Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Alejandro Martinez mit einem Team der Spurensicherung auf einem Hinterhof an der Collins Avenue.
Eigentlich war es kein Hinterhof, sondern ein ehemals schöner Garten mit nunmehr leeren Blumenschalen. Der Rasen war verwildert, und die Formschnitthecken sahen aus, als bedürften sie der intensiven Pflege durch einen Gärtner.
Die dreistöckige Villa, zu der dieser Garten gehörte, war früher eine Kunstgalerie gewesen. Eine Tafel an der Wand neben dem Eingang wies die Villa noch immer als »Oates Gallery of Fine Arts« aus, aber das alte, aus grauem Stein erbaute Haus war verschlossen, die Fensterläden zu. Keine Spur von Leben oder Licht drang nach draußen. Selbst der Briefkasten am Bürgersteig war verplombt.
Die Szenerie hätte friedlich wirken können, wären da nicht die vielen Polizeibeamten, Einsatzfahrzeuge und das gelbe Klebeband gewesen, mit dem das Haus, das umliegende Gelände und der Bürgersteig abgesperrt waren.
Es gab keinerlei Anzeichen für einen Einbruch, obwohl der gepflasterte Weg und der Garten auf beiden Seiten des hohen Eisentores auf der Ostseite der Villa so aussahen, als hätte sie unlängst jemand benutzt, denn im Gras waren Furchen zu sehen, die von schmalen Reifen stammten, und hier und da gab es Scheuerspuren auf den Pflastersteinen. Jede verdächtige Stelle war bereits mit Fähnchen markiert.
Die Villa befand sich auf der Collins Avenue in der Nähe der Einundachtzigsten Straße, nicht weit von der Stelle entfernt, an der man vor achtzehn Monaten einen ermordeten Mann am Strand aufgefunden hatte, was für Sam Becket und Alejandro Martinez der Auftakt zu einem entsetzlichen Fall gewesen war.
Doch es gab keine Verbindung zu diesem aktuellen Verbrechen, so viel stand fest, denn der Täter, der den Mord damals begangen hatte, lebte nicht mehr.
Abgesehen davon war das hier etwas ganz anderes.
Es war unvergleichlich in seiner Abscheulichkeit.
Keinem der Detectives des Miami Beach Police Departments war jemals etwas Derartiges unter die Augen gekommen.
»Ich habe selten Schlimmeres gesehen«, sagte der Gerichtsmediziner Elliott Sanders, der bereits am Tatort war. »Das ist krank.«
Mit seiner Bemerkung bezog er sich auf zwei nackte Körper, den eines Mannes und den einer Frau. Beide waren Weiße, vermutlich Mitte zwanzig. Der Mann hatte dunkles Haar, die Frau war blond, ihr Haar lang und zerzaust. Ein winziges Tattoo, das einen Weidenbaum zeigte, zierte die Haut über dem Po.
Aus der Ferne hätte es den Eindruck erwecken können, als wären die beiden während des Beischlafs gestorben und immer noch vereint, wie eingefroren und mit verzerrten Gesichtern. Doch als die Detectives näher kamen, sahen sie klaffende Wunden, die bei beiden Opfern um den ganzen Hals herum verliefen.
Sam sah, dass der Täter die Leichen regelrecht arrangiert hatte, und musste an eine Skulptur aus Fleisch und Blut denken, vielleicht an die groteske Parodie eines Rodin-Paares, doch die Leichen hätten ebenso gut - bei diesem Gedanken wurde Sam übel - siamesische Zwillinge sein können, die auf grässliche Weise an den Lenden miteinander verwachsen waren.
Und das war noch nicht einmal das Seltsamste an der Szenerie.
Die Leichen lagen in der Mitte des Rasens unter einer großen kuppelförmigen Plastikabdeckung, die einen Umfang von ungefähr drei Metern besaß und in der Mitte eins fünfzig hoch war.
»Der Doc hat recht«, sagte Martinez. »Das ist pervers.«
»Die beiden sehen aus wie Ausstellungsstücke«, meinte Sam, zückte seinen Notizblock und machte eine Skizze vom Fundort. »Oder wie Leichenpräparate.«
Es war üblich, dass die Spurensicherung, wo immer möglich, ihre Voruntersuchungen abschloss, bevor der Gerichtsmediziner kam, doch wenngleich die Männer schon eine ganze Weile arbeiteten, waren sie immer noch vollauf beschäftigt. Sie vermaßen den Tatort, sammelten alles ein, was verdächtig erschien, und versiegelten in Plastiktüten, was als Beweismittel dienen konnte: ein Stück Gewebe, einen Faden, eine Zigarettenkippe. Das Glück, die Mordwaffe selbst zu finden, hatten sie an diesem Tatort allerdings nicht.
Der Fotograf machte immer noch Aufnahmen aus jedem Winkel und knipste alles, was helfen konnte, die gesamte Szenerie im Bild festzuhalten. Dann wurde die Kuppel abgehoben, was den Beamten den Zugang zu den Leichen ermöglichte, aber auch Wind und Regen an den Tatort ließ, sodass es bald kaum noch verwertbare Spuren gab.
Sam drehte sich um, blickte auf die Villa und nahm sie mit
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