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Geständnis

Titel: Geständnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bernd
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Verbrechen und gab zu, ihre Leiche in den Red River
geworfen zu haben.
     
    Robbie Flak und Detective Kerber verband eine herzliche
Feindschaft. Im Laufe der Jahre waren sie im Zusammenhang mit
Kriminalfällen mehrmals heftig aneinandergeraten. Kerber hasste den
Anwalt ebenso wie all die anderen zwielichtigen Rechtsverdreher,
die sich nicht zu schade waren, sich auf die Seite von Verbrechern
zu schlagen. Flak hingegen betrachtete Kerber als gefährliches
Subjekt mit Polizeimarke und Waffe, als brutales Großmaul und
kriminellen Cop, der für einen Schuldspruch vor nichts
zurückschreckte. Bei einem legendär gewordenen Zusammentreffen vor
Gericht hatte Flak dem Kriminalbeamten eine Falschaussage
nachgewiesen und ihn dann vor der versammelten Jury „Scheißlügner“
genannt.
    Dass Robbie dafür wegen ungebührlichen Verhaltens im
Gerichtssaal verwarnt wurde und sich bei Kerber und den
Geschworenen entschuldigen und fünfhundert Dollar Ordnungsstrafe
entrichten musste, nahm er gern in Kauf. Sein Mandant wurde für
nicht schuldig befunden, und das war alles, was für ihn zählte. In
der Geschichte der Juristenvereinigung von ehester County hatte es
noch nie einen Rechtsanwalt gegeben, der vor Gericht öfter verwarnt
worden war als Robbie Flak. Ein Rekord, auf den er ziemlich stolz
war.
    Sobald er von Donte Drumms Verhaftung erfuhr, führte Robbie
ein paar hektische Telefonate und machte sich anschließend auf den
Weg in das schwarze Viertel von Slone, eine Gegend, die er gut
kannte. Begleitet wurde er von Aaron Rey, der früher zu einer Gang
gehört und wegen Drogenhandels eingesessen hatte und jetzt in der
Kanzlei Flak angestellt war - als Bodyguard, Laufbote, Chauffeur,
Ermittler und alles, was Robbie Flak gegebenenfalls sonst noch
benötigte. Rey trug stets mindestens zwei Waffen am Körper und zwei
weitere in einer Tasche, und zwar ganz legal, da ihm dank Mr. Flak
alle bürgerlichen Rechte wieder zugesprochen worden waren. Sogar
wählen durfte er. Robbie Flak hatte in Slone und Umgebung jede
Menge Feinde. Aber alle kannten Aaron Rey.
    Drumms Mutter arbeitete im Krankenhaus, sein Vater fuhr Lkw
für eine Sägemühle im Süden der Stadt. Sie wohnten mit ihren vier
Kindern in einem kleinen weißen Holzhaus mit beleuchteter
Weihnachtsdekoration in den Fenstern und Girlande am Eingang. Ihr
Pastor traf kurz nach Robbie ein. Sie redeten stundenlang. Die
Eltern waren verwirrt, verzweifelt, wütend und verrückt vor Angst.
Und sie waren dankbar, dass Rechtsanwalt Flak gekommen war. Sie
hatten keine Ahnung, was sie unternehmen sollten.
    „ Ich kann mich um die Angelegenheit kümmern“, bot Robbie an.
Sie waren einverstanden.
    Neun Jahre später kümmerte er sich immer noch
darum.
     
    Am Montag, dem 5. November, traf Robbie schon früh am Bahnhof
ein. Er hatte das Wochenende durchgearbeitet und fühlte sich alles
andere als erholt. Seine Stimmung war düster und lustlos. Die
kommenden vier Tage würden hektisch und chaotisch werden, die
Ereignisse würden sich überschlagen - geplante und unvorhergesehene
-, und wenn sich am Donnerstagabend um achtzehn Uhr der Staub
legte, würde er aller Wahrscheinlichkeit nach in einer überfüllten
Zeugenkammer des Gefängnisses von Huntsville stehen und Roberta
Drumm die Hand halten, während der Staat Texas ihrem Sohn
Chemikalien verabreichte, die selbst ein Pferd töten
würden.
    Er wusste, was auf ihn zukam, denn er war schon einmal dort
gewesen.
    Er stellte den Motor seines BMW ab, war aber nicht in der
Lage, den Sicherheitsgurt zu lösen. Die Finger um das Lenkrad
gekrallt, starrte er durch die Windschutzscheibe, ohne etwas zu
sehen.
    Neun Jahre lang hatte er für Donte Drumm alles gegeben. Er
hatte einen Feldzug geführt wie nie zuvor in seinem Leben und in
dem absurden Mordprozess wie ein Löwe gekämpft. Er hatte in den
Berufungs- und Revisionsverhandlungen die Gerichte beleidigt. Er
hatte mit seiner Berufsehre gespielt und Gesetze gebeugt. Er hatte
bissige Artikel geschrieben, in denen er immer wieder auf die
Unschuld seines Mandanten hinwies. Er hatte teure Gutachter
bezahlt, um neue Theorien zu entwickeln, die niemanden
interessierten. Er hatte den Gouverneur so lange genervt, bis seine
Anrufe nicht mehr angenommen wurden, nicht einmal mehr von den
untersten Mitarbeitern. Er hatte Politiker, Solidaritätsgruppen,
religiöse Gruppen, Anwaltskammern, Anwälte für Zivilrecht, die
amerikanische Bürgerrechtsunion, Amnesty International und Gegner
der Todesstrafe mobilisiert -

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