Gespräche mit Gott - Band 3
ist, wofür es sich »schämen« oder »schuldig« fühlen muß, es sei denn, jemand von außerhalb seiner selbst drückt ihm diesen Stempel auf.
Schämt sich in eurer Kultur ein Baby dafür, daß es in die Windeln macht? Natürlich nicht. Nicht, bis ihr ihm sagt, daß es sich schämen soll. Hat ein Kind »Schuldgefühle«, weil es mit seinen Genitalien herumspielt? Natürlich nicht. Nicht, bis ihr ihm sagt, daß es sich schuldig fühlen soll.
Der Entwicklungsgrad einer Gesellschaft zeigt sich am Maß, in dem sie ein Wesen oder eine Handlung als »schändlich« oder »schuldhaft« bezeichnet.
Gibt es denn keine Handlungen, die man als schandhaft bezeichnet? Ist eine Person nie schuldig, ganz gleich, was sie tut?
W IE ICH DIR schon sagte, gibt es kein »richtig« und »falsch«.
Es gibt einige Menschen, die das noch immer nicht verstehen.
U M DAS HIER Gesagte verstehen zu können, muß dieser Dialog in seiner Gesamtheit gelesen werden. Wenn wir irgendeine Aussage aus ihrem Kontext herausnehmen, wird sie unverständlich. Band 1 und 2 enthalten detaillierte Erläuterungen dieser Weisheit. Du bittest mich hier um eine Beschreibung der hochentwickelten Kulturen des Universums. Sie verstehen diese Weisheit bereits.
Okay. Wodurch unterscheiden sich diese Kulturen von der unseren noch?
I N VIELEN ANDEREN Punkten. Bei ihnen gibt es keine Konkurrenz.
Ihnen ist klar, daß der Verlust des einen der Verlust aller ist.
Deshalb erschaffen sie auch keine Sportarten und Spiele, bei denen den Kindern (und in Fortsetzung den Erwachsenen) der eigenartige Gedanke eingegeben wird, daß es unterhaltsam ist, wenn einer »gewinnt«, während ein anderer »verliert«.
Und, wie ich schon sagte, teilen sie alles miteinander. Wenn ein anderer etwas braucht, würde es ihnen nicht im Traum einfallen, etwas, was sie haben, ganz einfach nur deshalb zu behalten oder zu horten, weil es wenig davon gibt. Im Gegenteil, genau aus diesem Grund würden sie es mit anderen teilen.
In eurer Gesellschaft steigen die Preise für Mangelware, wenn ihr sie überhaupt mit jemandem teilt. Auf diese Weise könnt ihr euch bereichern, wenn ihr etwas, das ihr »besitzt«, mit anderen teilt.
Auch hochentwickelte Wesen werden dadurch bereichert, daß sie mit anderen selten vorhandene Dinge teilen. Nur definieren HEWs und Menschen diesen Begriff auf unterschiedliche Weise. Ein HEW fühlt sich dadurch »bereichert«, daß es alles großzügig und ohne daraus Profit schlagen zu müssen mit anderen teilt. Ja, dieses Gefühl ist der Profit.
Es gibt in eurer Kultur verschiedene Leitprinzipien, aus denen euer Verhalten resultiert. Und wie ich schon sagte, ist eines eurer wichtigsten Leitprinzipien das vom Überleben der Stärksten.
Man könnte es euer zweites Leitprinzip nennen. Ihm liegt alles zugrunde, was eure Gesellschaft erschaffen hat: die Wirtschaft, die Politik, die Religion, das Erziehungswesen, die Gesellschaftsstrukturen.
Doch für hochentwickelte Wesen ist dieses Prinzip ein Widerspruch in sich selbst. Da das erste Leitprinzip der HEWs lautet, wir sind alle eins, ist das Eine nicht stark, solange nicht alle stark sind. Von daher ist das Überleben des Stärksten unmöglich – oder das einzig mögliche Ding (somit ein Widerspruch) –, da das »Stärkste« so lange nicht »stark« ist, bis es das ist.
Kannst du dem folgen?
Ja. Wir nennen das Kommunismus.
A UF EUREM PLANETEN habt ihr jedes System rundweg abgelehnt, das nicht den Fortschritt des einen auf Kosten des anderen zuläßt.
Wenn ein Regierungs- oder Wirtschaftssystem verlangt, man solle versuchen, die von allen geschaffenen Gewinne an alle gerecht zu verteilen, und wenn es sagt, daß die Ressourcen allen gehören sollen, dann sagt ihr stets, daß ein solches System gegen die natürliche Ordnung verstößt. Doch in hochentwickelten Kulturen ist das gerechte Miteinanderteilen die natürliche Ordnung.
Auch wenn eine Person oder eine Gruppe nichts getan hat, um es zu verdienen? Auch wenn sie keinen Beitrag zum Gemeinwohl geleistet hat? Auch wenn sie böse ist?
D AS GEMEINWOHL IST das Leben. Wenn du lebendig bist, trägst du zum Gemeinwohl bei. Für einen Geist ist der Aufenthalt in der physischen Form sehr schwer. Die Einwilligung, eine solche Form anzunehmen, bedeutet in gewisser Hinsicht ein großes Opfer – doch es ist ein notwendiges und sogar vergnügliches, wenn das Alles sich selbst erfahrungsgemäß kennenlernen und sich immer wieder aufs neue in der nächsten großartigen Version
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