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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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habe Sie aufgeweckt, nicht wahr?« Oh, Scheiße .
    »Ja, das haben Sie wohl.«
    »Aber es ist vier Uhr nachmittags.«
    »Bist du das, Mom? Ich dachte, du seiest vor elf Jahren gestorben. Was für eine nette Überraschung«, sagte er gähnend.
    »Nein, ich bin Ihre – ich bin das Mädchen, das Sie letztens im Café getroffen haben. Cassie. Trotzdem tut mir das mit Ihrer Mutter leid.«
    »Ich hab Sie nur veralbert. Ich weiß, wer Sie sind, und nur fürs Protokoll: Meine Mutter lebt noch.«
    Okay, ich habe es also mit einem Witzbold zu tun. Das schaff ich.
    »Warten Sie, bis ich das Ihrer Mutter erzähle.«
    »Ganz schön dreist, dass du glaubst, meine Mutter zu treffen, noch bevor wir unser erstes Date hatten. Wo bist du?«
    Oha, wir waren also schon beim Du! »Im Garden District. Ich komme gerade … aus dem Haus einer Freundin«, antwortete ich und warf über die Schulter einen Blick auf die Villa im Hintergrund. »Also?«, fragte ich.
    »Also was?«
    »Also … willst du dich treffen?«
    »Jetzt?«, fragte er und hätte sich fast verschluckt.
    »Ja, genau jetzt.«
    »Klar!«, sagte er. Jetzt klang er hellwach.
    Er schlug das Schiro’s vor, in einer halben Stunde. Ich hatte also keine Zeit mehr, mich umzuziehen. Ich blickte an T-Shirt und Jeans hinab. Und keine Zeit, meine Meinung zu ändern. Ich würde mich mit einem Typen treffen, den ich gerade erst kennengelernt hatte.
    Plötzlich wurde mir übel. Konnte ich das wirklich? Aber das war schließlich Sinn und Zweck meines Jahres bei S.E.C.R.E.T. gewesen, nicht wahr? Es war wie ein Paar sexueller Stützräder gewesen. Und es wurde höchste Zeit, dass ich die abmontierte. Ich kannte meine Bedürfnisse. Jetzt wollte ich sie befriedigen.
    • • •
    Natürlich kam Mark Drury zu spät. Natürlich kannte er die süße Kellnerin, das heiße Mädchen, das dort allein aß, die androgyne Küchenchefin, die er mit vertraulichem High Five begrüßte, und die kurvenreiche Barkeeperin, bei der er eine Flasche Bier mit zwei Gläsern bestellte, bevor er sich mir gegenüber an den letzten freien Tisch setzte. Das Schiro’s war ein sehr beliebtes Lokal, insbesondere bei Musikern und Leuten, die zu ungewöhnlichen Zeiten aßen. Es war fast fünf, also so was wie Mittagszeit für diese Menschen. Hier entdeckte man alles, vom Schottenrock bis zum Piercing. Im zweiten Stock wurden zudem Zimmer mit Frühstück vermietet, weil hier auch internationale Besucher abstiegen. Dieses Lokal war ein cooles Sammelbecken für ausgefallene Typen und Exzentriker, und ich kam mir plötzlich ganz alt vor.
    »Hi«, sagte er grinsend und goss erst sich selbst und dann mir ein Glas Bier ein.
    Ich hätte ihn zuerst fast nicht erkannt. Er hatte sich rasiert. Dadurch kam sein hübsches Gesicht noch mehr zur Geltung.
    »Hi.«
    »Du magst doch Bier, oder?«
    »Ich lebe praktisch dafür.«
    Er sah noch ein bisschen verschlafen aus, das Haar lag flach am Kopf; sein grünes T-Shirt, das seine hellblauen Augen betonte, trug er falsch herum. Bisher hatte ich Schmetterlinge im Bauch gehabt. Diese begannen, weniger herumzuflattern, als er sich hinsetzte. Er ist nur ein Mann. Mit Bedürfnissen. Genau wie du.
    Er nahm sich eine Speisekarte vom Tisch und studierte sie, wobei er mir immer mal wieder einen verstohlenen Blick zuwarf. »Essen wir ein paar Burger. Die sind hier großartig.«
    »Ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr hier«, sagte ich. »Mein Ex und ich waren hier immer brunchen, als wir gerade frisch nach New Orleans gezogen waren.« Warum erwähnte ich Scott?
    »Dein Ex, hmm?« Er schlug die Speisekarte zu. »Heißt das Exfreund oder Exmann?«
    »Exmann. Er ist vor ein paar Jahren gestorben.«
    »Jetzt verarschst du mich, was? Das mit meiner Mutter war wirklich nur ein Witz.«
    »Nein, ich mache keine Witze«, sagte ich.
    Er forschte nicht weiter nach. »Wie ist es dir denn bisher in unserer wunderbaren Stadt ergangen?«
    »Du meinst, was Dates angeht?« Ich trank einen großen Schluck Bier.
    »Ja.«
    »Na ja, mal so, mal so, würde ich sagen. Und was ist mit dir?«, fragte ich und wischte mir die Lippen.
    »Ist nicht leicht, jemanden kennenzulernen, der sich mit den Arbeitszeiten eines Musikers arrangieren kann, weißt du?«
    »Und was ist das hier jetzt? Ein Date?«
    »Nenn es, wie du willst. Hauptsache, du bist am Ende nackt.«
    Wie dreist! Ich versuchte, mir meinen Schreck nicht anmerken zu lassen. Er war draufgängerischer als die Männer aus meinen Fantasien, die es allesamt behutsam und leicht

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