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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bestimmten Fracht an ihr vorbei. Ungefähr auf halber Höhe der Lagerhalle sah Emma zwei riesige Türen, die geöffnet waren. Durch diese Türen schob sich soeben langsam der vordere Teil einer Lokomotive.
    Einmal im Jahr musste der Reaktor kurzzeitig abgeschaltet werden, damit die abgebrannten Brennelemente gegen neue, »heiße« Brennstäbe ausgetauscht werden konnten. In dieser Zeit wurden auch überalterte Geräte ausgewechselt und eine vier- bis sechswöchige Generalinspektion durchgeführt. Für diese Wartung mussten ungefähr hundert Container mit neuen Lieferungen unterschiedlichster Art ins Kernkraftwerk gebracht werden.
    Die letzte Wartung war vor zwei Wochen durchgeführt worden.
    Emma lief durch die Reihen der Container zu einer einsam gelegenen Ecke am hinteren Ende der Lagerhalle. Hier wurden keine Container aufbewahrt, sondern Metallrohre. Die Rohre mit einem Durchmesser von vierzig Zentimetern waren zu Hunderten aufeinandergestapelt. Emma ging weiter bis zur Rückwand der Halle, warf einen Blick auf das Display ihres Handys und gab ihre GPS-Daten ein. Auf dem Werksplan erschien ein roter Punkt. Emma ließ den Blick über die Rohre an der Wand schweifen, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. An einem der Rohre war an einem Ende ein grünes Klebeband befestigt. Emma zählte vier Rohre nach unten ab und blickte in das Rohr hinein.
    Ihr stockte vor Schreck der Atem.
    Das Rohr war leer.
    Sie zog den Ärmel ihres Blazers hoch, steckte den Arm in das Rohr und tastete nach einem Päckchen mit Wachsummantelung, konnte aber nichts finden. Panik stieg in ihr auf.
    Noch einmal.
    Erneut zählte Emma vier Rohre ab und überprüfte sämtliche Rohre rechts und links.
    Wieder nichts.
    Sie kauerte sich auf den Boden und durchsuchte die Rohre in der näheren Umgebung. Doch so sehr sie auch suchte und tastete, sie konnte nichts finden. Sie fragte sich, ob jemand das Rohr abtransportiert hatte, konnte es sich aber nicht vorstellen. Schließlich war das Rohr mit dem grünen Klebeband ja auch noch da, und ...
    Abrupt hielt sie inne. Wenn es nicht das vierte Rohr unter der gekennzeichneten Rohrleitung war, musste es das vierte Rohr darüber sein. Emma stellte sich auf die Zehenspitzen, zählte vier Rohre über der Markierung ab und schob die Hand hinein.
    Ihre Finger ertasteten nichts außer kaltem Metall. Wieder das falsche Rohr. Aber das Päckchen musste hier irgendwo sein! Papi hatte es gesagt, und sein Wort reichte Emma vollkommen. Sie stellte den Fuß auf eins der unteren Rohre, reckte sich so hoch sie konnte und steckte den Arm noch tiefer in das Rohr. Ihre Finger berührten etwas Festes, Glattes. Sie packte zu und zog das Päckchen langsam zu sich heran, bis es herausrutschte und in ihren Armen landete.
    Emma drehte sich um. Der Gang hinter ihr war leer. Sie schwitzte, obwohl die Suche körperlich gar nicht anstrengend gewesen war. Dann holte sie tief Luft und wickelte das Päckchen behutsam aus. In einer Schachtel lagen zwei vorbereitete Bomben. Beide waren fünfzehn mal fünfzehn Zentimeter groß, acht Zentimeter dick, mit glänzendem schwarzem Isolierband umwickelt und mit LED-Anzeigern mit Tastenfeldern versehen, um die Uhrzeit und den Zeitpunkt der Detonation einzustellen. Emma stellte den ersten Anzeiger auf dreißig Minuten ein, den zweiten auf sechs Minuten. Danach schob sie beide Bomben ungefähr auf Augenhöhe in eines der Rohre. Anschließend holte sie ihr Handy hervor, prägte sich die Lage der einzelnen Gebäude ein und ging in Gedanken wiederholt ihre Route ab.
    »Was tun Sie denn hier?«
    Emma zuckte zusammen und fuhr herum. Drei Schritte hinter ihr stand der stellvertretende Sicherheitsschef des Kraftwerks, Alain Royale. Emma blickte ihm prüfend ins Gesicht, konnte aber nicht erkennen, ob der Mann gesehen hatte, wie sie die Zünder eingestellt hatte. Geistesgegenwärtig zog Emma eine der Bomben aus dem Rohr und sagte: »Ich bin froh, Sie zu sehen, Monsieur Royale. Können Sie mir verraten, wie das Ding hierhergekommen ist?«
    Royale trat einen Schritt näher. »Eine Durchsuchung der Lagerhalle ist in der Inspektion doch gar nicht vorgesehen«, sagte er.
    »Normalerweise nicht, aber heute mache ich eine Ausnahme. Haben Sie das Rohr mit dem grünen Klebeband markiert?«
    »Natürlich nicht.«
    »Das dachte ich mir. Wie es aussieht, haben Sie ein Problem mit Schmugglern. Vermutlich geht es um Drogen.« Emma hielt ihm die Bombe entgegen. »Sehen Sie selbst. Oder können Sie mir verraten, was das

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