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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mir ein Operationssaal sowieso nicht viel anders vor als ein sehr gut ausgerüstetes Badezimmer. Ich werde von einem Haute-Couture-Salon Entwürfe für Schwesternuniformen anfertigen lassen», schwärmte Seine Lordschaft hingerissen. «Mit Blumensträußchen oder sonstwie gemustert, damit wir von diesem abscheulichen Florence-Nightingale-Image wegkommen. Bei uns wird es keinen Gewerkschaftsrummel geben, weil vom Personal angenommen wird, daß es mehr Interesse am Geld als an den Patienten hat. Warum auch nicht? Die Tage, in denen sich Mönche und Nonnen damit abplagten, die Siechen mit Milch und ähnlichem Zeug zu laben, liegen doch weiß Gott hinter uns. Irgendwie trotzdem schade», überlegte er. «Sie waren hervorragend billige Arbeitskräfte. Heinrich VIII. hat da einiges auf dem Gewissen.»
    «Sie müssen aber um eine Lizenz ansuchen», machte ihn Mr. Grout aufmerksam. «Gesundheitsakte 1936, Abschnitte einhundertsiebenundachtzig bis einhundertfunfundneunzig.»
    «Was für einen Posten haben Sie eigentlich verloren?»
    «Ich war Sekretär des Verwaltungsvorstands. Genaugenommen gehen alle diese Scherereien auf mich zurück.» Er wies mit einer Kopfbewegung in den überfüllten Vorhof. «Ich war derjenige, der Chipps als Krankenträger einstellte. Am vergangenen Dienstag.»
    «Sie haben sichtlich einen feinen Riecher für den jeweils kommenden Mann», lobte ihn Lord Hopcroft. «Ich hätte innerhalb meines neuen Plans zweifellos einen Platz für Sie. Wollen Sie zum Lunch in eines meiner Hotels kommen? Nachher können Sie mir beim Zertrümmern des Computers in meinem Büro helfen. Ich habe den begründeten Verdacht, daß Computer sehr unzuverlässige Apparate sind.»

20

    «Macht’s dir was, Dad, wenn wir unter dem Schutz dieses Bahrtuchs durch die Tür des Leichenhauses hinausschlüpfen?» Pip führte Dr. Chipps zum Hinterausgang des St. Swithin, während Lord Hopcroft mit Mr. Grout das Haus durch die vordere Tür verließ. «Alle würden über mich herfallen, wenn ich mein Gesicht im Haupttor zeige.»
    «Im alten Gebäude des St. Swithin», sagte sein Vater versonnen, «bot das Leichenhaus den einzigen Zugang zum Schwesternheim -nach Mitternacht. Für die Mädchen war das sicherlich ein glänzendes
    Training in den Realitäten ihres Berufs, sobald man sie einmal über die Schwelle geschubst hatte.»
    «Wo wollen wir einkehren?»
    «Steht eigentlich noch der ?» erkundigte sich der Vater. (Pip versuchte sich zu erinnern.) «Unter den Studenten meiner Zeit war es das Lieblingslokal. Wenn ich mich recht entsinne, sollte es gleich in diesem Seitengäßchen sein. Aber ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr in London gewesen, und hier hat sich einiges geändert.»
    «Es war nett von dir, heute hierherzukommen und mich aufzusuchen, Dad.»
    «Ich hab mir gedacht, ich schau einmal vorbei», erklärte Dr. Chipps bagatellisierend. «Ganz interessant, dich in deinem artgemäßen Revier zu sehen. Da ist schon die Kneipe.»
    «Die hab ich offenbar immer übersehen», gestand Pip.
    «Hat sich nicht im geringsten verändert. Nur das kleine, rothaarige Barmädchen dürfte sich leider beträchtlich verändert haben.»
    Sie traten durch die schmale Tür in ein kleines, schmieriges Wirtshaus, das sichtlich zu unbedeutend gewesen war, um die verhängnisvolle Aufmerksamkeit jener Architekten, die das ganze Areal wildwütig umgebaut hatten, zu erregen. Das Wirtshausschild über dem Eingang war verblaßt, das einzige Fenster zur Bar ungewaschen, das Innere düster und leer. Sägespäne lagen auf dem Boden. Es stank durchdringend nach Bier in allen Stadien der Zersetzung.
    «’n Morgen, Horace», sagte ein dicker Mann, der in Hemdsärmeln und Hosenträgern hinter der Theke stand. «Wie gewöhnlich?»
    «Ja, bitte.»
    «Bist schon einige Zeit nicht mehr hier gewesen.»
    «Ich lebe jetzt in Somerset.»
    «Nett dort drunten?» Der Mann begann einen Maßkrug zu füllen.
    «Sehr nett.»
    «Das muß jetzt schon... wie lang?... her sein. Zwanzig Jahre?»
    «An die dreißig, Sam.»
    «Wie die Zeit verfliegt, was?»
    «Gewiß.»
    «Und es kommt mir wie gestern vor. Dasselbe für deinen Freund?»
    «Das ist mein Sohn.»
    «Was du nicht sagst? Ja, die Zeit verfliegt», wiederholte der Wirt nachdenklich.
    Dr. Chipps führte seinen Sohn zu einer Bank und einem rohgezimmerten Tisch in der Ecke. «Siehst du, Pip? Sobald du einmal Student im St. Swithin gewesen bist, kannst du das nicht mehr aus deinem Leben löschen wie einen Ferientag, den

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