Gesund durch Meditation
gestalten.
Aus der hier entwickelten Perspektive können wir ebenfalls die überragende Bedeutung betonen, die frühe Erfahrungen des Verbundenseins für die künftige Gesundheit des Erwachsenen besitzen. Es ist durchaus möglich, dass all jene positiven Grundhaltungen, Überzeugungen und seelischen Kompetenzen, die im vorigen Kapitel zur Sprache kamen, insbesondere aber das menschliche Grundvertrauen und das Verlangen nach Gemeinschaft, in der Kindheit ihre Wurzeln haben. Blieben uns diese haltgebenden Erfahrungen aus welchen Gründen auch immer in der Kindheit versagt, ist es umso wichtiger, dass wir uns als Erwachsene bewusst um die Entwicklung dieser Dimension bemühen, wenn wir uns dennoch als ganz erfahren wollen.
Tatsächlich haben wir alle die Urerfahrung des Verbundenseins und der Einheit gemacht, und das ganz wörtlich im biologischen Sinn. Jeder von uns ist durch den Körper eines anderen Wesens in diese Welt gekommen, eines Wesens, von dem wir zuvor ein Teil waren, mit dem wir verbunden und in dem wir aufgehoben waren, nämlich unserer Mutter. Wir alle tragen ein sichtbares Zeichen dieser Verbindung, und Chirurgen wissen, dass sie bei einem Bauchschnitt den Bauchnabel nicht entfernen dürfen, denn niemand von uns will ihn verlieren, so »nutzlos« er auch ist. Er ist das Siegel unserer Herkunft, das Wahrzeichen unserer Zugehörigkeit zur Spezies Mensch.
Sofort nach der Geburt sucht ein Baby nach einer anderen Ebene der Verbindung mit dem Körper seiner Mutter. Es findet sie, wenn es das Glück hat, dass seine Mutter um die Bedeutung dieser Ebene weiß, über das Stillen. Das Stillen ist ein Wiedereintauchen in das Verbundensein, die Erneuerung der Einheit in einer anderen Form. Das Baby findet sich nun außerhalb der Mutter wieder, körperlich von ihr getrennt, und wird doch über das Trinken an ihrer Brust vom mütterlichen Lebensstrom gespeist. Es spürt ihre Berührungen, fühlt die Wärme ihres Körpers, vernimmt ihre Laute, ist geborgen in ihrer Zuwendung. Dieser Art sind die ersten Erfahrungen des Verbundenseins als Einzelwesen. Es sind Augenblicke, die die Bindung zwischen Mutter und Kind stärken und vertiefen, auch wenn das Kind sich von nun an immer mehr als getrenntes Wesen begreifen lernt.
Im Heranwachsen erfahren wir uns selbst immer mehr als getrennte Wesen, als Individuen, die einen Körper haben, als Wesen mit Gefühlen, die »ich« und »mein« zu sagen und mit Gegenständen umzugehen vermögen. Während kleine Kinder lernen, sich mit zunehmendem Alter abzulösen und immer mehr als Einzelwesen zu erfahren, brauchen sie weiterhin die Erfahrung des Verbundenseins, um sich, vom Gefühl der Sicherheit getragen, seelisch gesund zu entwickeln.
Sie brauchen das Gefühl von Zugehörigkeit.
Es geht also nicht so sehr um die Frage von Abhängigkeit oder Unabhängigkeit, sondern um
wechselseitige Verbundenheit.
Natürlich können und sollen Kinder nicht in der ursprünglichen Weise mit ihrer Mutter verbunden bleiben, aber sie brauchen weiterhin eine stabile emotionale Basis mit Mutter, Vater und anderen Bezugspersonen, um sich als ganze Wesen zu erfahren.
Früher war die Mehrzahl der Kinderärzte und Kinderpsychologen der Auffassung, dass Kinder bei der Geburt noch ohne eigentliches Seelenleben und keine fühlenden und leidensfähigen Wesen im Sinne von Erwachsenen seien. Frühkindliche Erfahrungen und damit auch die Art und Weise, wie man mit ihnen umgeht, hätten zumindest keine Auswirkungen auf das spätere Leben, weil sie sich nicht an sie erinnern könnten. Die Mütter mochten da ganz anderer Ansicht sein, aber auch die Gefühle und Instinkte einer Mutter werden stark von kulturellen Normen beeinflusst und erst recht von den respektgebietenden Verlautbarungen eines Kinderarztes.
Neuere Studien mit Neugeborenen haben die Vorstellung widerlegen können, dass sie schmerzunempfindlich seien und noch keinerlei Wahrnehmung von der Außenwelt hätten. Vielmehr hat sich gezeigt, dass schon der Fötus im Mutterleib wahrnimmt und auf äußere Reize reagiert. Spätestens vom Zeitpunkt der Geburt an werden »Weltbild« und Gefühlsleben des Kindes von den Eindrücken geprägt, die es von seiner Umgebung empfängt. Aus mehreren Studien geht hervor, dass die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind auf Dauer gestört werden kann, wenn sie unmittelbar nach der Geburt für längere Zeit voneinander getrennt sind, wie es auch heute aus medizinischen Erwägungen noch vorkommt. Die Bindungsprozesse,
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