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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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Kleinkind-Tutus, die im Wind schaukelnd die Treppe zur Veranda umsäumten. Wenn man näher kam, zog die Villa einen magisch in ihren Bann; man wünschte sich einfach nur, hineingehen zu dürfen. Cassie hielt mit der Hand sanft meinen Unterarm umfasst und führte mich behutsam auf die rote Tür eines viereckigen Gebäudes zu unserer Linken zu.
    Matilda öffnete, noch bevor wir anklopfen konnten. »Dauphine, die Frau mit dem schönen Namen. Willkommen im Kutschenhaus. Das Komitee ist schon ganz gespannt darauf, Sie kennenzulernen.«
    Es geschah alles so schnell, dass ich nicht mal Gelegenheit hatte, mir die Einrichtung anzusehen. Immerhin nahm ich zwei große Bilder an den Wänden wahr. Die Farbwahl und die einzigartige Pinseltechnik kannte ich. »Oh mein Gott! Sind das … Mendozas?«, fragte ich, worüber Matilda sich sehr freute.
    »Aber ja! Das sind die letzten beiden aus unserer Sammlung. Wir verwalten Carolina Mendozas Nachlass. Sie kennen ihre Arbeit?«
    »Design war mein Hauptfach. Ich habe ein Seminar über Modern Louisiana Art belegt«, sagte ich und betrachtete das größere der beiden Gemälde, auf dem zwei feuerrote Vierecke zu sehen waren, die an den Kanten in Gelb und Orange übergingen. Schnell rief ich ein paar Fakten über sie aus meinem mentalen Aktenschrank ab: eine junge Revolutionärin aus Südamerika, eine leidenschaftliche Feministin …
    »Sie war gut mit einem Gründungsmitglied von S.E.C.R.E.T. befreundet«, fügte Matilda hinzu. »Vom Verkauf ihrer Gemälde alle paar Jahre finanzieren wir unsere Aktivitäten. Dieses hier verkaufen wir in diesem Jahr. Es heißt Red Rage – Rote Wut. Wir trennen uns nicht gern davon.«
    »Das glaube ich. Es ist wunderschön.«
    An der Rezeption kamen wir an einer jungen Frau mit schwarzem Haar und leuchtend roten Lippen vorüber.
    »Danica, das ist Dauphine.«
    »Hi!«, sagte sie. »Ich bin ein großer Fan von Ihrem Laden.«
    »Oh, danke.«
    Sie kam mir vage bekannt vor, obwohl die jungen, modischen Kundinnen in meinen Augen oft alle gleich aussahen. Wenn solche Frauen altmodische Klamotten kauften, dann veränderten und schneiderten sie so lange daran herum, bis sie ihnen passten.
    »Keine Sorge. Ihr Geheimnis ist bei S.E.C.R.E.T. absolut sicher«, sagte Danica.
    Matilda räusperte sich. »Danica, führe Dauphine doch bitte in mein Büro, damit sie den Fragebogen ausfüllen kann.« Sie sah auf die Uhr.
    »Es gibt einen Test?«, fragte ich mit klopfendem Herzen.
    »Nein, nein«, sagte Cassie. »Nur eine Liste der Dinge, die Sie schon getan haben oder gern einmal täten. Sexuell gesehen. Sie hilft dem Komitee dabei, Ihre Fantasien zu planen. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde.«
    Danica griff unter ihr Pult, zog aus der Schublade ein weiches, weinrotes Büchlein hervor, das etwa die Größe eines Passes hatte, und gab es mir. Es fühlte sich an wie eines meiner Moleskine-Skizzenbücher im Kunstseminar. In das Cover waren die Umrisse dreier Frauen geprägt. Bis auf ihr langes, welliges Haar waren sie nackt. Darunter war eine lateinische Inschrift zu lesen. Nihil judicii. Nihil limitis. Nihil verecundiae.
    »Das bedeutet: ›Kein Urteil. Keine Grenzen. Keine Scham.‹«, erläuterte Cassie.
    Ich öffnete das Büchlein. Darin fand ich zunächst das Vorwort:
    Was Sie hier in Ihren Händen halten, ist absolut vertraulich. Ihre Antworten sind nur für Sie selbst und für das Komitee gedacht. Niemand sonst wird sie sehen. Damit S.E.C.R.E.T. Ihnen helfen kann, müssen wir mehr von Ihnen wissen. Seien Sie gründlich, seien Sie ehrlich, seien Sie furchtlos. Bitte fangen Sie an.
    »Ich soll … das hier ausfüllen?«
    »Ja. Wir versuchen lediglich, Ihre sexuelle Vita zu erfassen, Ihre Vorlieben, was Sie mögen und nicht mögen«, sagte Matilda.
    Ich folgte Danica in ein gemütliches Büro. Dabei warf ich noch einen Blick über die Schulter. Cassie streckte beide Daumen in die Höhe und nickte mir ermutigend zu.
    »Tee? Wasser?«, fragte Danica und deutete auf einen Eames Chair aus schwarzem Leder und eine Ottomane neben dem Bücherregal.
    »Nein danke«, sagte ich.
    Dann ließ mich Danica mit meinen Gedanken allein. Ich blickte mich in dem hübsch eingerichteten Zimmer um: weiße Wände, geölte Walnussregale, moderne Akzente aus den Fünfzigern. Diese Menschen waren meinesgleichen, dachte ich. Ich musste beim Komitee nur vollkommen offen sein. Ich würde ihnen sagen, wozu ich bereit war und wozu nicht. Ich würde ganz klar meine Regeln nennen: keine Flüge, kein

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