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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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die normalerweise während dieser Phase ablaufen, können dann nicht stattfinden. Möglicherweise wird die Mutter niemals das tiefe Gefühl der Verbundenheit mit ihrem Kind haben können, wie es andere Mütter entwickeln, und es bleibt ein Gefühl von Distanz. Niemand kann genau sagen, wie sich ein solcher Mangel an Bindung später auf die Gesundheit eines zwanzig- oder dreißigjährigen Erwachsenen auswirkt, aber offenbar besteht hier ein Zusammenhang.
    Die Arbeiten von John Bowlby, Mary Ainsworth, D.W. Winnicott und anderen Wissenschaftlern haben als neues Forschungsgebiet die
Bindungsforschung
entstehen lassen, die den Nachweis für die eminente Bedeutung der Bindungsqualität zwischen Eltern und Kind für die kindliche Entwicklung erbringt. Eine sichere Elternbindung bildet die Grundlage dafür, dass ein Kind im Wohlgefühl mit sich selbst aufwächst. In diesem Zusammenhang hat der Psychiater Daniel Siegel die Meinung vertreten, dass die Prinzipien einer sicheren emotionalen Bindung exakt den Grundzügen der Achtsamkeit entsprechen, wie sie von der MBSR -Methode vermittelt werden.
     
    Frühe Kindheitserlebnisse wie Isolation, Misshandlung, Gewalt und Missbrauch, als das krasse Gegenteil sicherer Bindung, können im späteren Leben zu schweren emotionalen Fehlentwicklungen führen. Sie bestimmen nachhaltig, wie ein Mensch sich und die Welt wahrnimmt, ob er sein Leben als sinnerfüllt oder sinnentleert erlebt, ob er sich als handlungsfähig oder ohnmächtig sieht und ob er sich selbst als der Liebe und Anerkennung anderer würdig betrachtet oder nicht. Zwar scheinen manche Kinder wahre Überlebenskünstler zu sein, die trotz solcher Erfahrungen ihren Weg zu Heilung und Reifung finden, zahllose andere erholen sich möglicherweise aber nie mehr von dem frühen Bruch und der niemals erlebten Kontinuität von Liebe, Wärme und Geborgenheit. Sie tragen diese Erlebnisse als ewige Wunden in sich, die nur selten als solche erkannt und verstanden werden. Man erkennt darin jetzt ein wesentliches Element der Posttraumatischen Belastungsstörung ( PTBS ). Therapien stehen in zunehmender Zahl zur Verfügung, wobei auf der Achtsamkeit beruhende Ansätze eine immer größere Rolle spielen, sei es bei der Behandlung von Kindheitstraumen oder auch von Kriegstraumen, wie sie Irak- oder Afghanistanveteranen erlitten haben.
    Während schwere Traumatisierungen aufgrund dramatischer Kindheitserfahrungen wie der Unfalltod eines Elternteils, ein Schul-Amoklauf oder Bürgerkrieg ohne weiteres nachvollziehbar sind, wächst heute die Einsicht, dass bis zu einem gewissen Grad jeder Mensch seelische »Mikrotraumen« durch verstörende Begebenheiten in der Vergangenheit davonträgt. Es können unspezifische Vorkommnisse sein, die sich nicht so eindeutig festmachen lassen, die aber gleichwohl, wenn wir uns nicht mit ihnen auseinandersetzen, einen erheblichen Leidensdruck erzeugen können, der sich im Gefühl innerer Unzulänglichkeit äußert oder in selbstschädigenden Verhaltensmustern festsetzt. Kinder von Alkoholikern, Drogenabhängigen und Opfer sexuellen Missbrauchs leiden oft schwer unter ihren Erfahrungen, aber auch andere Menschen, die in ihrer Kindheit auf weniger offensichtliche Weise misshandelt wurden.
    In der Stress Reduction Clinic begegnen wir häufig Wunden und Narben aus der Kindheit. Viele unserer Patienten leiden an ihnen wesentlich intensiver als unter den physischen Schmerzen, die ihre Krankheiten verursachen, oder dem Stress in ihrem Leben. Es fällt ihnen schwer, sich so anzunehmen und zu lieben, wie sie sind. Sie glauben, der Liebe anderer nicht wert zu sein, oder sehen sich außerstande, Zuneigung zum Ausdruck zu bringen, selbst wenn sie dies wünschen. Viele fühlen sich fremd im eigenen Körper und tun sich schwer damit, ihn zu spüren oder auch zu wissen, was sie spüren. Anderen fehlt jedes Gefühl von Sinn und Zusammenhalt in ihrem Leben oder das Gefühl, mit sich selbst und anderen wirklich in Kontakt zu sein. Als Kindern wurde ihnen durch das Elternhaus, durch Schule oder Kirche, oder auch auf allen drei Ebenen, vermittelt, sie seien dumm, hässlich, unzulänglich oder selbstsüchtig. Diese Botschaften haben sie mit der Zeit verinnerlicht. Sie wurden Teil des kindlichen Selbst- und Weltbildes und schließlich, tief in die Seele eingegraben, in das Erwachsenendasein übernommen.
    Das Ausmaß der subtileren seelischen Misshandlung von Kindern übertrifft in unserer Gesellschaft wahrscheinlich noch bei weitem das

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