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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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bereits zwei Ausfahrten früher, um die Stadt über kleinere Landstraßen zu erreichen. Das geplante Treffen sollte schließlich nicht vorzeitig von der Polizei verhindert werden. Nein, wir wollten, solange es nur ging, unentdeckt bleiben und uns im feindlichen Territorium ungestört bewegen können.
    Aber dann passierte es doch: Kurz vor dem Stadtrand von Erkenschwick legten wir eine letzte Pause ein. 100 Mann, die Autos einfach am Straßenrand geparkt, standen pinkelnd vor Erkenschwick – und das konnte einem einsam vorbeifahrenden Motorradpolizisten nicht verborgen bleiben. Der Beamte fuhr, ohne anzuhalten, eilig an uns vorbei, was nur eines bedeuten konnte: Alarm! Völlig überhastet brachen wir den Zwischenstopp ab und beeilten uns, schnellstmöglich in die Innenstadt zu gelangen.
    Leider zu spät. Wir erreichten das Zentrum von Erkenschwick zeitgleich mit der alarmierten Einsatzhundertschaft. Den Spielverderbern. Doch das Spiel war noch längst nicht vorbei.
    Die Polizei ließ uns nicht einen Augenblick aus den Augen und eskortierte uns auf direktem Weg zum Stadion. Unterwegs gelang es unserer Clique – wir waren etwa 15 Mann –, unseren Bewachern irgendwie zu entfliehen und in die Stammkneipe der Erkenschwicker Hools einzukehren. Einzig zwei szenekundige Beamte aus Bielefeld folgten uns. Diese sogenannten SKBs, zwei zur Hooligan-Bekämpfung geschulte Polizisten in Zivil, wollten uns in jedem Fall im Auge behalten.
    Das Spiel begann endlich und der Rest der Blue Army verfolgte die Begegnung im nahe gelegenen Stadion. Wir blieben in der Kneipe zurück und tranken einfach weiter. Wir hatten sehr viel Spaß – auch ohne eine Schlägerei. Wir quatschten über Fußball, alberten herum und lachten viel.
    Die kleinen Seitenstraßen rund um die Wirtschaft, die mitten in einem Wohngebiet lag, waren wie leergefegt. Glaubte ich. Denn plötzlich, hinter einer Straßengabelung, sah ich durch das Kneipenfenster die ersten Erkenschwicker. Zuerst fünf Mann, dann eine zweite Gruppe von sieben oder acht und dahinter noch mal gut zehn Mann. Es konnte doch losgehen – endlich war Showtime!
    Die Jungs sprangen blitzartig von ihren Stühlen auf und stürmten zur Kneipentür. Wir waren 15 Mann – die Erkenschwicker fast doppelt so viele. Aber ein Zurück gab es nicht mehr. Der Mob war da und er hatte uns entdeckt. Die Schlacht konnte und musste beginnen. Im Spurt stürmten die Erkenschwicker auf ihre Kneipe zu. Auf unsere Gruppe hagelten Flaschen, Gläser und Dachziegel von einer benachbarten Baustelle. Der Gegner hatte uns unter Beschuss genommen. Über und neben mir zersplitterten Flaschen und Dachziegel an der Kneipenfassade. Ein Bombardement. Das ging nun wirklich zu weit. Unsere Gruppe raste vor Wut. Die Arme schützend über den Kopf gehalten, stürmten wir unseren Gegnern entgegen.
    Frank ging voran, links von mir war Paul, Olaf rechts neben mir. Aus vollem Lauf krachten wir in den Erkenschwicker Mob hi­nein, der aufgrund seiner Übermacht und Bewaffnung nicht mit einem Angriff von uns gerechnet hatte. Völlig überrascht wichen die ersten bereits mehrere Schritte zurück. Zu meiner Linken versuchte ein Erkenschwicker, mit zum Wurf bereiter Bierflasche Paul auf Abstand zu halten. Mit einem schnellen Satz zur Seite erwischte ich den Typen mit einem rechten Schwinger hart an der Schläfe. Er verlor umgehend das Gleichgewicht, ließ die Flasche zu Boden fallen und stolperte nach hinten. Ich setzte nach und traf ihn mit einem Kickbox-Tritt hart am Kopf. Der Typ war bereits angezählt, als ich einen weiteren Schritt nach vorne machte, meinen Fuß über seinen Kopf hob und mit voller Wucht zutrat. Die Fersenpartie meines New-Balance-Turnschuhs schlug wie ein Dampfhammer auf sein Nasenbein. Er verdrehte seine Augen, verlor noch im Fallen das Bewusstsein und knallte mit dem Oberkörper auf die Eingangsstufen eines Reihenhauses. Dort blieb er in einer merkwürdigen Körperhaltung liegen. Verdreht, geradezu unnatürlich verzerrt. Ein klassischer Knockout. Mein erster. Ich war berauscht.
    Plötzlich strömten von allen Seiten weitere Bielefelder dazu. Einige hatten es sich in einem nahe gelegenen Park gemütlich gemacht und einen Joint in der warmen Nachmittagssonne genossen. Doch das hier war die bessere Droge. Das war Fußball. Der Kampf, Mann gegen Mann. Wir waren in Unterzahl und der Gegner am Ende. Die 30 Erkenschwicker vermochten schon gegen unsere 15 Mann nicht zu bestehen. Aber in diesen Sekunden liefen etwa 15 weitere

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