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Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig

Titel: Gestatten, Bestatter! - Bei Uns Liegen Sie Richtig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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nicht.«
    Herr Eisner ergreift das Wort: »Sie haben da vorhin so was gesagt, dass man auch eine Urnentrauerfeier machen kann. Wie war das noch mal ganz genau? Ich glaube, das wäre genau das Richtige für uns. Dann käme doch eine Feuerbestattung in Frage.«
    »Nun, bei einer normalen Beerdigung steht ja der Sarg in der Trauerhalle, alle Trauergäste nehmen dort an der Trauerfeier teil, und anschließend begleiten sie den Sarg zum Grab, wo dann die Beerdigung stattfindet. Ein gemeinsamer Gang, ein Weg. Bei einer Feuerbestattung sieht das in den meisten Fällen anders aus. Da steht auch der Sarg in der Halle, es gibt ebenfalls eine Trauerfeier, aber dann ist alles ziemlich abgeschnitten. Die Trauerfeier endet, der Sarg bleibt stehen und wird später ins Krematorium gebracht. Eine oder zwei Wochen später ist dann erst die Beisetzung der Urne. Man muss wieder auf den Friedhof, geht zum Grab, hat also zwei schwere Gänge auf den Friedhof. Besser finde ich persönlich die Urnentrauerfeier. Wir würden Jens, wenn Sie sich dann für eine Feuerbestattung entscheiden würden, schon sehr bald ins Krematorium bringen und dafür sorgen, dass die Urne recht zügig zur Verfügung steht. In etwa acht bis zehn Tagen könnte dann auf dem Friedhof eine Trauerfeier stattfinden. Vorne steht dann statt des Sarges die Urne, alle Trauergäste nehmen an der Trauerfeier teil und begleiten dann die Urne zum Grab und nehmen an der Beisetzung teil. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen braucht man für die Einäscherung keinen besonderen Sarg nehmen, das einfachste Modell genügt, denn den Sarg sieht ja niemand. Zum anderen hat man nur einen schweren Gang auf den Friedhof, weil alles zusammen passiert, diese einsame Urnenbeisetzung entfällt.«
    »So machen wir das!«, sagt Frau Eisner, blickt ihren Mann an und sagt: »Dieter, ich will da vorne keinen Sarg stehen haben, ich könnte den Gedanken nicht ertragen, dass da Jens drinliegt. Bei einer Urne ist das irgendwie was anderes.«
    Er nickt, und ich mache das Kreuz bei »Feuer«.
    »Ich muss dann jetzt auch keinen Sarg raussuchen, oder?«, will Frau Eisner wissen, und ich schüttele den Kopf: »Nein, müssen Sie nicht. Vielleicht die Urne …«
    »Jens liebte alles was silbern ist, haben sie so was?«, fragt Jens’ Vater, und ich schlage im Katalog die Seite mit der glänzenden Messingurne auf. Die beiden schauen sich an, nicken sich zu, und Herr Eisner sagt: »Exakt, genau die ist es.«
    Ich finde die Messingurne auch sehr schön, aber leider wollen die wenigsten Kunden sie kaufen. Wegen ihrer glänzenden Oberfläche sagen die Leute im Ausstellungsraum immer, sie sähe aus wie ein Sportpokal. Und bevor die Eisners hinterher dann enttäuscht sind, gehe ich nach nebenan und hole die Urne, um sie ihnen zu zeigen.
    Da steht sie nun auf dem Sideboard, die Eisners betrachten sie und sind beide der Meinung, dass es genau die richtige Urne für ihren Sohn ist. Herr Eisner sagt: »Dass da ein ganzer Mensch reinpasst …«
    Seine Frau weint und fügt hinzu: »… ein ganzes Leben.«
    »Wir haben keine Ahnung, warum Jens das gemacht hat«, sagt er, und das ist alles, was er über Jens sagen will. Er wischt die Gedanken an ihn mit einem Ruck, der durch seinen Körper geht, einfach fort und fragt: »Was ist denn jetzt an Formalitäten zu erledigen?«
    Ich erkläre ihnen alles, wir besprechen den Termin, das mit dem Pfarrer und den Blumenschmuck. Eine Anzeige wollen die Eisners auf gar keinen Fall in der Zeitung haben, da würde bestimmt ab morgen genug in der Zeitung stehen, und sie wollen keinen Wirbel. »Die paar Leute, die das was angeht, die ruf ich selber an«, bestimmt Herr Eisner.
    Mein Formular ist noch halb leer, und ich frage die einzelnen Positionen ab.
    Schließlich komme ich an die Stelle, an der ich eintrage, welchen Beruf der Verstorbene hatte, und das ist die entscheidende Stelle.
    »Warum müssen Sie das denn wissen?«, fragt Dieter Eisner und klingt aufgebracht.
    »Also, wir wollen auf keinen Fall, dass da von der Arbeit jemand kommt«, sagt seine Frau, und ich merke, dass es da etwas gibt, was die beiden sehr aufregt.
    Ich versuche sie zu beruhigen und erkläre ihnen, dass ich diese Angabe für das Standesamt benötige und sie sich keine Gedanken zu machen brauchen.
    »Jens war gerade dabei, sich auf die Verwaltungsprüfung vorzubereiten. Er wäre Verwaltungsfachangestellter bei der Stadtverwaltung geworden. Aber bitte, von der Arbeit soll einer kommen.« Herr Eisner macht eine

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