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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Alles
lief wie am Schnürchen. Sie prügelten ein Geständnis aus ihm
heraus, das Ganze dauerte gerade einmal fünfzehn Stunden, da hatten
sie ihre Schlagzeile: >Donte Drumm gesteht<. Bingo! Und da
passierte ein Wunder mit Ihrem Gedächtnis. Plötzlich erinnerten Sie
sich, dass Sie einen grünen Van gesehen hatten, wie die Drumms
einen besitzen, der auf verdächtige Weise über den Parkplatz führ.
Was für ein Van war es, Joey, von dem Sie der Polizei drei Wochen
später erzählten?“
    „ Ich habe einen grünen Van gesehen.“
    „ War es ein Ford, oder haben Sie sich bloß für den Ford
entschieden, weil die Drumms einen hatten? Haben Sie wirklich einen
jungen schwarzen Mann am Steuer gesehen, oder haben Sie sich das
ausgedacht?“
    Um nicht antworten zu müssen, stopfte sich Joey eine halbe
Quesadilla in den Mund und begann, langsam zu kauen. Dabei sah er
zu anderen Gästen hinüber, die seinen Blick aber nicht
erwiderten.
    Pryor aß eine Gabel voll und setzte dann nach. Seine dreißig
Minuten waren bald abgelaufen. „Hören Sie, Joey“, sagte er in
wesentlich sanfterem Ton, „wir könnten noch stundenlang so
weitermachen. Aber deshalb bin ich nicht hier. Ich bin hier, um
über Donte zu sprechen. Sie waren befreundet, Sie sind zusammen
aufgewachsen, Sie waren Mannschaftskameraden - fünf Jahre lang,
nicht wahr? Sie haben viele Stunden zusammen auf dem Footballfeld
verbracht. Sie haben zusammen gesiegt und zusammen verloren.
Verdammt, im letzten Schuljahr waren Sie beide sogar Co-Kapitäne.
Denken Sie an seine Familie, seine Mutter, seine Brüder und die
Schwester. Überlegen Sie, was für dramatische Folgen es für die
Stadt hat, wenn er hingerichtet wird. Donte hat niemanden
umgebracht. Er war von Anfang an ein Opfer der Justiz.“
    „ Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Einfluss
habe.“
    „ Ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Die Gerichte lässt
es ziemlich kalt, wenn Zeugen viele Jahre nach dem Prozess und
wenige Stunden vor der Hinrichtung plötzlich ihre Meinung ändern.
Sie, Joey, geben uns eine eidesstattliche Erklärung, wir sausen
damit sofort zum Gericht und machen ordentlich Wirbel. Die Chancen
stehen alles andere als gut. Aber wir müssen es versuchen. An dem
Punkt, an dem wir jetzt stehen, müssen wir alles
versuchen.“
    Joey rührte mit dem Röhrchen in seinem Glas herum und trank
einen Schluck. Er wischte sich den Mund mit einer Papierserviette
ab und sagte: „Wissen Sie, es ist nicht das erste Mal, dass ich
dieses Gespräch führe. Mr. Flak hat mich vor Jahren angerufen und
mich gebeten, bei ihm im Büro vorbeizukommen. Das war lange nach
dem Prozess. Ich denke, er war bei den Vorbereitungen für die
Berufung. Er hat mich angefleht, meine Aussage zu ändern und seine
Version zu erzählen. Ich habe ihn zum Teufel geschickt.“
    „ Ich weiß. Ich arbeite auch schon ziemlich lange an dem
Fall.“
    Nachdem er die Hälfte der Quesadillas vertilgt hatte, verging
Joey plötzlich der Appetit. Er schob den Teller weg und zog den
Cocktail näher heran. Langsam rührte er mit dem Röhrchen herum und
sah zu, wie sich die Flüssigkeit im Glas drehte.
    „ Inzwischen ist alles anders, Joey“, sagte Pryor leise, aber
eindringlich. „Für Donte ist das Spiel fast vorbei. Wir stehen kurz
vor dem Ende des letzten Viertels.“
     
    Der dicke braune Füller, der weithin sichtbar aus Pryors
Hemdtasche ragte, war in Wirklichkeit ein Mikrofon. Daneben steckte
ein echter Kugelschreiber, falls es tatsächlich etwas zu schreiben
gab. Ein dünnes Kabel führte unsichtbar von Pryors Hemd in seine
linke Hosentasche, wo er das Handy aufbewahrte.
    Dreihundert Kilometer entfernt hörte Robbie zu. Er saß allein
in seinem Büro, neben einem Telefon mit Freisprechfunktion, das
alles aufnahm.
    „ Haben Sie ihn je Football spielen sehen?“, fragte
Joey.
    „ Nein“, antwortete Pryor. Ihre Stimmen waren klar und deutlich
zu vernehmen.
    „ Er war was Besonderes. Er walzte über das Spielfeld wie
Lawrence Taylor, schnell und furchtlos. Er konnte einen Angriff
ganz allein abwehren. Wir haben im zweiten und dritten Jahr zehn
Spiele in Folge gewonnen, nur das Marshall-Team haben wir nie
besiegt.“
    „ Warum haben ihn die wichtigen Schulen nie angefragt?“, wollte
Pryor wissen. Ja, bring ihn zum Reden, dachte Robbie.
    „ Wegen seiner Größe. Er hörte in der zehnten Klasse auf zu
wachsen und kam nie über hundert Kilo. Zu wenig für die
Longhorns.“
    „ Sie sollten ihn jetzt mal sehen“, sagte

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