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Gesund durch Meditation

Gesund durch Meditation

Titel: Gesund durch Meditation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Kabat-Zinn
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der rohen körperlichen und seelischen Gewalt. Eltern, Lehrer und andere Erwachsene, die sich der Folgen ihres Handelns für das Selbstwertgefühl der Kinder nicht bewusst sind, schädigen eine heranwachsende Generation in ihrem Lebensgefühl und Selbstvertrauen und bringen sie um einen Teil ihrer persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Wir tragen die Narben einer solchen Behandlung in Form eines verlorenen Gefühls des Verbundenseins in uns und versuchen auf viele Weisen, einen Ausgleich zu schaffen, um uns dennoch tief in uns selbst richtig zu fühlen. Aber solange wir unsere Wunden nur bedeckt halten oder ignorieren, anstatt sie zu heilen, werden wir mit all unseren Versuchen der Kompensation weder Ganzheit noch Gesundheit erlangen.
    Ein Gesundheitsmodell im Sinne des Verbundenseins
    In den späten siebziger Jahren hat der Psychologe Gary Schwartz, damals an der Yale-Universität, ein allgemeines Modell der Selbstregulation vorgestellt, das den Ursprung von Krankheit letztlich in einer gestörten Verbindung sieht, den Ursprung einer stabilen Gesundheit dagegen im ungestörten Verbundensein. Dieses Modell basierte auf der in Kapitel 12 vorgestellten systemischen Betrachtungsweise, nach der ein komplexes System stets als ein Ganzes gesehen werden muss, anstatt es auf seine Bestandteile zu reduzieren, um diese dann isoliert zu betrachten. Das Modell wurde von einer Schwartz-Schülerin, Shauna Shapiro (die ebenfalls auf dem Gebiet der Achtsamkeit forscht), im Laufe der Jahre weiterentwickelt und vertieft. Es ist ein Beispiel dafür, wie das neue wissenschaftliche Paradigma auch in der Medizin nachhaltigen Ausdruck findet.
    In Kapitel 12 haben wir ebenfalls gesehen, wie lebende Systeme ihr inneres Gleichgewicht und ihre harmonische Ordnung mit Hilfe von Feedback-Schleifen selbstregulierend aufrechterhalten. Die Herzfrequenz passt sich der Muskeltätigkeit an, bei Nahrungsbedarf stellt sich Hungergefühl ein, das uns dazu drängt, etwas zu essen. Über diese selbstregulativen Prozesse erreicht ein System einerseits die
Stabilität
seiner Funktionen, andererseits seine
Anpassung
an neue Umstände. Dazu gehören der Energieaustausch mit der Außenwelt und die Steuerung des inneren Energieflusses, um die Organisation und Integrität des lebenden Systems im Rahmen eines komplexen, sich ununterbrochen verändernden, dynamischen Zustands zu erhalten, während es gleichzeitig mit seiner Umgebung interagiert. Der Fachbegriff dafür ist
Homöostase.
Die Fähigkeit zur Selbststeuerung setzt voraus, dass die einzelnen Teile des Systems ihren jeweiligen Zustand jenen Teilen des Systems melden, mit denen sie in Beziehung stehen. Diese Informationen dienen der Regulierung beziehungsweise der selektiven Steuerung oder Abstimmung der Funktionen des Netzwerks und seiner einzelnen Teile, um im gesamten System das Gleichgewicht der Energien zu gewährleisten.
    Solange der Organismus als ein Ganzes, als Einheit von Körper und Geist, relativ gesund ist, reguliert er sich selbst, ohne dass wir ihm allzu große Beachtung schenken müssten. Fast alle selbstregulativen Prozesse unterstehen der Kontrolle des Gehirns und des Nervensystems und laufen für gewöhnlich ohne Beteiligung des Bewusstseins ab. Und selbst wenn es möglich wäre, sie bewusst zu steuern, würden wir an der Komplexität dieser Aufgabe scheitern.
    Es ist Teil der biologischen Schönheit unseres Körpers, dass seine Funktionen auf sich selbst beruhen. Aufgrund der Rückmeldungen, die unser Gehirn von der Außenwelt und den Organen des eigenen Körpers empfängt, gehen von ihm ständig unbewusst ablaufende Anpassungsleistungen in allen Organsystemen aus. Einige der lebenswichtigen Körperfunktionen dringen allerdings in unser Bewusstsein vor und können so von uns wahrgenommen werden. Zu ihnen gehören körperliche Grundbedürfnisse. Wenn wir hungrig sind, essen wir. Das Hungergefühl ist eine Rückmeldung des Organismus. Ist der Hunger gestillt, hören wir auf zu essen. Das Gefühl der Sättigung ist wiederum eine Rückmeldung unseres Körpers, dass er nun genug Nahrung aufgenommen hat. Dies ist ein einfaches Beispiel für eine funktionierende Selbststeuerung.
    Oft genug essen wir aber, ohne dass unser Körper das »Hunger«-Signal sendet, vielleicht weil wir uns ängstlich oder deprimiert oder auch leer und unausgefüllt fühlen und nun versuchen, uns mit irgendetwas zu »füllen«. Dieser Mangel an Aufmerksamkeit in Bezug auf unser Tun und seine Folgen kann zu einer

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