Gesund durch Meditation
ernstlichen und gefährlichen Störung des Systems führen, ganz besonders dann, wenn sich daraus ein Verhaltensmuster entwickelt. Der einfache Regelprozess von Hunger und Sättigung kann auf diese Weise hochgradig fehlgesteuert sein und krank machen, in diesem Fall in Form schwerer Essstörungen, von zwanghaftem Essen über Magersucht bis zur Fettleibigkeit, die in unserer postindustriellen Gesellschaft bekanntlich immer weiter verbreitet ist.
Schmerzen oder Krankheitsgefühle sind ebenfalls Botschaften, denen wir Beachtung schenken sollten, weil sie uns auf elementare Belange unseres Körpers aufmerksam machen. Reagiert unser Magen empfindlich auf bestimmte Speisen, Zigaretten, zu viel Alkohol oder auch Stress, so ist dies ein sehr wichtiges Signal unseres Körpers, das wir übergehen, wenn wir eine Tablette nehmen und die Verhaltensweisen, die zur Übersäuerung geführt haben, unverändert beibehalten. Auf diese Weise trennen wir die Verbindung zu unserem Körper und vereiteln seine Versuche, die Balance und Ordnung wiederherzustellen. Achten wir jedoch bewusst auf solche Signale, werden wir wahrscheinlich auch unser Verhalten ändern, um uns besser zu fühlen, die Selbstregulierung des Körpers zu unterstützen und die innere Ordnung wiederherzustellen.
Wenn wir einen Arzt aufsuchen, wird er Teil unseres Feedback- oder Rückmeldungssystems. Er hört sich unseren Bericht über unsere Beschwerden an und versucht, mit Hilfe seiner diagnostischen Mittel deren Ursachen im Körper festzustellen. Dann verschreibt er ein Medikament, das seiner Meinung nach die gestörten Rückkopplungsprozesse am besten wiederherstellt, damit der Körper sich wieder selbst regulieren kann. Da wir normalerweise mit dem Geschehen in unserem Körper vertrauter sind als unser Arzt, ist für ihn wichtig, von uns ein Feedback über die Wirkung der Behandlung zu erhalten, damit er sein ärztliches Vorgehen gegebenenfalls darauf abstimmen kann.
Sind wir im Großen und Ganzen gesund, funktioniert unser Körper aufgrund der Vielzahl von Verbindungen und Rückkopplungen sehr gut ohne jede Beteiligung unseres Bewusstseins. Gerät das System aber aus dem Gleichgewicht,
bedarf es zur Wiederherstellung der Gesundheit unserer Aufmerksamkeit.
Wir müssen auf das Feedback unseres Körpers achten, um zu erfahren, ob wir mit unseren Versuchen, die unterbrochenen Verbindungen wiederherzustellen, auf dem richtigen Weg zu Gesundheit und Wohlbefinden sind. Aber auch wenn wir relativ gesund sind, können wir uns als lebendiges System umso mehr stabilisieren und ausbalancieren, je sensibler wir die Vorgänge in unserem Körper, unserem Geist und der Außenwelt wahrnehmen und je gezielter wir uns auf die verschiedenen Verbindungsebenen einstimmen.
Wenn wir Erkrankung und Gesundung als gegenläufige Prozesse auffassen, die ständig in uns stattfinden, können wir sagen, dass deren Balance zu jedem beliebigen Zeitpunkt unseres Lebens von der Qualität unserer Aufmerksamkeit, der bewussten Erfahrung unseres Körpers und unseres Geistes abhängt sowie von dem Grad an Verbundensein und Akzeptanz.
Wenn sich dieses Gleichgewicht bis zu einem gewissen Grad auch von selbst aufrechterhält, so ist doch ein bewusstes und diszipliniertes Bemühen um kontinuierliche Aufmerksamkeit in der Regel notwendig, um ein schon gestörtes System in Richtung von Verbindung, Regulation, Ordnung und Gesundheit zu lenken. Dies ist natürlich die Stelle, an der die Achtsamkeit ins Spiel kommt. Die meisten Menschen sind weder für körperliche noch für mentale Vorgänge besonders sensibel. Das zeigt sich zu Beginn der Achtsamkeitsübung oft besonders deutlich. Überrascht stellt man fest, wie schwierig es ist, in den Körper hineinzuspüren oder Gedanken als Ereignisse in unserem Geist zu beobachten. Wenn wir systematisch unsere volle Aufmerksamkeit in den Körper lenken, wie es beim Body-Scan, beim Yoga oder bei der Sitzmeditation der Fall ist, stellen wir buchstäblich eine innigere Verbindung mit ihm her. Wir halten in ihn Einkehr, machen uns mit ihm vertraut. Und indem wir unseren Körper von innen spüren, lernen wir ihn auch besser kennen. Wir lernen, ihm zu vertrauen und seine Signale besser zu verstehen, und wir erfahren, wie wohltuend es sein kann, uns völlig eins mit ihm und »wohl in unserer Haut« zu fühlen, selbst wenn es nur für Augenblicke ist.
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Teil III Stress
17. Die Komplexität des Phänomens »Stress«
Die ganze Katastrophe kennen wir heute allgemein
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