Gesund durch Meditation
Alltags erfahren. Die formale Achtsamkeitsmeditation steigert die Fähigkeit, mit jedem Augenblick des eigenen Lebens bewusst umzugehen. Wenn Sie sie regelmäßig praktizieren, durchdringt die Achtsamkeit allmählich das ganze Gefüge des täglichen Lebens, Ihr Geist wird insgesamt ruhiger und reagiert weniger leicht auf Reize.
Wenn Sie es sich zur Gewohnheit machen, jedem Augenblick Ihres Lebens mit Bewusstheit zu begegnen, werden Sie entdecken, dass es nicht nur möglich ist, sondern auch Freude bereitet, selbst bei den einfachsten Verrichtungen ganz im Jetzt zu sein. Sie brauchen den Abwasch nicht mehr schnell hinter sich zu bringen, um sich etwas Besserem, Wichtigerem zuwenden zu können, weil ebenjener Moment, in dem Sie den Abwasch erledigen, Ihr Leben
ist.
Versäumen Sie diesen Augenblick, weil Ihr Geist woanders ist, betrügen Sie sich selbst um einen wesentlichen Teil Ihres Lebens. Versuchen Sie also, jeden Becher, jeden Topf und jeden Teller bewusst aufzunehmen, folgen Sie achtsam jeder Bewegung Ihres Körpers, während Sie Becher, Topf oder Teller in der Hand halten, abbürsten und mit Wasser abspülen, achten Sie auf die Bewegung Ihres Atems und die Vorgänge in Ihrem Geist.
Genauso können Sie bei jeder beliebigen Beschäftigung verfahren, ob Sie nun dabei allein oder in Gesellschaft sind. Da es Ihre Zeit ist, die Ihr Tun beansprucht, ist es da nicht sinnvoll, dabei vollkommen präsent zu sein und es mit Ihrem ganzen Sein zu erfüllen? Wenn Sie sich dafür entscheiden, Dinge bewusst zu tun, ist Ihr Tun vom Geist des Nicht-Tuns getragen, es erlangt eine tiefere Bedeutung und erfordert geringere Anstrengung.
Wenn Sie die Hausarbeit zu einem Teil Ihrer Meditationsübung machen, kann die lästige Alltagspflicht zu einer völlig neuen Erfahrung werden. Möglicherweise gehen Sie an manches anders heran und putzen künftig weniger – und zwar nicht, weil Ihnen Ordnung und Sauberkeit gleichgültig geworden wären. Sie brauchen Ihre Ordnungsliebe nicht aufzugeben. Aber vielleicht ändern Sie Ihr Putzverhalten, weil Ihnen Ihr Verhältnis zu Ordnung und Sauberkeit, Ihre eigene Rolle dabei, Ihre wirklichen Prioritäten und Bedürfnisse einerseits und Ihre Verhaftungen andererseits bewusster geworden sind. Diese Selbstprüfung bedeutet hier nichts anderes als ein nicht wertendes Beobachten, ein Durchdringen des Schleiers der Unbewusstheit, der sich normalerweise um unser Tun legt, vor allem wenn es sich um Routinearbeiten handelt.
10. Der Einstieg in die Meditationspraxis
Auf unserem bisher zurückgelegten Weg haben wir bereits einige Formen der Achtsamkeitsmeditation kennengelernt, die Ihnen als Anregungen zum weiteren Ausbau Ihrer persönlichen Übungspraxis dienen können. Wahrscheinlich haben Sie inzwischen auch schon ein wenig mit der einen oder anderen Möglichkeit experimentiert. An dieser Stelle angekommen, fragen Sie sich vielleicht, wie es von hier aus weitergeht. Ist es besser, mit dem Body-Scan zu beginnen, mit der Sitzmeditation oder mit den Yoga-Übungen? Wie fügen sich die Empfehlungen zur Atembeobachtung in das Ganze ein? Und wann nehme ich mir die Anleitungen zur Sitzmeditation vor? Wie oft soll ich üben, zu welchen Tageszeiten und für wie lange? Wie lässt sich die Gehmeditation integrieren, und wie steht es mit der Achtsamkeit im täglichen Leben?
Hier und dort gab es bereits ein paar Hinweise, wie wir in der MBSR -Methode die verschiedenen Aspekte der formalen Übungspraxis miteinander kombinieren. In diesem Kapitel folgen nun konkrete Empfehlungen dazu, wie Sie den Einstieg in Ihre eigene Übungspraxis zu Hause finden. Das hier dargestellte Trainingsprogramm entspricht exakt dem MBSR -Curriculum, an dem auch unsere Patienten in der Stress Reduction Clinic teilnehmen. Auf diese Weise können Sie mit den Übungen beginnen, noch während Sie das Buch lesen, ganz so, als wären Sie selbst Teilnehmer an einem der Kurse in der Klinik. Sie können das Buch aber auch erst einmal zu Ende lesen und danach entscheiden, ob Sie einem festen Übungsplan folgen wollen. Weitere Einzelheiten dazu, wie man eine regelmäßige Übungspraxis in der Achtsamkeit aufbaut und beibehält, finden Sie in den Kapiteln 26 und 27 . Am Ende dieser Kapitel sind auch die Hinweise zu den formalen und nichtformalen Übungen nochmals zusammengefasst.
Wir beginnen wie immer mit dem Atem. Wenn Sie das Drei-Minuten-Experiment zur Atembeobachtung aus Kapitel 1 noch nicht gemacht haben, um zu sehen, was in Ihrem Geist dabei
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