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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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zunächst erkennen, dass wir fast ständig damit beschäftigt sind, innere und äußere Erfahrungen zu bewerten und auf sie zu reagieren, und müssen lernen, unsere Urteile und Reaktionen mit Abstand zu betrachten. Wenn man sich erst einmal darin übt, die Aktivitäten des Geistes zu beobachten, ist man gewöhnlich überrascht zu entdecken, wie sehr wir unser Erleben unablässig mit Urteilen belegen. Alles, was wir sehen, wird vom Geist sofort etikettiert und klassifiziert. Dinge, Menschen und Ereignisse, die uns ein gutes Gefühl vermitteln, beurteilen wir als »gut«, andere, die uns Unbehagen bereiten, als »schlecht«. Der Rest, also alles, dem wir in Bezug auf uns keine Bedeutung zumessen, fällt in die »neutrale« Kategorie. »Neutrale« Dinge, Personen oder Ereignisse werden aus unserem Bewusstsein ausgeblendet, sie sind für uns in der Regel zu uninteressant, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen.
    Unsere Gewohnheit, alles zu bewerten und in Kategorien einzuordnen, beschränkt uns auf unbewusst ablaufende, stereotype Reaktionsmuster, denen jegliche Objektivität abgeht. Diese Urteilsbereitschaft beherrscht unser Denken so vollständig, dass es nahezu unmöglich ist, innerlich ruhig zu werden und Frieden zu erfahren oder mit einiger Klarheit zu sehen, was wirklich im Innen und Außen geschieht. Unser Geist ist wie ein Jo-Jo, das sich beständig an der Schnur unserer urteilenden Gedanken auf und ab bewegt.
    Beim Üben der Achtsamkeit kommt es darauf an, dieses urteilende Wesen des Geistes, sobald es sich zeigt, zu erkennen und eine weitere Perspektive zu gewinnen, indem wir uns bewusst aller Bewertungen enthalten und, so gut es geht, die Rolle des neutralen Beobachters einnehmen, der nichts tut, als zu beobachten, was geschieht, einschließlich unserer Reaktionen darauf. Wenn der Geist Urteile fällt, geht es nicht darum, ihn daran zu hindern, und das zu versuchen wäre auch wenig sinnvoll. Wir müssen uns lediglich bewusst werden, dass es geschieht. Es ist nicht nötig, das Urteilen zu beurteilen und so alles noch weiter zu verkomplizieren.
    Nehmen wir an, Sie beobachten den Atemvorgang, so wie wir es im letzten Kapitel geübt haben und im Folgenden noch ausführlicher üben werden. Plötzlich bemerken Sie, wie der Geist diese Tätigkeit als »langweilig« kommentiert, etwa so: »Zeitverschwendung, es klappt ja doch nicht« oder »Das kann ich nicht«. Das sind wertende Urteile. Wenn urteilendes Denken im Geist einsetzt, ist es sehr wichtig, es als solches zu erkennen und sich daran zu erinnern, dass es Teil der Übung ist, es loszulassen. Beobachten Sie einfach,
was immer
geschieht – einschließlich Ihrer eigenen bewertenden Gedanken –, ohne Ihren Beobachtungen nachzugehen oder in irgendeiner Form auf sie zu reagieren. Danach wenden Sie sich wieder der Wellenbewegung Ihres Atems zu, indem Sie seinem Auf und Ab in vollem Gewahrsein folgen.
    2. Geduld
    Geduld ist eine Form von Weisheit, eine Art inneren Wissens. Sie bringt zum Ausdruck, dass wir verstehen und akzeptieren, wenn Dinge ihre eigene Zeit brauchen, um sich zu entfalten. Auch mit unserem Geist und unserem Körper üben wir, Geduld zu haben, wenn wir die Praxis der Achtsamkeit aufnehmen. Wir rufen uns bewusst in Erinnerung, dass kein Grund zur Ungeduld besteht, wenn unser Verstand nicht aufhört zu urteilen oder wir angespannt, unruhig oder mit Sorgen belastet sind oder wenn wir trotz beharrlichen Übens keine positiven Veränderungen sehen können. Wir geben diesen Erfahrungen in uns Raum, um ihrer innezuwerden. Warum? Weil sie ohnehin da sind! In dem Augenblick, in dem sich solche Gedanken oder Gefühle einstellen, sind sie Teil unserer Realität, Teil des Lebens, das sich in diesem Augenblick in dieser Form entfaltet. Warum den einen Moment seines Lebens mit Ungeduld hinter sich bringen, um zu einem anderen zu gelangen, der »besser« scheint? Jeder Moment, zu seiner Zeit, ist nicht weniger als Ihr Leben. Geduld zu haben bedeutet, für jeden Augenblick empfänglich zu sein und ihn in seiner Fülle anzunehmen, zu wissen, dass sich alles entfaltet, wenn der richtige Moment gekommen ist.
    3. Den Geist des Anfängers bewahren
    Die ganze Fülle des Lebens liegt in der Erfahrung des gegenwärtigen Augenblicks, im Jetzt. Aber viel zu oft stehen wir dieser Erfahrung selbst im Weg. Wir sehen nichts so, wie es wirklich ist, weil wir den Dingen unsere vorgefassten Meinungen und Denkmuster überstülpen. Wir gehen davon aus, dass unsere alltägliche Sicht

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