Gestohlene Wahrheit
Taschentuch. Sie nutzte es, um wenigstens einige Tränen abzutupfen.
»Wie dem auch sei«, meinte Grigg, »ich schätze, das bedeutet, dass die Kacke am Dampfen ist, dass ihr von meinem kleinen Nebenjob erfahren habt und dass Ali sich daran erinnert hat, dass dieser USB-Stick zu einer ungewöhnlichen Zeit bei ihr angekommen ist.
Mal sehen, ob ich ein wenig Klarheit schaffen kann. Ich bekam gestern einen Anruf von Special Agent Delaney vom FBI. Ich, äh, ich habe ihn vor einer Weile kennengelernt, als Wild Bill und ich diese seltsame religiöse Sekte infiltriert haben, die diese Unmengen von Meth gekocht hat. Du erinnerst dich doch noch daran, Nate? Ich habe dir von ihm erzählt. Der Typ, der gern Prada-Sonnenbrillen und Gucci-Schuhe trägt.«
»Scheiße«, stieß Nate aus, und Ozzie drückte die Pausetaste, während sich alle umdrehten und Nate anstarrten. Er fuhr sich erregt durch das Gesicht, und die Bartstoppeln auf seinem Kinn klangen wie Sandpapier, als seine raue Handfläche darüberstrich. »Ich habe mich nicht an den Namen Delaney erinnert, weil Grigg den Typen immer GQ genannt hat.«
»Woran erinnerst du dich jetzt?«, drängte ihn Frank, dessen graue Augen blutunterlaufen, aber auch äußerst wach aussahen.
»An nicht viel.« Nate schüttelte bedauernd den Kopf und fluchte leise. »Nur daran, dass Grigg sowohl von den Fähigkeiten des Typen als auch von seinem Modegeschmack begeistert war.«
»Hmpf«, meinte Frank, der offensichtlich von keinem Mann begeistert war, der sich für Mode interessierte. Dann drehten sich alle wieder zum Bildschirm um und Ozzie ließ das Video weiterlaufen.
»… also, Delaney ruft mich an und sagt, er hätte einen Job, den nur ich machen kann, weil er niemandem in seinem eigenen Büro oder einer der anderen Abteilungen traut. Er sagt, es sei sehr wichtig, dass ich mit niemandem über die Mission rede, selbst mit euch nicht. Angeblich sei es sehr gefährlich und es seien Elemente im Spiel, die er nicht kontrollieren kann, daher möchte er nur so wenig Menschen wie möglich in Gefahr bringen.« Grigg schüttelte den Kopf und hatte sein wunderbares, lebensbejahendes Grinsen auf den Lippen. »Ich weiß, dass ihr mich im Moment alle verflucht, aber Delaney hätte mich nicht darum gebeten, wenn er nicht in echten Schwierigkeiten stecken würde, was sich«, Griggs Grinsen wurde zu einer anderen Grimasse, »bewahrheitet hat. Aber dazu komme ich später.
Jedenfalls habe ich zugestimmt, den Job zu machen, und so traf ich mich gestern Abend mit Delaney in DC. Dort hat er mir erzählt, dass er vermutet, ein bestimmter Senator, ein gewisser Mr Alan Aldus, würde illegale Waffen an irgendwelche extremen Stämme in Pakistan verkaufen, was natürlich nicht sein darf. Bis jetzt konnte Delaney noch keine Beweise in die Finger bekommen, die er braucht, um den Senator zu verhaften. Lange Rede, kurzer Sinn, Delaney hat Senator Aldus’ Computerpasswort herausgefunden und die Codenamen der Akten mit den Waffenverkäufen. Er brauchte mich, um letzte Nacht bei der Party des Senators als Sicherheitsmann getarnt aufzutauchen und die Dateien zu kopieren. Und nein, Ozzie, das System des Senators ließ sich nicht von außen hacken. Ich habe Delaney diese Frage explizit gestellt. Außerdem habe ich ihn gefragt, warum er das nicht selbst macht, woraufhin er fast durchgedreht ist und meinte, dass er vermutet, der Senator wäre ihm auf die Schliche gekommen, und dass es einige Leute in seiner eigenen Agency gäbe, die von dem Deal wüssten und Aldus in Schutz nähmen. Delaney sagte, er würde beobachtet und beschattet. Die typische Paranoia von Regierungsangestellten, ihr kennt das ja. Dennoch hatte mich der Mann in New Mexico beeindruckt, daher stimmte ich zu, ihm zu helfen, woraufhin wir uns die Hände geschüttelt haben und getrennte Wege gegangen sind.
Der Job war einfach und ging ohne irgendwelche Probleme über die Bühne. Dann ist Delaney nach der Party nicht aufgetaucht, und was finde ich heraus? Der Kerl ist tot. Angeblich ist er hinter dem Steuer eingeschlafen und in den Fluss gerollt.« Grigg verdrehte seine schönen braunen Augen.
»Jetzt sitze ich in der Klemme. Ich habe keine Ahnung, wem ich diese Dateien aushändigen soll. Offensichtlich stecken eine ganze Menge Leute in der Sache drin, und sie ist gefährlich, wenn ich bedenke, was aus Delaney geworden ist. Ich habe keine Ahnung, wer die Finger mit im Spiel hat, aber es müssen einige Leute sein, die ziemlich weit oben sitzen.
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