Getrieben: Thriller (German Edition)

Autogramm mit einer persönlichen Widmung.«
    Jonathan lächelte, dann wurde er jedoch wieder ernst. »Haben Sie Neuigkeiten von Emma?«
    Connor schüttelte den Kopf. »Sie ist spurlos verschwunden. Unverkennbar mein Mädchen.«
    »Was haben Sie jetzt vor?«
    »Mit Emma? Offiziell haben wir den Marschflugkörper nie verloren. Niemand legt Wert darauf, die Fehler der Vergangenheit ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Ehrlich gesagt ist die Bombe bei Emma wahrscheinlich sogar am besten aufgehoben. Emma nannte sie ihre ›Lebensversicherung‹. Und soll ich Ihnen mal was sagen? Damit liegt sie gar nicht mal so falsch.«
    »Und was ist mit Raschid?«
    »Er behauptet, dass Haq gewaltsam an Bord seines Privatflugzeugs gekommen ist und ihn als Geisel genommen hat. Wir lassen die Anklage gegen ihn fallen.« Connor warf ihm einen finsteren Blick zu. »Vorerst zumindest.«
    Jonathan nickte. »Haben Sie mit Danni gesprochen?«
    »Heute Morgen. Sie hat eine Menge Blut verloren, aber sie wird es schaffen. Morgen fliegt sie zurück nach Israel.« Connor verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. »Beim nächsten Mal wird sie es sich bestimmt zweimal überlegen, ob sie mir noch einmal hilft.«
    »Was man ihr wohl kaum verübeln könnte.«
    »Sie hat ein gutes Herz.«
    »Aus purem Gold«, fügte Jonathan hinzu.
    Connor beugte sich zur Seite und zog mühsam eine braune Mappe unter einem Stapel Zeitschriften hervor. »Habe ich Ihnen schon von Erskines Frau erzählt? Lina, die Nichte von Prinz Raschid? Sie wurde verhaftet, als sie in Dulles ein Flugzeug besteigen und außer Landes fliehen wollte. Wie sich herausgestellt hat, gehörte es im Verteidigungsministerium zu ihren Aufgaben, dem Militär beim Verfassen der Anweisungen, wie mit den Insassen von Guantánamo zu verfahren sei, zur Hand zu gehen. Die Entlassung von Sultan Haq und seinem Bruder Massoud dürfte zum größten Teil auf ihr Konto gegangen sein.«
    »Wie lange wird sie dafür kriegen?«
    »Lebenslänglich ohne Bewährung. Die Anklage lautet auf Spionage und kaltblütigen Mord an Malloy und seiner Frau. Sie wird in der Haftanstalt oder wo auch immer man sie hinstecken wird, viel Zeit haben, über ihr Seelenheil nachzudenken.«
    »Und was ist mit Erskine?«
    »An der Wall Street.«
    Während sie sprachen, versuchte Connor mit unbeholfenen Fingern, die Schleife an der Mappe zu lösen. »Als ich den Absturz der B-52 im Jahr 1984 recherchiert habe, bin ich auf eine zweite Tragödie gestoßen, die sich zum gleichen Zeitpunkt an der Absturzstelle ereignet hat.«
    Jonathan musterte Connor misstrauisch. »Ach ja?«
    »Ja. Der Vorfall dürfte für Sie interessant sein. Etwa zum Zeitpunkt des Flugzeugunglücks kam auf dem Tirich Mir eine multinationale Bergsteigergruppe ums Leben. Sie wurden von der UNO gesponsert, um mit der medienwirksamen Bergbesteigung für ein sofortiges Ende des Afghanistankriegs zu werben. Soweit ich informiert bin, haben Sie eine besondere Beziehung zum Tirich Mir.«
    »Mein Bruder Michael war bei dieser Expedition dabei.«
    Connor nickte. »Tut mir leid, das zu hören.«
    »Das ist lange her. Damals war ich fast noch ein Kind.«
    Connor zog einige zusammengeheftete Blätter aus der Mappe und legte sie Jonathan auf den Schoß. Auf einem weißen Schild stand der Name S/Sgt. Michael R. Ransom, und darunter befand sich der Stempel vom Heeresamt.
    Jonathan blätterte die abgehefteten Seiten durch. Sondereinsatz-Ausbildung. Absolviert mit Auszeichnung. Green Beret. Belobigungen. Fotos. Aufgewühlt blickte er Connor ins Gesicht. »Mir hat er immer erzählt, er wäre beim Militär eine echte Niete gewesen. Nach seinem Ausscheiden hat er bei einer Bank in Virginia gearbeitet.«
    »Nein«, sagte Connor. »Das hat er nicht. Er war Mitglied einer verdeckten Spionage-Operation mit Namen ›Darklight‹. Die Bank war nichts weiter als eine Tarnung. Vier Jahre war Ihr Bruder dabei. Zum Zeitpunkt seines Todes hat er als Geheimagent für das Verteidigungsministerium gearbeitet. Die Besteigung des Tirich Mir diente ebenfalls der Tarnung. Er sollte eine Abhöranlage mit großer Reichweite auf dem Berg installieren, mit der die militärische Kommunikation der Roten Armee angezapft werden sollte.«
    Jonathan bekam Gänsehaut.
    »Haben Sie sich jemals gefragt, weshalb wir vor all den Jahren ausgerechnet Sie als geeignete Tarnung für Emma ausgewählt haben?«
    »Hin und wieder.«
    Connor zog eine weitere Akte aus der Mappe. »Womit, glauben Sie, hat Ihr Vater seinen