Gesund durch Meditation
daraufhin ebenso mit der dritten.
Die Reaktion auf diese Übung ist ausnahmslos positiv, sogar bei Teilnehmern, die eigentlich keine Rosinen mögen. Sie berichten, wie sie diese neue Erfahrung des bewussten Essens genießen, zum ersten Mal, solange sie zurückdenken können, den Geschmack einer Rosine wirklich wahrnehmen und erleben, dass das Verspeisen einer einzigen Rosine erstaunlich befriedigend sein kann. Oft heißt es, dass wir alle das Essen mehr genießen und gleichzeitig weniger essen würden, wenn wir immer so bewusst äßen. Einige der Teilnehmer erzählen, sie hätten sich dabei ertappt, wie sie die nächste Rosine ganz automatisch in den Mund stecken wollten, noch ehe sie die erste aufgegessen hatten. In diesem Moment sei ihnen klargeworden, dass dies ihre normale Art zu essen sei.
Wenn Sie beginnen, die Aufmerksamkeit auf diese Weise zu schulen, ändert sich allmählich auch Ihre innere Einstellung den Dingen gegenüber. Sie
sehen
mehr, und Sie sehen klarer und tiefer. Sie beginnen, Zusammenhänge und innere Gesetzmäßigkeiten wahrzunehmen, die vorher für Sie nicht vorhanden waren. Sie verlassen die Ebene der gewöhnlichen, unbewusst-mechanischen Sicht- und Handlungsweise. Erst wenn Sie mit Achtsamkeit essen, sind Sie wirklich mental mit der Speise in Kontakt. Ihr Geist ist anwesend oder zumindest
weniger abwesend,
und das Essen ist für Sie nicht länger Gelegenheit zum Nachdenken über allerlei, sondern Sie wenden sich ganz dem Essen selbst zu. Wenn Sie eine Rosine in die Hand nehmen, sehen Sie sie wirklich. Wenn Sie sie essen, schmecken Sie sie wirklich.
Genau das ist die Essenz der Übung der Achtsamkeit: in jedem Augenblick zu wissen, was man gerade tut. Es ist ein nicht-begriffliches oder überbegriffliches Wissen und reines Gewahrsein, eine Fähigkeit, die wir alle mitbringen. Von hier führt ein direkter Weg zu einer neuen Selbst- und Welterfahrung, denn der gegenwärtige Augenblick entfaltet, sobald er wahrgenommen und gewürdigt wird, eine ganz besondere, wahrhaft magische Kraft. Die Gegenwart ist der einzige Zeitraum, in dem wir wirkliche Erfahrungen machen, in dem wir wahrnehmen, lernen, lieben, handeln, uns wandeln und Heilung erfahren können.
Der gegenwärtige Moment ist die einzige Zeit, die uns jemals gegeben ist.
Deshalb legen wir so viel Gewicht auf die bewusste Wahrnehmung eines jeden Augenblicks. Um zu lernen, wie wir uns dieser Fähigkeit unseres Geistes zum Gewahrsein bedienen, müssen wir uns zwar den Übungen unterziehen, aber die Anstrengungen, die wir dazu unternehmen, haben ihr Ziel in sich selbst. Durch sie gewinnt unser Erleben, ja, unser ganzes Leben an Tiefe und Wirklichkeit.
Wenn man sich erstmalig in der Achtsamkeitsmeditation übt, kann es hilfreich sein, in seinem Leben ganz bewusst Akzente von Einfachheit zu setzen (mehr darüber steht im nächsten Kapitel). Eine Möglichkeit dazu ist, sich im Tagesablauf Nischen des Friedens und der Stille zu schaffen. Diese Momente können Sie dafür verwenden, sich auf elementare Lebensvorgänge in Ihrem Körper und die damit verbundenen Empfindungen zu konzentrieren, zum Beispiel die Atmung, oder auch auf die Gedankenabläufe in Ihrem Geist. Im Alltag wirkt sich diese Meditationsübung schon nach relativ kurzer Zeit positiv aus. Es wird Ihnen leichter fallen, über die »formale« Meditation (die reguläre Meditationssitzung, für die man eine bestimmte Zeit wählt, siehe Kapitel 2 ) hinaus bei allem, was Sie tun, aufmerksamer zu sein. Und Sie werden vielleicht die Erfahrung machen, dass Sie, ohne sich besonders darum zu bemühen, auf einmal achtsamer mit dem gegenwärtigen Moment umgehen, auch dann, wenn Sie nicht »meditieren«.
Wir üben Achtsamkeit, indem wir so gut wir es vermögen – und das bedeutet sowohl mit der nötigen Entschlossenheit und Disziplin als auch im liebevollen Umgang mit uns selbst – uns in jedem wachen Moment daran erinnern, präsent zu sein. Man kann sich darin üben, den Müll achtsam hinauszutragen, achtsam zu essen, achtsam Auto zu fahren. Man kann sich darin üben, achtsam durch die Höhen und Tiefen des Lebens zu steuern, durch den Aufruhr in unserem Geist und die Turbulenzen in unserem Körper, kurz durch das ganze Auf und Ab des inneren und äußeren Daseins. So lernt man, seinen Ängsten und Leiden ins Auge zu sehen und zugleich mit einer tieferen Ebene in sich selbst in Verbindung zu sein, die Stabilität und Kraft verleiht, einer Ebene des Wissens und der Weisheit, die uns
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