Gestohlene Stunden des Glücks (Julia) (German Edition)
das nächste Problem auf sie: Santos absurder Heiratsantrag. Welche Frau bei klarem Verstand würde einen Mann heiraten, der so zu ihr stand wie Santo zu ihr?
Obwohl sie ihm schlecht vorwerfen konnte, dass er sich so vehement für sein Kind einsetzte. Sie wünschte, ihre Eltern hätten dasselbe für sie getan. Wie konnte sie Luca einen festen Platz in der Familie verwehren, die sie selbst immer bewundert hatte?
Wenn sie sich auf Santos Bedingungen einließ, würde Luca als Ferrara aufwachsen, wohlbehütet im Kreise einer großen Familie. Er hätte das Leben, von dem sie immer geträumt hatte.
Doch dafür würde sie einen hohen Preis bezahlen müssen. Denn auch sie würde sich den Ferraras anschließen müssen, ohne jemals wirklich dazuzugehören. Sie wäre geduldet, aber nicht willkommen. Die ewige Außenseiterin.
Und sie müsste ihr Leben an der Seite eines Mannes verbringen, der sie nicht liebte. Der ihr übel nahm, was sie getan hatte.
Konnte das gut für Luca sein?
Nein!
Entschlossen, Santo seinen verrückten Plan auszureden, kehrte sie in ihr Restaurant zurück, wo bereits hektische Aktivität herrschte. Egal, ob für sie gerade die Welt zusammenbrach oder nicht, das Leben ging weiter. Hier in ihrem kleinen Paradies, wo nur wenige Schritte entfernt das Meer in der Sonne glänzte und die Wellen sich plätschernd am Strand brachen, hätte sie eigentlich ihre innere Ruhe wiederfinden müssen. Doch nie war sie nervöser gewesen als an diesem Morgen.
„Hey, Boss!“ Ben kam herein und hievte eine Kiste auf den Tresen. „Ich habe gamberi auf die Tageskarte gesetzt, einverstanden?“
„Ja, gut.“ Mechanisch überprüfte sie das Obst und Gemüse aus der Region, das täglich frisch angeliefert wurde. Es war alles wie immer, und doch war alles anders. „Sind die Avocados gekommen?“
„Ja, prima Qualität. Alles klar bei dir?“ Natürlich steckte mehr hinter Bens beiläufiger Frage. Er wollte wissen, was zwischen Santo und ihr vorgefallen war, doch sie ging nicht darauf ein.
„Wo ist mein Großvater?“
„Im Haus, nehme ich an. Ach, Luca kann übrigens ein neues Wort“, verkündete er grinsend. „ Gamberi. Gina und ich haben ihn mit zum Hafen genommen. Er war ganz vernarrt in die Tintenfische und wollte sie unbedingt mit nach Hause nehmen. Was wir auch taten, allerdings ohne ihm zu sagen, dass wir sie kochen und den Gästen zum Wein servieren.“
Fia lächelte matt. Luca war hier zwischen diesen Menschen aufgewachsen. Er war ein fröhliches, zutrauliches Kind. Das emotionale Auf und Ab, das ihre eigene Kindheit vergiftet hatte, war ihm erspart geblieben. Es brach ihr das Herz, sich vorzustellen, dass es mit seinem beschaulichen Leben bald für immer vorbei sein sollte.
Kaum hatte sie den Gedanken zu Ende gedacht, als Ben beim Blick aus dem Fenster bemerkte: „Ein reichlich früher Mittagsgast. Und reichlich fein angezogen.“
Sie drehte sich um und entdeckte zu ihrem Ärger einen bulligen Mann im dunklen Anzug, der an der Hausecke herumlungerte. Santo hatte ihr bis zum Abend Bedenkzeit eingeräumt, zeigte aber schon jetzt durch einen seiner Leute Präsenz.
„Mach du hier weiter, Ben. Ich regele das.“ Im Hinausgehen zückte sie ihr Handy und wählte die Nummer des Hotels. „Stellen Sie mich zu Ferrara durch … es ist mir egal, ob er in einer Sitzung ist … sagen Sie ihm, Fia Baracchi will ihn sprechen, und zwar flott!“ Sie war so geladen, dass sie nicht gezögert hätte, sich zur Not gewaltsam Zutritt zu seinem ach so wichtigen Meeting zu verschaffen.
„Ich hoffe, du hast einen wichtigen Grund, mich zu stören“, drang Santos sonore Stimme an ihr Ohr.
„Bei mir schleicht ein Typ herum, der aussieht wie ein Mafiaboss.“
„Sehr gut. Der Mann handelt in meinem Auftrag.“
„Und worin genau besteht sein Auftrag?“
„Er ist der Sicherheitschef meiner Firma und führt eine Risikoanalyse durch.“
„Eine was?“
„Denk nach, Fia.“
Seinem kurz angebundenen Ton nach zu urteilen war Santo nicht allein und auch nicht gewillt, seine Privatangelegenheiten vor Publikum zu diskutieren. Bald würde alle Welt erfahren, dass Santo Ferrara einen Sohn hatte, und dann …
„Er soll verschwinden. Er vertreibt meine Gäste.“
„Deine Gäste interessieren mich nicht.“
Sie musterte den Muskelprotz im dunklen Anzug und spielte die Karte aus, mit der sie Santo am ehesten umzustimmen hoffte: „Er wird Luca Angst einjagen.“
„Luigi ist Familienvater und versteht sich großartig mit
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