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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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abwehrende Handbewegung und pocht mit dem Finger dann auf den Tisch.
    »Warum soll denn da keiner kommen?«
    Frau Eisner sagt nur: »Weil er sich da nicht wohl gefühlt hat.«
    Mehr nicht. Das ist alles.
    Ich will sie auch nicht quälen oder ausfragen, stattdessen erkläre ich ihnen, wie es weitergeht, dass sie jetzt zum Friedhof gehen sollten, um ein passendes Grab herauszusuchen. Ein paar Sachen sind noch zu besprechen, das machen wir, und dann lasse ich mir noch die Unterlagen unterschreiben, und wir vereinbaren, dass die Eisners am nächsten Tag wiederkommen, um mir ein Foto von Jens zu bringen, das wir vergrößern und bei der Trauerfeier vor der Urne aufstellen können.
    Herr Eisner zückt die Brieftasche und will alles gleich bezahlen, ich winke ab und weise ihn darauf hin, dass wir die Endsumme erst wissen, wenn das Grab ausgesucht wurde. Er besteht aber darauf, wenigstens schon mal tausend Euro dazulassen, und ich schreibe ihm eine Quittung. Dann gehen sie.

    Zehn Tage später. Inzwischen hat die Beisetzung von Jens stattgefunden.
    Am Tag der Urnentrauerfeier stand die Messingurne vorne in der Trauerhalle des Friedhofs auf einer blumengeschmückten Säule.
    Im Laufe des Morgens waren noch etliche Blumenspenden eingetroffen, deutlich mehr, als das Ehepaar Eisner erwartet hatte. So deutete sich für uns schon an, dass da mehr Leute kommen würden als ursprünglich angenommen.
    Etwa zehn Leute standen etwas abseits in einer Gruppe und hatten einen Kranz dabei. Die Kranzschleife wies sie als Arbeitskollegen von der Stadtverwaltung aus. Das waren also die Leute, die Herr Eisner auf keinen Fall bei der Trauerfeier dabeihaben wollte.
    Wir hatten keine entsprechenden Instruktionen, und deshalb bestand für uns keine Veranlassung, die Leute wegzuschicken. Ich blickte ein paarmal zu Herrn Eisner hinüber und bemerkte, dass er die Leute angeschaut und wahrgenommen hatte. Wenn er nichts unternahm, warum sollten wir uns einmischen?

    Mich haben schon häufiger Leute gefragt, wie es sich denn der Bestatter anmaßen könne, über die Teilnahme an der Trauerfeier zu entscheiden.
    Macht er ja gar nicht. Jeder Bestatter ist froh, wenn die Feierlichkeiten reibungslos und ohne größere Störung ablaufen. Schon deshalb wird es ihm immer fernliegen, in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Trauerfeier große Streitereien und Diskussionen auszulösen. Aber manchmal gibt es eben so Fälle, da möchte man bestimmte Leute nicht dabeihaben, weil von ihrer Teilnahme eben die Störung der Feierlichkeiten zu erwarten wäre.
    In unserer eigenen Feierhalle habe ich sowieso das Hausrecht. In den Trauerhallen auf den Friedhöfen ist es so, dass wir notfalls stellvertretend für den Auftraggeber das Hausrecht wahrnehmen und erforderlichenfalls auch mit Polizeigewalt durchsetzen.
    Anders als viele glauben, sind Trauerhallen keine öffentlichen Gebäude, sondern Zweckgebäude, die den Betroffenen gegen Bezahlung für einen bestimmten Zweck zur Verfügung gestellt werden. Und Trauerfeiern sind schon gar nicht öffentlich, als dass jeder das Recht hätte oder einen Anspruch darauf, da einfach teilzunehmen.
    Normalerweise wird man aber selbst dann als Angehöriger kein Theater machen, wenn zur Trauerfeier auch unliebsame Gäste kommen. Das nimmt man hin, ärgert sich vielleicht darüber, dass »ausgerechnet der die Stirn hatte, da aufzutauchen«, macht aber weiter keinen Wirbel. Besser ist das so.
    Am allerbesten ist es aber, wenn die Hinterbliebenen solche Erwartungen vorher ansprechen. Dann kann ein umsichtiger Bestatter schon viel tun, um die Konfliktparteien zu trennen, etwa durch geschickte Plazierung in der Trauerhalle oder das Reservieren von Sitzreihen.

    Die Gäste hatten Platz genommen, und die Trauerfeier stand kurz vor dem Beginn, da stand einer der Männer aus dem Kreis der Arbeitskollegen von seinem Platz in der vordersten Reihe der linken Seite auf, knöpfte sich sein Jackett zu, zückte ein kleines weißes Zettelchen und ging zu Herrn Eisner. Dann stellte er sich steif vor diesem auf und sprach kurz mit ihm.
    Aha, dachte ich, das wird wohl einer der Kollegen oder eventuell sogar einer der Vorgesetzten sein, der nun anfragt, ob er eine kurze Rede halten darf. Ich wusste ja, dass die Eisners ein gespanntes Verhältnis zur Arbeitsstätte ihres Sohnes hatten, und schaute neugierig hinüber. Was würde Herr Eisner tun?
    Nun, ich hatte damit gerechnet, dass Eisner kurz und heftig den Kopf schüttelt, immerhin hatte er von der

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