Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
Vom Netzwerk:
die zehn Schritte, zum anderen aber auch die Kriterien, an die S.E.C.R.E.T. sich unter allen Umständen halten wollte.
    Jede Fantasie sollte also folgenden Anforderungen genügen:
    S icher: Die Teilnehmerin weiß, dass sie nichts zu befürchten hat.
    E rotisch: Die Fantasie ist sexueller Natur, lässt sich verwirklichen und ist nicht einfach nur ein Gedankenspiel.
    C rescendo: Die Fantasie wird immer intensiver, sodass die Teilnehmerin sie unbedingt realisieren will.
    R omantisch: Die Teilnehmerin fühlt sich begehrenswert und anziehend.
    E kstatisch: Die Teilnehmerin erlebt Freude im Akt.
    T ransformativ: Die Teilnehmerin verändert sich auf grundlegende, existentielle Weise.
    Auf jeder Pergamentseite befand sich eine Fantasie-Liste. Ich überflog sie, und mein Gesicht wurde heiß. Geheimer Sex in der Öffentlichkeit … Sex mit einer Autoriätsperson … einem Professor … einem Polizisten … gefesselt (Schluck! Vertrauen und Kontrolle!) … bedient werden, ge schlagen … Herrin sein … Sex mit einem Prominenten … Wasser … Natur … gerettet … Aufzug … Flugzeug (Oh Gott, fliegen gehörte also doch dazu?) … mit verbundenen Augen … Nahrung … überrascht werden … Dreier … Vierer … beobachten … beobachtet werden …
    Es war fesselnd, aufregend und beängstigend zugleich.
    »Denken Sie daran«, sagte Matilda. »Sie wählen Ihre Fantasien, setzen die Grenzen und behalten die vollkommene Kontrolle. Sie können jederzeit aussteigen.«
    I ch sah in die Runde. Diesmal ruhten meine Augen einen Augenblick lang auf jedem warmherzigen, erwartungsvollen Gesicht. Diese Frauen gaben mir das Gefühl, dass nun das größte Abenteuer meines Lebens begann. Und doch machte ich mir Sorgen um jede noch so kleine Kleinigkeit, degradierte jedes Abenteuer, das auf mich wartete, zu sorgsam inszenierten Einlagen im normalen Leben. Ich würde dieses tun, aber nicht jenes. Oder ich würde bereit sein, jenes auszuprobieren, aber nur, wenn alles seine Ordnung hatte. Ich erkannte, dass ich jede einzelne Entscheidung drei- oder viermal überdachte.
    Plötzlich erinnerte ich mich an etwas, das mein Vater gesagt hatte an dem Tag, an dem er mich beobachtete, wie ich am Rand unseres Pools im Hinterhof herumpaddelte. Ich musste neun oder zehn gewesen sein. Seit meiner Kleinkindzeit war ich damit zufrieden, mich an der Wand festzuhalten und nur mit den Beinen im Wasser herumzustrampeln. Er sagte: »Wenn du nicht irgendwann ertrinken willst, Schatz, dann musst du lernen, wie man taucht.«
    Ich hatte also keine Wahl. Ich musste genau das tun, was ich als Nächstes tat. Ich warf den Fantasie-Ordner mitten auf den Tisch. »Ich danke Ihnen allen. Aber ich werde diese Fantasien-Liste nicht ausfüllen. Nicht weil ich es nicht tun will. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich will nur das tun. Ich muss es tun. Aber ich habe mein ganzes Leben Listen gemacht und Etiketten angebracht. Ich habe mir selbst enge Grenzen gesetzt, innerhalb derer sich mein Leben bewegte, und habe mich immer an bestimmte, selbst aufgestellte Regeln gehalten. Sie haben mir heute versichert, dass Ihre Aufgabe darin besteht, für meine Sicherheit zu sorgen. Sie haben mir gesagt, dass ich die Fantasien jederzeit stoppen kann. Das reicht als Grenze. Den Rest lege ich in Ihre Hände. Und meine einzige Bitte an Sie lautet: Überraschen Sie mich.«
    Alle Augen waren auf mich gerichtet. Mit offenem Mund starrten sie mich an. Cassie hielt sich sogar die Hand davor, und ich sah das hübsche Armband an ihrem Arm baumeln, das ich auch bald tragen würde.
    »Sie akzeptieren also?«, fragte sie schließlich.
    »Ja«, sagte ich herausfordernd und triumphierend. »Ich akzeptiere.«

SIEBEN
    Cassie
    So aufregend ich Dauphines Mut fand und sosehr ich es genoss, ausgerechnet ihre Begleiterin zu werden – ich gebe zu, dass ich ein wenig eifersüchtig war. Immerhin hatte ich schon einen Blick auf ihre Fantasien-Tafel geworfen und kannte einige der tollen Männer, deren Gesellschaft sie erleben durfte.
    Deshalb holte ich sofort mein Telefon heraus, als ich auf der Third Street stand, noch bevor ich auf die Magazine gelangte. Genug von dieser dummen Verschwiegenheit, diesen blöden Ängsten. Dauphine hatte gesagt: »Überraschen Sie mich.« Wenn ich Begleiterin sein wollte, sollte ich vielleicht auch mutiger werden.
    Energisch tippte ich Mark Drurys Nummer ein. »Hallo?«, sagte er mit einer Stimme, die klang, als sei sie lange in tief im Keller gelagerten Eichenfässern gereift.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher