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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Tagesarbeit im Bad Erfrischung suchend, sagte Brenda: «Alle im Spital hausenden Scheichs wollen wegen der Krise ihr Geld bei den englischen Banken abheben. Aber sie können’s nicht. Auch die Telefone der Privatpatienten streiken!»

    «Serviert Mahlzeiten! Reinigt Fußböden!» murrte die Oberin. «Sie rührt nicht den kleinen Finger, außer wenn ein Fotograf in der Nähe ist. Dieses Weibsbild zieht ihre Kleider so schnell an und aus wie ein Werbespot dauert, und wahrscheinlich ebenso oft.»
    Die Oberin betrachtete das Bild genauer. Unfaßbar die Aufmerksamkeit, die Galanterie, das Interesse, die Sir Lancelot an eine solche Busenmonstrosität verschwendete. Noch dazu hatte die Oberin Tony Havens’ Notizen über den Fall Brenda Bristols entnommen, daß deren richtiger Name Elaine Fishwick lautete, daß sie Kellnerin in einer Hafenbar gewesen und dreimal geschieden war. Die Frau, die Sir Lancelot in seinem Witwerstand trösten sollte, müßte ganz anders geartet sein, überlegte die Oberin. Seriös, intelligent, energisch, verläßlich, mit vielen gemeinsamen Gesprächsthemen - wie etwa: interessante Operationen, außerordentliche Symptome und erkrankte Organe.
    Die Oberin setzte sich und trommelte mit ihren zarten Fingerspitzen langsam auf die Kante des Schreibtisches. Am vergangenen Abend hatte sie ihre Karten nicht richtig ausgespielt, das mußte sie sich jetzt eingestehen. Schlimmer noch: sie hatte Sir Lancelot fälschlich mangelnden Interesses bezichtigt. Aber das Spiel war noch nicht zu Ende. Brenda Bristols würde aus dem Spiel ausgeschaltet sein, sobald einmal Pips lächerlicher Streik abgebrochen war - wenn nicht das Ganze mit einem Bürgerkrieg endete.
    Es klopfte an die Tür.
    Sie schob die Zeitung in eine Schreibtischlade. «Herein», sagte sie.
    Lord Hopcroft erschien, zum Ausgehen angekleidet. «Guten Morgen, Oberin. Ich bin im Begriff, das Spital zu verlassen.»
    Sie verzog die Lippen. «Ich kann mich nicht erinnern, Ihre Entlassung bewilligt zu haben.»
    «Das ist richtig. Nicht Sie, sondern der Computer hat mich entlassen.»
    «Aha. Nun, hoffentlich hatten Sie einen angenehmen Aufenthalt. So angenehm, wie es unter den herrschenden wildbewegten Umständen eben möglich war.»
    «Ich äußere nicht die leiseste Kritik, Oberin. Alle Leute hier waren absolut reizend zu mir.»
    «Danke», sagte sie, allmählich auftauend.
    «Ich komme sie abholen.»
    «Wen abholen?»
    «Die Zwillinge.»
    Die Oberin hob fragend die Brauen. «Verwandte?»
    «Das möchte ich glauben! Ich habe sie doch in der vergangenen Nacht zur Welt gebracht. Zwei Mädchen, laut Computer.»
    «Aber das muß doch ein Irrtum -»
    «Nicht im mindesten. Dem Computer kann doch kein Irrtum unterlaufen. Das haben Sie mir doch selbst wiederholt versichert. Nun, wo haben Sie die Kleinen denn hingetan?» fragte er, sich lächelnd im Zimmer umsehend. «Ich kann’s gar nicht erwarten, sie nach Hause zu bringen. Mein Butler wird begeistert sein. Er ist von Natur eher feminin. »
    «Lord Hopcroft», sagte die Oberin sehr ernst, «vielleicht diagnostizierte der Computer, daß Sie unter der Wahnvorstellung leiden, weibliche Zwillinge geboren zu haben?»
    «Ich leide keineswegs unter Wahnvorstellungen», erwiderte Seine Lordschaft fest. «Möglicherweise hat der Computer Wahnvorstellungen, aber das geht ja mich nichts an. Ich bin richtiggehend aufgeregt, weil ich noch nicht weiß, wie ich die Kleinen nennen soll. Man muß sehr darauf achten, Mädchen durch moderne Namen nicht für die Zukunft abzustempeln. Eine Freundin meiner früheren Frau taufte ihre Kleine , und das hat sich als ein großer Fehler erwiesen. Wie soll ich die Säuglinge ernähren, Oberin? Die Babies an die Brust zu nehmen, dürfte vielleicht auf technische Schwierigkeiten stoßen. Ob ich eine Amme engagieren sollte?»
    «Ich rate meinen Müttern stets, es mit der Brust wenigstens zu versuchen. »
    «Ja, man sollte es wirklich versuchen», meinte Seine Lordschaft nachdenklich.
    «Wenn nicht genügend natürliche Milch vorhanden ist, werden Sie das eine oder andere künstliche Präparat ohne weiteres verwenden können.»
    «Wie oft soll man die Mahlzeiten verabfolgen?»
    «Ich empfehle Nahrung auf Verlangen. Das ist viel natürlicher, als den Babies Mahlzeiten in fixen Intervallen zu geben. So ein kleiner Magen ist vielleicht zur Nahrungsaufnahme noch gar nicht bereit. Das Entwöhnen würde ich, vor allem im Falle von Zwillingen - Aber wozu erzähle ich Ihnen das alles?»

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