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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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unterbrach sie sich verärgert. «Sie haben ja gar keine Zwillingen. Sie haben ja nicht einmal ein Baby.»
    «Aber der Computer gab ihr Gewicht, ihre Blutgruppen, ihre genetischen Einzelheiten an -»
    Die Oberin brachte ihn mit einem lauten Anschlägen ihres Bleistiftes auf die Tischplatte zum Schweigen. «Wir werden Ihnen die Zwillinge ins Haus schicken.»
    «Aha, mit dem Zustelldienst von Fortnum and Mason’s», dankte er erfreut. «Ja, eine Lieferung ins Haus wäre natürlich bequemer. Hoffentlich wartet mein Chauffeur noch auf mich. Der arme Kerl wird eine Rasur jetzt dringend nötig haben. Nochmals, Oberin, vielen Dank. Meine Niederkunft war wirklich leicht und schmerzfrei. Ich werde es mir zum Prinzip machen, meine restliche Familie in Ihrem Spital auf die Welt zu bringen. Und es war für mich sehr anregend, Brenda Bristols in Fleisch und Blut kennenzulernen.»
    «Ja, wirklich?» Das klang wieder sehr frostig.
    «Ihre Rekonvaleszenz wird Brenda in einer kleinen Hütte, die ich in der Nähe von St. Tropez besitze, verbringen, sobald Sir Lancelot das Klümpchen aus ihrer Brust entfernt hat. Es fühlt sich lächerlich klein an, eigentlich zu klein für eine Operation. Aber wahrscheinlich sind alle Dinge relativ. Oh, zum Abschluß noch etwas», erinnerte er sich. «Der Computer hat mir aufgetragen, die Mütterbeihilfe anzufordern. Wo kann ich das tun?»
    «Ich würde es im Verwaltungsbüro des Hauptgebäudes versuchen», erwiderte die Oberin kalt. «Aber dort streikt man vielleicht auch.»
    Als Lord Hopcroft ging, drängte sich eilends ein zweiter Besucher in die Kanzlei der Oberin. Der Ankömmling war schmal gebaut und schmächtig. Er hatte sandfarbenes Haar, einen Schnauzbart, helle Augen und einen frischen Teint. Er trug einen zerknitterten braunen Anzug aus Donegal-Tweed und einen formlosen Tweedhut, an dessen Krempe Angelfliegen gesteckt waren.
    «Florence —»
    Sie sprang auf. «Horace-»
    «Was hat Pip eigentlich noch alles im Sinn?» fragte der Mann.
    «Ich weiß es nicht. Vielleicht will er jetzt die Downing Street übernehmen, wie er bereits das St. Swithin übernommen hat.»
    «Und den Buckingham-Palast als Draufgabe. Ich verstehe das alles nicht. Sonst schrak er doch immer vor jeder Art von Verantwortung zurück. Er weigerte sich sogar, Sekretär des Poesiekränzchens seiner Mutter zu werden.»
    Dr. Horace Chipps setzte sich und starrte seine braunen Stiefelspitzen an.
    «Du hast doch seine Narrenpossen an den letzten zwei Abenden im Fernsehen gesehen?» fragte die Oberin.
    «Ja. Deshalb beschloß ich ja, nach London zu kommen. Ich wollte mir sowieso eine neue Angelrute für das Forellenfischen aussuchen. Ich mache mir schreckliche Sorgen um Pip. Leidet er unter einer Psychose? Muß er am Ende irgendwo isoliert werden? Ich weiß, er wollte Psychiater werden - ein Ehrgeiz, der stets den Verdacht auf eine beginnende Geisteskrankheit zuläßt. Wozu aber ist er Krankenträger geworden? Warum setzt er nicht- sein Medizinstudium fort?»
    «Die Entscheidung darüber hat sich, fürchte ich, seinem Einfluß entzogen. Nach seinem Durchfall beim Examen hat man ihn relegiert. »
    «Das ist mir seinerzeit Dutzende Male passiert», tat Dr. Chipps diesen Vorfall ab. «Zu Beginn des nächsten Semesters tauchte ich dann wieder auf, als ob nichts geschehen wäre. Kein Mensch sagte ein Wort. Es setzt die Professoren in große Verlegenheit, einen St. Swithin-Studenten auszuschließen, gelten sie doch als die am besten ausgebildeten Medizinstudenten Londons.»
    «Pip ist eben in die falschen Hände gefallen.»
    «In wessen Hände?»
    «In Faith Lychfields Hände.»
    «Die Tochter des Instituts Vorstands?» fragte Dr. Chipps verblüfft. «Aber die lernte ich doch während der Sommerferien in Somerset kennen. Sie ist ein süßes, reizendes Mädchen, das keiner Fliege ein Leid antun würde.»
    «Junge Leute tun heutzutage die eigenartigsten und unerwartetsten Dinge. Die Söhne und Töchter hochachtbarer Familien werden Hippies, Alkoholiker oder arbeitsscheu, drogensüchtig und zumindest sexbesessen.» Sie fugte mit einem stechenden Blick hinzu: «Ich persönlich gebe in solchen Fällen den Eltern die Schuld.»
    « Du willst damit andeuten, daß ich Pip falsch erzogen habe», antwortete er, ihrem Blick standhaltend. «Nein, das habe ich ganz gewiß nicht. Ich brachte ihm Cricket bei, als er zehn, und Angeln, als er vierzehn Jahre alt war. Mit fünfzehn lernte er bei der Geburt von Lämmern helfen, mit sechzehn Schmetterlinge

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