Gesund durch Meditation
führt dazu, dass wir eine sehr wichtige Dimension unseres Lebens und Erlebens vernachlässigen: unseren eigenen Körper. So sind wir kaum mit ihm in Kontakt und unsensibel dafür, wie er auf Umwelteinflüsse reagiert oder welche Auswirkungen unsere Handlungen und selbst unsere Gedanken und Gefühle auf ihn haben. Nehmen wir diesen Zusammenhang nicht wahr, gerät unser Körper leicht aus der Balance, ohne dass wir uns der Ursachen bewusst sind. Körperliche Symptome sind Botschaften, die uns unser Körper sendet, um uns mitzuteilen, wie es ihm geht und was er benötigt.
Ist das Bewusstsein für den Körper gestört, kann uns sogar eine so einfache Sache wie Entspannung an unsere Grenzen bringen. Alltagsstress macht sich gern in Form von Verspannungen bemerkbar, die sich vor allem in den Muskelgruppen der Schultern, des Kiefers und der Stirn festsetzen. Um diese Verspannungen zu lösen, muss man sich zuerst einmal bewusst werden, dass sie vorhanden sind. Man muss sie spüren können. Der nächste Schritt ist, zu wissen, wie wir den automatischen Funktionsmodus verlassen können, um unseren Körper und unseren Geist wieder selbst in Besitz zu nehmen. Dazu gehört, dass wir die ganze Aufmerksamkeit unseres Geistes auf den Körper lenken, auf die Empfindungen in den Muskeln, und dorthin Impulse senden, um die Verspannungen abzubauen und aufzulösen. Das ist möglich, noch während sich Spannung in den Muskeln aufbaut, vorausgesetzt, man nimmt sie bewusst wahr. Man braucht also nicht zu warten, bis die Verspannung sich festgesetzt hat und chronisch geworden ist. Wer es so weit kommen lässt, hat unter Umständen schon vergessen, wie es sich anfühlt, völlig entspannt zu sein, und muss Entspannung möglicherweise völlig neu erlernen.
Wenn wir seelisch oder körperlich leiden, meinen wir ganz selbstverständlich, das Problem sei mit einem Medikament zu beheben. Oft ist das ja auch der Fall. Dennoch ist unser eigenes Zutun bei jeder medikamentösen Therapie von grundlegender Bedeutung. Wir werden später noch darauf zu sprechen kommen. Im Fall von chronischen Erkrankungen und anderen pathologischen Zuständen, für die die Medizin kein Heilmittel kennt, ist es sogar unerlässlich. Hier kann die Lebensqualität entscheidend davon abhängen, ob der Kranke seinen Körper und seinen Geist gut genug kennt, um über gezieltes Arbeiten mit beiden Bereichen seine Gesundheit innerhalb gewisser Grenzen, die freilich erst noch auszuloten sind, wiederherzustellen. Und genau hier kommt die Meditation ins Spiel. Sie verleiht Ihren Bemühungen Kraft und Substanz und dient Ihnen als Katalysator für einen aktiven Heilungsprozess.
Die Grundeinführung in die MBSR -Meditation beginnt für unsere Patienten jedes Mal mit einer Überraschung. Fast immer kommen sie mit der Vorstellung, Meditation bedeute, sich in ungewöhnlichen, geheimnisvollen und ganz speziellen, zumindest jedoch entspannenden Praktiken zu üben. Um sie von vornherein von solchen Ideen zu befreien, verteilen wir an jeden Teilnehmer drei Rosinen, die wir dann zusammen langsam und bewusst eine nach der anderen essen, wobei wir darauf achten, was wir in jedem Moment des Vorgangs tatsächlich tun und erfahren. Sie können es selbst versuchen, wenn Sie möchten:
Zuerst nehmen wir eine der Rosinen genau in Augenschein, so als hätten wir dergleichen noch nie zuvor gesehen. Wir betrachten ihre Farbe, die Beschaffenheit ihrer Oberfläche und betasten sie mit den Fingern. Gleichzeitig nehmen wir alle Gedanken und Assoziationen wahr, die sich in Bezug auf Rosinen oder allgemein in Bezug auf Essen einstellen. Wir registrieren auch, ob wir die Rosine mit Gefühlen des Behagens oder des Widerwillens betrachten. Dann lassen wir uns Zeit, um ihren Geruch wirklich wahrzunehmen, und schließlich führen wir sie ganz bewusst zum Mund. Wir folgen bewusst den Bewegungen des Armes und der Hand, nehmen wahr, wie in Erwartung der Speise ein vermehrter Speichelfluss einsetzt, ein Vorgang, an dem Leib und Seele gleichermaßen beteiligt sind. Als Nächstes nehmen wir die Rosine in den Mund, kauen sie ganz langsam und nehmen den Geschmack der einzelnen Rosine ebenso bewusst wahr. Sobald sich der Schluckreflex ankündigt, beobachten wir auch diesen Impuls ganz bewusst. Wir stellen uns ebenfalls vor oder »empfinden«, wie unser Körper jetzt um eine Rosine an Gewicht zugenommen hat. Anschließend verfahren wir mit der nächsten Rosine genauso, jedoch ohne Anleitung und in Schweigen, und
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