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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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beobachte ich Daniela. Nein, sie ist nicht abgestoßen, sie schaut eher neugierig. Dann bückt sie sich, nimmt die Hose aus dem Koffer und reicht sie mir. Sie macht also mit, ein bisschen wenigstens, das ist ja schon mal was.
    Ich fange an, die Hose über die Beine zu streifen, auch das geht ganz gut alleine. Man muss an den Knien etwas ruckeln, doch dann kommt der Po, und da ist es immer gut, wenn jemand hilft.
    Also schaue ich kurz in Danielas Richtung, und die bemerkt meinen Blick sofort.
    »’tschuldigung«, sagt sie, und schon ist sie zur Stelle und hilft mir, den Hosenbund über die Hüften zu ziehen.
    Für mich ist das nichts Besonderes, ich weiß, wie sich Leichen anfühlen. Aber wie wird Daniela darauf reagieren? Bis jetzt hat sie nur am Stoff gezogen, jetzt aber müssen wir ihm das Hemd anziehen, und dazu muss man den Verstorbenen anfassen.
    Sie soll das aber tun, sie soll im wahrsten Sinne des Wortes begreifen, dass Beat tot ist.
    Um einem Verstorbenen ein Hemd anzuziehen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Um es jetzt so einfach wie möglich zu halten und Daniela zu ersparen, dass wir Beat komplett aufrichten und ihm die Arme nach hinten biegen müssen, entscheide ich mich dafür, das Hemd hinten aufzuschneiden.
    »Ich schneide das Hemd jetzt hinten auf, dann können wir es ihm besser anziehen«, erkläre ich, und Daniela nickt mit großen Augen und meint nur: »Das ist in Ordnung, es ist ja nur zum Liegen.«
    Ich knöpfe das Hemd vorne also zu, nur die oberen drei Knöpfe lasse ich offen. Dann schneide ich das Hemd hinten der Länge nach bis unter den Kragen auf. Jetzt kann das Hemd von vorne übergestreift werden. »Stecken Sie ihre Hand durch einen Hemdärmel und dann greifen Sie einfach Beats Hand und ziehen den Arm durch den Ärmel.«
    Daniela nickt, und wir tun synchron dasselbe, sie links, ich rechts; und immer beobachte ich sie aus den Augenwinkeln, ich will ihr ja auch nicht zu viel zumuten. Doch sie ist tapfer, zögert nicht einmal in dem Moment, als sie Beats kalte Hand berührt.
    Drei Sekunden später sind die Arme durch die Hemdärmel gezogen.
    Ich erkläre, wie es weitergeht: »Sie nehmen jetzt beide Hände und heben die Arme von Beat ganz hoch, dadurch bekomme ich hier oben am Kragen genug Spielraum, damit ich ihn über den Kopf ziehen kann.«
    Sie hebt, ich ziehe, und ganz kurz darauf hat Beat sein Hemd an. Die Seitenteile stopfe ich an den Seiten etwas fest, Daniela knöpft noch zwei Knöpfe zu und zieht das Hemd glatt. Das hatte ich ihr nicht gesagt, das tut sie aus eigenem Antrieb; gut so.
    Wir stecken das Hemd noch in die Hose, zupfen noch mal hier und noch mal da, dann lege ich die Decke wieder über den Verstorbenen.
    »Sollen wir seine Hände falten?«, frage ich, und Daniela überlegt kurz, dann schüttelt sie den Kopf: »Nö, Beat war nicht fromm.«
    Ich lege seine Arme auf die Decke, lege die Hände nur ineinander, und dann stehen wir da und schauen ihn an.
    Daniela macht einen sehr zufriedenen Eindruck.
    »Wollen wir jetzt die restlichen Sachen aus dem Koffer holen?«, frage ich und bin erstaunt, als sie den Kopf schüttelt.
    »Nein«, sagt sie, »kann ich das heute Nachmittag machen?«
    Sie hat die Regie übernommen, das ist genau das, was ich erreichen wollte!
    Ich ziehe mich auf den Gang zurück und lasse sie mit ihrem Mann allein. Sie steht nur da, schaut ihn an, und sie hat begriffen, dass er tot ist. Sie hat ihm seine Sachen gerichtet, so wie eine Frau es tut, wenn ihr Mann auf eine Reise geht.
    Es wird seine letzte Reise sein, und ich glaube, dass Daniela das jetzt klargeworden ist.

    Räto, Danielas Schwiegervater, sitzt mir gegenüber. Er möchte wissen, was geplant ist, denn er sieht es als Selbstverständlichkeit an, dass er die Beerdigungskosten für seinen Sohn bezahlt.
    Ich sage ihm, dass Daniela und ich noch gar nicht näher über den Ablauf gesprochen haben. Das hat auch keine Eile, denn inzwischen hat mir Daniela zu verstehen gegeben, dass es eine Feuerbestattung werden soll. Sie möchte keine Witwe sein, die über zwanzig Jahre einige Quadratmeter Friedhof pflegen muss. Ein kleines Grab für eine Urne tut es auch, hat sie gesagt.
    Räto hebt nur die Schultern und lässt sie seufzend wieder sinken: »Soll mir recht sein. Ich gehe da sowieso nicht hin.«
    »Nein?«
    »Nein, Daniela ist schuld, dass Beat die Organspende verweigert hat. Die mit ihren medizinischen Kenntnissen, das muss von der gekommen sein. Ich hätte mir ja sogar ein Herz herausgerissen, um

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