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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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tief im Inneren, dass er getan hatte, was unvermeidlich gewesen war. Jonathan war klar geworden, dass er Shvets zutiefst verabscheute. Es würde ihm leichtfallen, den Mann zu töten.
    »Wo ist sie?«, fragte er.
    Shvets schüttelte den Kopf und warf Jonathan einen bemitleidenden Blick zu. »Ich weiß, weshalb Sie hier sind. Sie reden sich ein, dass Sie sie aufhalten wollen, aber Sie machen sich nur etwas vor. In Wahrheit lieben Sie sie noch immer. Sie glauben, dass Lara aus irgendeinem Grund auf Sie hören und ihre Operation abbrechen wird. Aber Sie täuschen sich.«
    »Halten Sie den Mund.«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Was für eine Frage?«
    Shvets blickte Jonathan prüfend in die Augen. »Glauben Sie wirklich, dass sie Division verraten hat, weil sie verhindern wollte, dass ein vollbesetztes Passagierflugzeug abgeschossen wird?«
    Jonathan schwieg.
    »Dieselbe Frau, die ohne mit der Wimper zu zucken um die Mittagszeit eine Bombe auf einer belebten Straße im Herzen Londons hochgehen ließ? Hat die Polizei Ihnen gesagt, wie sie Robert Russell getötet hat? Sie hat ihm mit bloßen Händen das Genick gebrochen und ihn dann über den Balkon aus dem fünften Stock geworfen.«
    »Das mit dem Flugzeug war etwas anderes«, sagte Jonathan. »Es hätte viel mehr Menschen getroffen und viel mehr Unschuldige das Leben gekostet. Sie unterscheidet zwischen Leuten aus ihrem Metier und Leuten, die nichts damit zu tun haben.«
    »Und was ist mit all den anderen Opfern aus ihrer Vergangenheit? Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wie viele Operationen sie bei Division durchgeführt hat und wie viele Unschuldige dabei ihr Leben verloren haben?«
    Jonathan versuchte, etwas zu erwidern, aber sein Mund war plötzlich wie ausgedörrt. »Was wollen Sie eigentlich damit bezwecken?«
    Shvets rieb sich die Wange und blickte Jonathan weiter unverwandt in die Augen. Sein Blick schien zu sagen, dass er Jonathan nur allzu gut verstehen konnte und sich wie ein Vater um ihn sorgte, weil er nicht wollte, dass Jonathan noch mehr unter der Lüge litt.
    »Nein«, sagte Jonathan mit fester Stimme. »Ich glaube Ihnen kein Wort.«
    »Sie haben sicher schon Ihre Zweifel gehabt«, sagte Shvets. »Sie sind nicht auf den Kopf gefallen. Sie müssen sich gefragt haben, warum sie plötzlich Gewissensbisse bekommen hat.«
    »Das Flugzeug war vollbesetzt mit Leuten, die nichts mit der Sache zu tun hatten. Division war einfach einen Schritt zu weit gegangen. Das wollte sie nicht zulassen.«
    »Nein, Jonathan, das war nicht der Grund, und das wissen Sie genau.«
    Jonathan schüttelte den Kopf. Er wollte die Worte nicht hören, von denen er im Herzen wusste, dass sie stimmten. Der Verdacht hatte an ihm genagt, seit er Emma in London beobachtet hatte.
    »Emma arbeitet nicht erst seit dieser Sache für mich«, sagte Shvets. »Ich habe ihr aufgetragen, das Attentat von Division auf das Flugzeug zu verhindern.«
    »Sie lügen.« Die Worte klangen wenig überzeugend, wie eine rein mechanische Antwort auf einen unvorstellbaren Verrat. »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Doch, das tun Sie. Das sehe ich. Ich habe ihr aufgetragen, den Anschlag auf das El-Al-Flugzeug zu vereiteln, nicht weil mir die Passagiere leidgetan haben, sondern weil ich Division vernichten wollte.« Shvets rutschte in die Sofaecke. »Und Sie, Jonathan, haben mir dabei geholfen. Sie haben General Austen getötet. Sie haben verhindert, dass die Drohne ihr Ziel erreichte, weil Ihre geliebte Emma zu schwer verwundet war, um ihre Mission zu beenden. In meinen Augen ist sie nicht die Einzige, die für mich arbeitet. Sie tun es ebenfalls.«
    Jonathan ließ sich in einen Sessel sinken. Er fühlte sich mit einem Mal völlig erschöpft. Die vielen Stunden ohne Schlaf raubten ihm die letzten Kraftreserven. Er wusste, dass Shvets die Wahrheit sagte. Nicht nur, weil er es tief im Inneren fühlen und in den Augen des anderen Mannes sehen konnte, sondern vor allem, weil die ganze Sache nur so einen Sinn ergab. Es gab keine andere logische Erklärung für Emmas Verhalten.
    Jonathan richtete den Blick zum Fenster. Die Polizisten waren wieder aus dem Gebäude herausgekommen, und die Sanitäter trugen eine Bahre aus dem Haus. Jonathan entdeckte ein vertrautes Gesicht und schaute genauer hin. Der Mann dort unten war Graves, und ihm folgte Kate Ford. Da hatte er es den ganzen weiten Weg bis hierher geschafft, nur um das herauszufinden ...
    Plötzlich sah Jonathan aus dem Augenwinkel eine rasche Bewegung. Er fuhr

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