Gesund durch Meditation
Ihrem Atem zu verweilen. Wenn sich nach einiger Zeit der Gedanke einstellt, dass es eigentlich töricht oder langweilig sei, hier zu sitzen und den Atem zu beobachten, sagen Sie sich selbst, dass dies lediglich ein Gedanke ist, ein Akt Ihres urteilenden Verstandes. Dann lassen Sie den Gedanken los und bringen Ihre Aufmerksamkeit zum Atemvorgang zurück. Nach der dreiminütigen Übung überlegen Sie, wie Sie sich dabei gefühlt haben und wie sehr Sie von Gedanken abgelenkt waren. Was wäre wohl geschehen, wenn Sie die Übung fünf oder zehn Minuten lang fortgesetzt hätten? Oder gar eine Stunde lang?
Die meisten Menschen haben einen sehr unsteten Geist, der ständig von Objekt zu Objekt springt. Diese Tendenz erschwert es ungemein, die Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum auf den Atemvorgang zu konzentrieren. Deshalb ist es nötig, den Geist zu beruhigen und zu stabilisieren. Unser kleines Drei-Minuten-Experiment kann Ihnen einen Vorgeschmack davon geben, worum es in der Meditation geht. Meditation ist ein Vorgang der bewussten Beobachtung von Geist und Körper, in der man jedes Erleben, wie es sich von Augenblick zu Augenblick gestaltet,
in seinem Sosein
zulässt und akzeptiert. Es geht weder darum, die Gedanken zu zensieren, zu unterdrücken oder zu eliminieren, noch darum, irgendetwas zu kontrollieren, sondern allein darum, die Konzentration und Richtung der Aufmerksamkeit beizubehalten.
Allerdings wäre es falsch, die Meditation als einen passiven Zustand aufzufassen. Es bedarf sogar einer außerordentlichen Anstrengung, um die Aufmerksamkeit konstant zu halten, wahrhaft zur Ruhe zu kommen und auf Ablenkungen nicht zu reagieren. Paradoxerweise geht es in der Meditation aber gerade nicht darum, irgendwohin zu kommen oder eine besondere Erfahrung zu machen. Es geht darum, sich zu gestatten, dort zu sein, wo man bereits ist, und sich Augenblick für Augenblick mit der Wirklichkeit des eigenen Erlebens vertraut zu machen. Wenn Sie sich also während der kurzen Übung nicht sonderlich entspannt fühlen oder wenn Ihnen die Vorstellung, den Atem eine halbe Stunde lang zu beobachten, abwegig erscheint, so brauchen Sie sich deswegen keine Sorgen zu machen. Die Entspannung, das Wohlgefühl mit dem eigenen Körper stellt sich bei regelmäßiger Übung von selbst ein. Bei unserer Drei-Minuten-Übung war allein der Versuch wichtig, auf den Atem zu achten und zu bemerken, was sich dabei tatsächlich in Ihnen abspielt.
Wenn Sie damit beginnen, während des ganzen Tages darauf zu achten, wo Ihr Geist sich von Augenblick zu Augenblick befindet, werden Sie unschwer feststellen, wie viel Zeit und Energie Sie aufwenden, um schönen Erinnerungen nachzuhängen, längst Vergangenem nachzutrauern oder vertane Chancen zu beklagen. Und Sie werden bemerken, dass Sie ebenso viel Zeit und Energie, wenn nicht mehr, darauf verwenden, sich Zukünftiges auszumalen. Die unaufhörlich wechselnden Gedanken und Gefühle können eine große Menge unserer Energie binden. Und sie können uns daran hindern, auch nur kurze Augenblicke der Stille und Zufriedenheit zu erfahren. Unsere andauernde innere Geschäftigkeit führt leicht dazu, dass wir einen Großteil an lebendiger Erfahrung verlieren, und viele der schönsten, bedeutsamsten und beglückendsten Seiten unseres Lebens können uns entgehen, wenn wir unser Leben in einem Zustand der Unbewusstheit verbringen.
Ist der Geist von Unzufriedenheit und Unbewusstheit beherrscht, können wir nur schwer in einen ruhigen und entspannten Zustand kommen. Wir fühlen uns innerlich zerrissen und getrieben. Unsere Gedanken gehen in unterschiedliche Richtungen, unsere Wünsche nicht minder, und oft genug sind sie untereinander im Konflikt. Diese Art von Geisteszustand kann unsere Handlungsfähigkeit weitgehend lahmlegen und uns jeder Klarsicht berauben. Es sind Momente, in denen wir nicht mehr wissen,
was
wir eigentlich denken, fühlen oder tun. Und was noch schlimmer ist: Wir sind uns dieses Nichtwissens wahrscheinlich nicht einmal bewusst. Der berühmte Ausspruch des Sokrates »Ich weiß, dass ich nicht weiß« beschreibt das Erwachen aus diesem Zustand. Durch die Achtsamkeitsmeditation werden Sie Ihren eigenen Zustand des Nicht-Wissens besser verstehen lernen. Achtsamkeit bietet nicht die »Antwort« auf die Probleme des Lebens, aber aus der Perspektive eines klaren Geistes erscheinen diese Probleme in hellerem Licht.
Die »Autopilot«-Funktion unseres Geistes, unser automatischer Funktionsmodus,
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