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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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erinnere mich nur, daß Daddy ab und zu daheim diesen Namen erwähnte. Und das immer ziemlich aufgeregt. »
    «Mein Vater ist praktischer Arzt drüben im Westen. Hat mit deinem zusammen im St. Swithin studiert. Meine Mutter ist Lyrikerin, ihre Gedichte werden manchmal im Lokalblatt abgedruckt. Meine Tante ist die Oberin des Betram-Bunn-Traktes.»
    «Die sich Sir Lancelot Spratt angeln will, wie jedermann weiß», sagte Faith grinsend.
    Pip zuckte zusammen. «Sir Lancelot Spratt! Ich werde ihm gegenüberstehen in -» ein neuerlicher Blick auf den Wecker - «in sechsunddreißig Minuten.»
    «Du solltest dich ein bißchen beeilen», riet sie ihm, sich im Bett aufsetzend.
    «Ich komm schon hin, keine Angst. Und wenn ich ein Auto stehlen muß. Diesmal darf ich wirklich nicht durchfallen. Sonst trifft meinen armen Vater der Schlag. Es ist mein dritter Versuch, diese Prüfung zu machen, weißt du. Und Dad legt furchtbar großen Wert darauf, daß ich dereinst als ebenfalls im St. Swithin ausgebildeter Arzt seine Praxis übernehme. Kann ich dich heute abend sehen?»
    «Natürlich.» Sie küßte ihn flüchtig.
    «Wir haben so viele gemeinsame Ideale.»
    «Ja.» Ihre Augen leuchteten in seine. «Freiheit des Individuums -»
    «Keine Polizei», nickte er zustimmend. «Keine Chefs. Keine Großgrundbesitzer. Keine Prüfungen. Keine Elite.»
    «Das Recht auf freies Siedeln allenthalben -»
    «Auf Wohnung nach Belieben. Plus Nulltarif für lebensnotwendige Nahrungsmittel, Transportmittel, Ferien und Abtreibung.»
    «Schluß mit den grausamen Sportarten. Prügelstrafe für alle Jäger.»
    «Armee und Marine werden abgeschafft. Ebenso die Ascot-Woche.»
    Sie blickten einander ins Auge, fast atemlos in ihrer Reformbegeisterung.
    «Auf Wiedersehen um sechs?» fragte er.
    «In der Kneipe gegenüber dem Rathaus von Chelsea.»
    «Fein. Wo sind meine Schuhe?»
    «Im Bücherregal.»
    Er zog sie an. «Ich glaube, das ist alles.»
    «Hals- und Beinbruch zum Examen.»
    «Ich werd’s schon schaffen. Bestimmt. Noch nie im Leben fühlte ich mich vor einer Prüfung so inspiriert.»
    Faith hauchte ihm einen Kuß zu, und er huschte durch die Tür. Dann gähnte sie, legte den Kopf auf das Kissen zurück und schloß die Augen. Sie hatte einen freien Tag vor sich und sah nicht ein, warum irgendein Abenteuer wie dieses ihre Morgenruhe beeinträchtigen sollte. Sie hatte, wie ihr Vater, einen ausgeprägten Sinn für das Praktische.
    Zum Schaden der von ihm erwählten Laufbahn erfreute sich jedoch Pip keineswegs gleicher Fähigkeiten zur Selbstkontrolle wie seine Freundin. Dieser Umstand ließ seine Zulassung zum Medizinischen Institut von St. Swithin nachträglich noch als ein Rätsel erscheinen, das in den Augen des Ärztestabes mit jedem weiteren im Institut verbrachten Jahr immer unlösbarer wurde. Man schrieb sein Bleiben einem unenthüllbaren dunklen Geheimnis zu, das den Institutsvorstand mit Pips Vater seit der gemeinsamen Studienzeit verband. Fast hätte der Institutsvorstand gewünscht, daß dem wirklich so wäre.
    Schmerzlich ins grelle Sonnenlicht blinzelnd, stand Pip in der King’s Road. Auf ungewohnt bedächtige Art analysierte er sein Problem. Ein Bus oder die Untergrundbahn konnten ihn unmöglich rechtzeitig an das andere Ende Londons bringen. Pips nächster Entschluß, stöhnend auf der Fahrbahn zusammenzubrechen, bis jemand einen Ambulanzwagen herbeirief, wurde durch die Überlegung vereitelt, daß ihn dies nur auf die Unfallabteilung des nächstgelegenen Krankenhauses bringen würde, aus dem er erst nach Stunden loskommen könnte. Auch ein Polizeiauto würde ihm kaum den gewünschten Dienst erweisen. Pip mußte ein Taxi nehmen - eine unvorstellbare Extravaganz für mittellose Medizinstudenten. Als er ins Taxi stieg, erinnerte er sich, daß er kein Geld in der Tasche hatte...
    Etwa fünf Minuten vor neun Uhr schritten zwei junge Männer in weißen Mänteln unruhig in der geräumigen Marmorhalle des St. Swithin auf und ab, vorbei am Schwarzen Brett. Es herrschte wie ge-wohnlich dichtes Gedränge; Wartende, Besucher und Verirrte saßen, standen oder wurden horizontal weiterbefördert, rasch dahintrippelnde Schwestern bahnten sich einen Weg durch die Menge, Krankenträger in braunen Mänteln schlenderten gemütlich dahin, und Ärzte aller Alters- und Wichtigkeitsstufen wußten durch ihr Aussehen anzudeuten, daß man sie soeben an anderer Stelle dringend brauchte.
    «Nimmt er am Ende in der Kantine einen schnellen Kaffee?» fragte Tony

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