Gespraechsfuehrung (TaschenGuide)
Aussagewert. Pauschale Zuordnungen wie „Vor dem Körper verschränkte Arme signalisieren Ablehnung“ sind deshalb wissenschaftlich nicht haltbar.
Kann man Körpersprache richtig interpretieren?
Körpersprache lässt sich nicht 1:1 übersetzen, sondern sollte immer in Zusammenhang mit den anderen wahrgenommenen Eindrücken und im Kontext der jeweiligen Situation gesehen und beurteilt werden.
Beispiel: Verschränkte Arme
Frau Meier unterhält sich mit ihrem Kollegen. Sie stehen sich schräg gegenüber. Frau Meier hat die Arme vor dem Körper verschränkt.
Standard-Interpretation in vielen Körpersprachebüchern für die Geste ‚Arme vor dem Körper verschränkt’ ist: ‚Die Person bringt eine distanzierte Haltung zum Ausdruck.’ Der Kollege müsste also schließen, sie will nicht mit ihm reden oder ist kritisch ihm gegenüber.
Es gibt für die Geste von Frau Meier allerdings noch mehr Deutungsmöglichkeiten: Es könnte sein, dass sie friert und deshalb die Arme verschränkt oder dass sie sich unsicher fühlt und dieses Gefühl durch das Sich-selbst-Festhalten etwas abgemildert wird. Es könnte sein, dass sie wütend ist und entschlossen Widerstand leistet. Vielleicht will sie tatsächlich auf Distanz gehen und sich von ihrem Gesprächspartner abgrenzen. Was auch immer es mit diesen verschränkten Armen auf sich hat, es lässt sich nur in der jeweiligen Gesprächssituation einigermaßen zuverlässig entschlüsseln, wenn alle anderen Hinweise auch berücksichtigt werden: Lächelt sie dabei? Was sagt sie? Wie schaut sie ihr Gegenüber an? Wie viel Spannung hat ihr Körper? Wie ist ihr Tonfall? Wie klingt ihre Stimme? Die Interpretation von Körpersprache ist also situationsabhängig.
Was aber kann man aus der Körpersprache eigentlich ablesen? Viele Menschen fragen hier nach, obwohl sie es selbst unentwegt tun: Sie nehmen die körperlichen Signale anderer wahr, verarbeiten diese und ziehen Rückschlüsse daraus. Diese Rückschlüsse basieren auf den Erfahrungen, die sie im Laufe ihres Lebens im Allgemeinen oder konkret mit dieser Person gemacht haben. Eine richtige oder auch falsche Interpretation kann es dabei genauso geben wie auf der sprachlichen Ebeneauch. Die Frage, wann die Interpretation eines körpersprachlichen Ausdrucks „richtig“ oder „falsch“ ist, lässt sich aber nicht pauschal beantworten. Das kann nur aus der jeweiligen Situation mit dem jeweiligen Gegenüber erschlossen werden.
Der Körper als Ausdrucksmittel
Alles, was Ihr Gesprächspartner bei Ihnen sieht, gehört zu Ihren körpersprachlichen Ausdrucksmitteln. Sie nutzen diese täglich. Wie Sie stehen, wie Sie jemanden anschauen, wie Sie sich hinsetzen, wie viel Raum Sie einnehmen, wie klein oder breit Sie sich machen oder wie viel Spannung Ihr Körper ausdrückt. Dazu gehört auch, wie Sie mit Ihrem Gesichtsausdruck und Ihren Gesten das, was Sie sagen oder hören begleiten. Wie Sie Ihren Körper– meist unbewusst – als Instrument im Gespräch nutzen, hat durchaus Einfluss auf die Wirkung dessen, was Sie sagen.
Sich Gehör verschaffen
Beispiel: Zu wenig Wirkung
Teambesprechung in der wenig hierarchisch orientierten Projektgruppe einer Multimedia-Agentur. Christa Selzer, anerkanntermaßen kompetent und erfahren in diesem Metier, ist unzufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Projekts und möchte Änderungen in der Vorgehensweise vorschlagen. Die Sache ist ihr unangenehm, weil sie dadurch auch Kritik an Kollegen üben muss; andererseits ist es ihr so wichtig, dass sie es nicht so einfach weiterlaufen lassen will.
So bringt sie ihre Änderungsvorschläge ein, sachlich fundiert, konkret, inhaltlich verständlich. Sie spricht leise und schnell, versucht, niemanden direkt anzusehen, sitzt nach vorne gebeugtmit hängenden Schultern. Nachdem sie ihre Rede beendet, bleibt die Reaktion der Mitarbeiter aus. Kurz darauf diskutiert die Runde bereits über ein anderes Thema.
Warum ist Christa Selzer mit ihrem Anliegen „untergegangen“? Sie sprach relativ leise, vielleicht weil es ihr unangenehm war, als „Besserwisserin“ aufzutreten. Sie suchte wenig Blickkontakt zu ihren Kollegen, weil sie niemandem Vorwürfe machen wollte. Da sie nicht aufgerichtet saß, erschien sie kleiner als sie ist. Ihr ganzes Auftreten wirkte deshalb zögerlich und entschuldigend. Der Ernst ihrer Kritik und ihres Anliegens wurde weder durch ihre Körperhaltung noch durch entsprechende Energie beim Sprechausdruck vermittelt. Bei den Kollegen entstand nicht
Weitere Kostenlose Bücher