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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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hilft, unsere Ängste und Leiden zu ergründen und über sie hinauszuwachsen. Diese Erfahrung zu machen bedeutet, Frieden und Hoffnung in jeder einzelnen Situation zu finden,
so wie sie jetzt ist.
    Im Zusammenhang mit der Meditation verwenden wir das Wort »Übung« also in einem besonderen Sinn. Es bedeutet nicht, eine Fähigkeit zu »trainieren«, sondern »sich des Augenblicks bewusst und bewusst im Augenblick« zu sein. Insofern sind Mittel und Zweck der Meditation keine getrennten Größen, vielmehr ein und dasselbe. Wir versuchen nicht, irgendwohin zu gelangen, sondern arbeiten daran, vollkommen dort zu sein, wo wir schon sind. Sicherlich wird die Meditationspraxis sich im Laufe der Jahre vertiefen, aber auch das ist nicht Ziel der Meditation, sondern eine ganz natürliche Entwicklung. Geistige Präsenz, Einsicht und auch eine stabilere Gesundheit sind Dimensionen, die von selbst in uns zur Reife kommen. Wir müssen nur bereit sein, dem Augenblick Beachtung zu schenken, und uns klarmachen, dass wir allein in ihm unser Leben leben.

2. Grundlagen der Achtsamkeitsübung: innere Einstellung und Engagement
    Ihre innere Einstellung ist von grundlegender Bedeutung für die Übung der Achtsamkeit und Ihre Präsenz im Hier und Jetzt. Sie ist wie die Erde, in die man den Samen der Fähigkeit legt, die Gedanken zu beruhigen, den Körper zu entspannen, sich zu konzentrieren und klarer zu sehen und zu denken. Versorgen Sie den Boden jedoch nicht mit Nahrung, das heißt, gehen Sie mit wenig Energie und Enthusiasmus an die Sache heran, wird es schwierig für Sie sein, auf Dauer innere Ruhe und Entspannung zu erfahren. Entspannung lässt sich nicht erzwingen, und ist der Boden überdies noch »belastet« durch Ihre verkrampfte Erwartung, es müsse »etwas passieren«, so wird die Saat nicht aufgehen, und Sie werden rasch zur Schlussfolgerung kommen, dass Meditation eben »nicht funktioniert«.
    Um den Zustand meditativer Aufmerksamkeit zu entwickeln, müssen wir den Vorgang des Lernens völlig neu betrachten. Da in uns die Überzeugung, genau zu wissen, was wir brauchen, sehr tief verwurzelt ist, laufen wir Gefahr, alles unseren Wünschen und Vorstellungen entsprechend manipulieren zu wollen. Diese Neigung steht jedoch im Widerspruch zum Prozess der Heilung und zur inneren Arbeit der Achtsamkeit. Achtsam zu sein heißt nichts anderes, als aufmerksam auf alles zu achten und die Dinge so zu sehen, wie sie sind. Es geht nicht darum, irgendetwas zu verändern. Heilung setzt Empfänglichkeit und Akzeptanz voraus, die Einstimmung auf den Zusammenhang und das Ganze. Nichts davon lässt sich erzwingen. Auch zum Einschlafen braucht man die richtigen Umstände. Man kann versuchen, die geeigneten Bedingungen zu schaffen, muss dann aber loslassen. Das gleiche Prinzip gilt für die Entspannung. Jeder Versuch, sie durch willentliche Anstrengung zu erreichen, führt unweigerlich zu Verspannung und Frustration.
    In der Stress Reduction Clinic machen wir immer wieder die Erfahrung, dass Menschen mit einer skeptischen, aber offenen Grundeinstellung am besten zurechtkommen. Sie haben zwar ihre Zweifel, sind aber bereit, ihr Bestes zu tun und abzuwarten, was geschieht. Die Einstellung, mit der wir an die Übung der Achtsamkeit herangehen, bestimmt also weitgehend, welchen Wert sie auf Dauer für uns haben wird. Unsere mentale Ausrichtung bestimmt den Rahmen dessen, was für uns möglich ist, und sie erinnert uns in jedem Augenblick an den eigentlichen Sinn unseres Tuns. Diese besondere Haltung ist damit Teil der Übung selbst und hilft uns, unsere Energien gezielt für inneres Wachstum und Heilung einzusetzen.
    Die Achtsamkeitsmeditation, wie wir sie innerhalb des MBSR -Konzepts lehren, ruht auf sieben Säulen der inneren Einstellung, die wir bewusst während der Meditation entwickeln: 1 . Nicht-Urteilen, 2 . Geduld, 3 . den Geist des Anfängers bewahren, 4 . Vertrauen, 5 . Nicht-Erzwingen, 6 . Akzeptanz und 7 . Loslassen. Es sind sieben Aspekte einer einzigen Haltung, und jeder von ihnen steht mit den anderen unmittelbar in Verbindung. Je mehr uns also ein Haltungsaspekt gelingt, desto stärker prägen sich auch die anderen in uns aus, so dass wir eigentlich immer an allen zugleich arbeiten. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für die Ausbildung einer stabilen individuellen Meditationspraxis.
    Die rechte Haltung als Grundlage der Achtsamkeitspraxis
    1. Nicht-Urteilen
    Um eine neutrale Position uns selbst gegenüber zu gewinnen, müssen wir

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