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Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)

Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)

Titel: Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
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es im Haus vergessen hatte.
    „Atmet er?“ Die feste Männerstimme hinter ihr ließ sie herumfahren. Es war Santo, der schon das Handy am Ohr hatte, um den Notarzt zu rufen. Sie war so erleichtert, ihn zu sehen, dass sie nicht einmal fragte, was er hier zu suchen hatte.
    „Sie schicken einen Helikopter.“ Er beugte sich über ihren Großvater und legte zwei Finger an dessen Halsschlagader. „Kein Puls.“
    Verzweifelt rieb sie die schlaffe kalte Hand des alten Mannes. „Nonno …!“
    „Er hört dich nicht. Rück zur Seite, damit ich ihm helfen kann.“ Santos Ton ließ keinen Widerspruch zu.
    Im selben Moment kam Luigi mit einem kleinen Koffer in der Hand in die Küche gestürmt. „Hier, Boss.“
    „Öffne sein Hemd, Fia.“
    „Aber …“
    „Na los! Tu, was ich dir sage.“ Santo öffnete den Koffer und drückte eine Taste.
    „Was hast du vor?“ Sie fummelte hektisch an den Hemdknöpfen herum, bis Santo ihre Hand wegstieß und das Hemd kurzerhand aufriss.
    „Weg mit dir.“ Schnell und geschickt entfernte er die Schutzfolie von zwei Elektroden und platzierte sie auf der nackten Brust ihres Großvaters. Er hat alles unter Kontrolle, registrierte sie halb benommen vor Angst. Wie immer.
    „Weißt du überhaupt, wie man so ein Ding bedient?“
    „Das Ding ist ein Defibrillator.“ Konzentriert folgte er den Anweisungen der Computerstimme, die aus dem Gerät kam. „Und ja, ich kann damit umgehen.“
    „Du willst ihm einen Elektroschock versetzen?“, fragte sie erschrocken, als ihr klar wurde, dass das Leben ihres Großvaters in den Händen eines Mannes lag, der keinerlei Sympathie für ihn hegte. „Was, wenn du ihn umbringst?“
    Santo musterte sie gereizt. „Dieses Gerät funktioniert über einen eingebauten Mikrochip. Ich glaube kaum, dass es sich von persönlichen Rachegelüsten beeinflussen lässt. Jetzt lass ihn los.“
    Widerstrebend rückte sie von ihrem Großvater ab.
    Kurz nachdem Santo den rettenden Schock ausgelöst hatte, trafen der Notarzt und die Sanitäter ein. Dann ging alles ganz schnell. Wie durch einen Nebelschleier bekam Fia mit, wie der alte Mann stabilisiert, auf eine Trage verfrachtet und in den Helikopter verladen wurde. Santo, kühl und beherrscht, wich nicht von ihrer Seite.
    Er rief einen renommierten Kardiologen an und bat ihn, Guiseppe Baracchis Behandlung zu übernehmen. Er erklärte sich bereit, Fia persönlich zum Krankenhaus zu fahren. Er tauschte sogar mit Luigi den Wagen, weil Lucas Kindersitz nicht in seinen Lamborghini passte und sie das Kind nicht allein lassen konnten.
    „Hat er irgendein Lieblingsspielzeug?“, fragte er, als er den schlaftrunkenen Luca in seinem Sitz auf der Rückbank von Luigis familientauglichem Kombi anschnallte.
    Als Fia ihn nur verständnislos ansah, setzte er ungeduldig hinzu: „Meine Nichte kann nicht ohne ihr Schmusetuch einschlafen. Hat er so etwas?“
    Beschämt, dass sie nicht selbst darauf gekommen war, lief sie ins Haus zurück, um Lucas geliebte Stoffgiraffe und ein paar Anziehsachen in eine Tasche zu stopfen.
    Auf der Fahrt zum Krankenhaus, die sie größtenteils schweigend zurücklegten, war sie zum ersten Mal froh über den rasanten Fahrstil der Sizilianer. Dort angekommen, ließ Santo die Hände am Lenkrad und starrte düster auf den Eingang zur Notaufnahme, während Fia bereits ihren Gurt löste.
    „Kein Grund zur Eile, sie lassen dich jetzt sowieso nicht zu ihm. Du kannst genauso gut im Wagen warten.“ Er stellte den Motor ab. Sein Gesicht wirkte müde und angespannt. „Das Warten ist das Schlimmste.“
    Fia fiel ein, dass sein Vater vor vielen Jahren plötzlich und überraschend an einem Herzanfall gestorben war. Vermutlich war auch er hier eingeliefert worden.
    „Geht es dir gut?“, fragte sie mitfühlend, obwohl es doch ihr Großvater war, der gerade in Lebensgefahr schwebte. Und Santo würde ihr sicher nicht sein Herz ausschütten. Schließlich waren sie kaum mehr als Fremde füreinander.
    Nur dass ein Fremder nicht diese verwirrenden Gefühle in ihr geweckt hätte, die Santo in ihr weckte. Selbst jetzt, in dieser grässlichen Situation, verursachte ihr seine körperliche Nähe ein Prickeln auf der Haut und ein verräterisches Flattern im Magen.
    Sein brütendes Schweigen war schlimmer als jeder Zornausbruch.
    „Ich muss mich bei dir bedanken“, sagte sie nervös. „Fürs Mitnehmen und … für deine Erste Hilfe. Ich bin froh, dass du genau zum richtigen Zeitpunkt da warst, obwohl ich nicht verstehe …“

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