen unter ihrem Fenster protestierten, weil es kein Brot gab, während sie in einer vergoldeten Badewanne auf einem juwelengeschmückten Podest saß und importierte Weintrauben aß.
Gegen diese Haltung protestierten die Unterdrückten. Das sind die Umstände, die zur Revolution und zur sogenannten Willkürherrschaft führten.
Regierungen, die von den Reichen nehmen, um es den Armen zu geben, werden als Willkürherrscher bezeichnet, aber Regierungen, die nichts unternehmen, wenn die Reichen die Armen ausbeuten, sind Unterdrücker.
Frag heute noch die Bauern in Mexiko. Man sagt, daß zwanzig oder dreißig Familien – die reiche und mächtige Elite das Land buchstäblich beherrschen (im wesentlichen deshalb, weil sie es besitzen!), während zwanzig oder dreißig Millionen in tiefster Armut leben. Also unternahmen die Bauern 1993-94 eine Revolte, um die elitäre Regierung dazu zu zwingen, ihre Pflicht zu tun und den Menschen die Mittel für ein Leben mit einem Mindestmaß von Würde an die Hand zu geben. Es besteht ein Unterschied zwischen elitären und »vom, durch und für das Volk« geschaffenen Regierungen.
Werden nicht Volksregierungen von wütenden Menschen geschaffen, die der grundsätzlich selbstsüchtige Charakter des menschlichen Wesens
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