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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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gerade noch rechtzeitig herum, um zu sehen, wie Shvets eine Waffe auf ihn richtete. Blitzschnell warf Jonathan sich auf den Boden und feuerte dabei seine eigene Pistole auf Shvets ab. Er sah das Mündungsfeuer und fühlte, wie etwas glühend Heißes an seinem Ohr vorbeisauste. Er prallte seitlich auf den Boden und stieß einen Schmerzensschrei aus, als seine verletzte Schulter aus dem Gelenk sprang. Trotzdem feuerte er blind weiter, rappelte sich mühsam auf, zielte auf Shvets Brust und drückte erneut ab, doch das Magazin war leer.
    Shvets hockte auf dem Sofa und presste sich eine Hand auf den Bauch. Die andere Hand hielt noch immer die Waffe, lag aber schlaff auf dem Oberschenkel. »Bravo«, sagte Shvets in dem gleichen ungerührten Tonfall wie zuvor. »Ich wusste noch gar nicht, dass Sie ein so guter Schütze sind.«
    Jonathan musterte den Russen argwöhnisch. Vorsichtig ging er zu ihm, hockte sich hin und öffnete die Finger um den Pistolengriff. Als er Shvets die Waffe abgenommen hatte, warf er sie außer Reichweite auf den Boden. »Lassen Sie mal sehen.«
    Widerstrebend hob Shvets die Hand. Jonathan knöpfte das Hemd auf. Die Kugel steckte unterhalb der Leber. Aus der Wunde floss nur wenig Blut. »Ich schlage Ihnen einen Deal vor. Sie erzählen mir, was es mit La Reine und Emma auf sich hat, und ich rette Ihnen das Leben.«
    »So ein eiskalter Hund sind Sie nicht.«
    »Nein«, gab Jonathan zu. »Das bin ich wohl nicht.« Er holte ein paar Handtücher aus dem Bad und wischte Shvets das Blut ab. »Beugen Sie sich vor«, sagte er.
    Shvets stöhnte, befolgte aber Jonathans Anweisung.
    »Drücken Sie die Handtücher fest auf die Wunde und halten Sie still. Ich rufe einen Rettungswagen.«
    »Nicht nötig«, sagte eine Stimme mit britischem Akzent. »Das übernehmen wir.«
    Im Türrahmen stand Charles Graves mit einem Trupp schwarz gekleideter Polizisten.
    »Ransom? Wie konnten Sie ...« Kate Ford trat hinter Graves hervor und kam ins Apartment. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Zorn und Erstaunen.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, befahl Graves und richtete seine Waffe auf Jonathan. »Ihre Flucht endet hier.« Er wandte sich an einen der Männer neben ihm. »Verhaften Sie den Kerl. Und achten Sie darauf, dass seine Handschellen fest sitzen.«

72.
 
    Emma trat aus dem Sicherheitsgebäude und lief auf einem eingezäunten Weg über einen weitläufigen Innenhof, bis sie das Verwaltungsgebäude erreichte. Auch hier saß im Eingangsbereich ein Sicherheitsbeamter hinter einem Schreibtisch. Emma zeigte ihm ihren Werksausweis und ging durch ein hohes Drehkreuz, das den Eingang zum Hauptreaktorkomplex abriegelte. Auf der anderen Seite des Drehkreuzes musste sie erneut durch einen Metalldetektor. Wieder wurde ihre Handtasche durchsucht; anschließend wurde sie in eine Spezialkammer zur Kontrolle auf Sprengstoffrückstände geführt. Sie spürte einen Luftstrom; ein grünes Licht leuchtete auf. Dann gab ein Sicherheitsbeamter ihr mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie die Kammer verlassen und das nächste Drehkreuz passieren konnte. Emma durchquerte eine kleine Halle und erreichte eine Doppelglastür, die nach draußen führte. Sie zog ihre Schlüsselkarte durch die elektronische Türverriegelung, wartete auf das grüne Licht und trat durch die Türen hinaus in die strahlende Morgensonne.
    Draußen hielt sie einen Moment inne, betrachtete das Verwaltungsgebäude hinter sich und den mit Stacheldraht umwickelten Sicherheitszaun, der das Kraftwerk umschloss.
    Reinzukommen war die leichteste Übung.
    Vor ihr erhob sich der Reaktorbau, ein gigantischer, fensterloser Betonklotz. Innen befanden sich der Reaktorkontrollraum und der Reaktordruckbehälter. Doch Emma ging nicht auf den Reaktorbau zu. Sie hatte nicht die Absicht, in den Reaktorkontrollraum einzudringen. Stattdessen zog sie ihr Handy aus der Tasche und lud sich den Plan vom Werksgelände auf das Display. Sie ging am Reaktorbau vorbei, überquerte ein weitläufiges Lagerhallengelände und steuerte auf eine riesige Halle von der Größe eines Fußballfeldes zu. Für den Weg brauchte sie fünf Minuten. Während dieser Zeit begegneten ihr nur drei oder vier Männer. Keiner von ihnen beachtete sie.
    Sie zog ihre Schlüsselkarte erneut durch eine Türverriegelung und betrat die Lagerhalle. An der Decke hingen überdimensionale Lampen. In langen Reihen waren Schiffscontainer gestapelt, immer drei aufeinander. Ein Gabelstapler fuhr auf der Suche nach einer

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