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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Afghanistan gereist, aber nicht mehr für Ärzte ohne Grenzen. Verschiedene Ereignisse der jüngeren Vergangenheit machten es ihm unmöglich, noch weiter offiziell für irgendeine Organisation oder Klinik zu arbeiten. Bei der amerikanischen Botschaft hatte man ihn schlicht für verrückt erklärt, weil er sich ganz allein ohne Bodyguards, Waffen oder sonstige persönliche Sicherheitsvorkehrungen in die Rote Zone außerhalb von Kabul wagen wollte. Sein Plan, den Menschen in den entlegensten Dörfern zu helfen, wurde für glatten Selbstmord gehalten. Jonathan war anderer Ansicht. Er hatte die Risiken und Chancen seines Vorhabens lange gegeneinander abgewogen und fand, dass er die Sache wagen konnte.
    Als er im Halbdunkel des anbrechenden Tages auf dem gefrorenen Boden vor der Hütte stand, lauschte er noch einmal angestrengt in die Stille. Was ihn so sehr beunruhigte, waren nicht etwa laute Geräusche, sondern eher die ungewohnte Stille.
    »Du hast genau eine Stunde«, sagte er zu Hamid gewandt und zog die Tür hinter sich zu.
    Als er dem gewundenen Pfad bergab folgte, setzte leichter Nieselregen ein. Ein Stück weiter unten, auf einem Hochplateau inmitten der steilen Berge, lag das Dorf, das zum Teil unter tiefhängenden Wolken verborgen war. Die Häuser glichen einander wie ein Haar dem anderen. Es waren niedrige, aus Stein, Holz und Lehm errichtete rechteckige Bauten, die mit ihrer Umgebung zu verschmelzen schienen. Etwa eintausend Menschen lebten in Khos-al-Fari. Doch zum Basar strömten auch aus den umliegenden Dörfern Tausende von Menschen hierher, um mit allerlei Waren, ihren Ernteüberschüssen und Holz Handel zu treiben und Freunde, Bekannte und Verwandte zu treffen.
    Mit tief in den Taschen vergrabenen Händen schritt Jonathan durch die Straßen des Dorfes. Er war groß und breitschultrig und lief mit langen, entschlossenen Schritten leicht nach vorn gebeugt seinem Ziel entgegen, als müsse er gegen den Wind ankämpfen. Er trug die typische Kleidung der Einheimischen: ein langes Hemd, den Salwar Kameez, über einer weiten, bequemen Hose. Zum Schutz gegen die Kälte hatte er eine Weste aus Schafwolle, wie die Hirten sie trugen, über das Hemd gezogen. Sein langer, ungepflegter schwarzer Bart war von grauen Strähnen durchzogen. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Einheimischen halten können. Doch bei genauerem Hinsehen verrieten ihn die markante, wohlgeformte Nase und die lückenlosen weißen Zähne als einen Ausländer aus dem wohlhabenden Westen. Auch die Haut in seinem Gesicht war bis auf die Lachfältchen um die Augen faltenlos. Für einen Mann von achtunddreißig Jahren wirkte er jugendlich. Seine Augen waren pechschwarz und blickten selbst zu dieser frühen Tageszeit zielstrebig und entschlossen. Nichts an Jonathans Zügen deutete auch nur im Entferntesten auf mongolische Vorfahren hin oder auf das tiefsitzende Misstrauen, das aus dem jahrhundertelangen Kampf gegen Invasoren geboren ist. Alles an ihm strahlte Kompetenz, Hartnäckigkeit und Zuversicht aus.
    Jonathan Ransom war von Kopf bis Fuß Amerikaner.
    Vor der Krankenstation hatte sich bereits eine Warteschlange gebildet. Jonathan zählte fünfzehn Patienten, darunter etliche Kinder mit ihren Vätern. Einige von ihnen hatten sichtbare Verletzungen: schlecht verheilte Brandwunden, Tumore oder Hasenscharten. Andere hatten amputierte Gliedmaßen. Sie waren die Opfer von herumliegenden Landminen und Bomblets aus der Zeit der sowjetischen Besatzung. Manche der Patienten sahen einfach nur blass und erschöpft aus und hatten sich wahrscheinlich eine Grippe eingefangen. Jonathan begrüßte alle höflich und schüttelte jedem von ihnen die Hand. Dann ließ er sie in die Krankenstation eintreten und teilte ihnen mit, dass sie etwa eine Stunde bis zum Beginn der Sprechstunde warten müssten.
    Ein Vater stand ein wenig abseits von den anderen. Seine Tochter lehnte sich an ihn. Die untere Gesichtshälfte hatte sie hinter einem Schal verborgen. Als sie die große Gestalt des ausländischen Arztes erblickte, wandte sie ihr Gesicht ab. Jonathan ging vor ihr in die Hocke. »Schön, dass du gekommen bist«, sagte er freundlich. »Wir werden dafür sorgen, dass es dir bald besser geht. Den Schal brauchst du dann nicht mehr. In Kürze kannst du wieder mit den anderen Kindern im Dorf spielen.«
    »Werden Sie meiner Tochter wirklich helfen?«, fragte der Vater in gebrochenem Englisch. »Heute schon?«
    Jonathan erhob sich. »Ja.«
    Er duckte sich unter dem

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