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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Ann Walker
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Ziegelstein.
    Hatte Johnny womöglich versagt? Waren die Dateien gefunden worden?
    Nur das ergab einen Sinn. Und zum ersten Mal in Alan Aldus’ bisher sorgenfreiem Leben schwebte die Gefahr des persönlichen Scheiterns wie ein Monster mit Giftzähnen über seinem Kopf.
    Frank sah sich im Oval Office um und schüttelte den Kopf.
    Er hätte nicht nur nie im Leben geglaubt, dass er mal in diesem Zimmer mit den antiken Möbeln, den Reliefs und dem echten Ölgemälde von – na, von wem schon? – George Washington sitzen würde, genauso wenig hätte er vermutet, in welcher seltsamen wie illustren Gesellschaft er sich dabei befinden würde.
    Präsident Thompson saß an seinem Schreibtisch und sah sehr ernst und mächtig aus. Seine Stabschefs, darunter auch General Fuller, waren vollständig vertreten. Einige saßen auf den Sofas in der Raummitte, andere standen an den Wänden. General Fuller lief tatsächlich auf und ab und sah wütend genug aus, um das ganze Land auf DEFCON 1 zu setzen.
    Ex-CIA-Agent Dagan Zoelner stand neben der Tür. Er hatte ohne mit der Wimper zu zucken alle Fragen beantwortet, die der Präsident und die Stabschefs ihm gestellt hatten, und seine persönliche Integrität war bei jedem wohldurchdachten Wort durchgeschimmert. Jetzt sah Zoelner aus, als wäre er an jedem anderen Ort der Welt lieber als hier, und seine Körperhaltung ließ vermuten, dass er sich bei der erstbesten Gelegenheit verdünnisieren würde. Frank hatte bemerkt, dass das unverletzte Auge des Mannes nie stillzustehen schien und ständig umherhuschte. Ihm entging weder die kleinste Bewegung noch der unbedeutendste Gesichtsausdruck von einem der Anwesenden. Der Mann war definitiv angespannt, wie die meisten Agenten, aber Frank musste zugeben, dass er fasziniert von ihm war. Zoelners Akte, die er auf dem Flug nach DC gelesen hatte, war definitiv sehr spannend gewesen.
    Dann war da Ghost, der an der hinteren Wand lehnte, noch immer seine lederne Bikerkluft und das blutbefleckte Hemd trug und völlig deplatziert wirkte. Nicht, dass Frank geschniegelt und gebügelt gewesen wäre, Gott bewahre, aber Ghost hätte sich wenigstens ein anderes Hemd anziehen können, bevor er dem
Präsidenten
vorgestellt wurde. Er ging allerdings davon aus, dass dem Mann sein Erscheinungsbild im Moment völlig egal war.
    Ghosts müdes Gehirn war mit etwas ganz anderem beschäftigt, und Frank hatte eine Ahnung, was das sein konnte, da er immer wieder unauffällige Blicke zu Ali warf, die sich die größte Mühe gab, nicht von dem steifen Sessel mit der hohen Lehne zu rutschen, auf dem sie sich niedergelassen hatte. Die Frau war in den letzten Tage förmlich durch die Hölle gegangen. Sie war überfallen worden, war bei zwei verschiedenen Gelegenheiten unter Beschuss geraten, sie hatte blaue Flecken und Abschürfungen davongetragen und überdies noch ihren Bruder verloren.
    Nachdem er von ihrer Lage erfahren hatte, wollte der Verteidigungsminister die Details aus ihrem eigenen Mund hören, weshalb sie bei dieser Besprechung anwesend war.
    Frank war dem Präsidenten dankbar dafür, dass er sie daran teilnehmen ließ, denn die arme Frau verdiente es mehr als jeder andere, mit anzusehen, wie Senator Aldus zur Strecke gebracht wurde.
    Und wo er gerade vom Teufel sprach …
    Ein lautes Klopfen kündigte die ungeduldig erwartete Ankunft des Senators an.
    »Herein«, rief Präsident Thompson mit ruhiger, autoritärer Stimme. Zweifellos hatte ihm dieser Tonfall dabei geholfen, das Vertrauen der Bürger seiner Nation zu gewinnen. Frank musste zugeben, dass er sogar bei ihm seine Wirkung zeigte.
    Als die beiden Agenten des Secret Service einen groß gewachsenen Mann mittleren Alters hereinführten, vergaß er Zoelner, Ghost und Ali, weil er den Senator sofort wiedererkannte. Er hatte Alan Aldus schon ein paarmal in den Abendnachrichten gesehen, wenn er irgendeinen Erfolg verherrlichte oder, was häufiger vorkam, die Fehler der Oppositionspartei schlecht machte.
    Er erinnere sich noch, dass er gedacht hatte, der Mann sei ihm etwas zu aalglatt. Wie sich herausgestellt hatte, waren seine Instinkte richtig gewesen. Senator Aldus war nichts weiter als ein arrogantes Arschloch mit gestelzter Ausdrucksweise und einem schicken Anzug.
    Frank hasste solche Typen.
    »Senator Aldus«, sagte Präsident Thompson, »wir möchten Ihnen einige Fragen stellen.«
    »Ich sage gar nichts«, fauchte Aldus und entzog den Agenten seine Arme. »Ich will meinen Anwalt sprechen!«
    »Gut, Sie

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