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Gewalt

Gewalt

Titel: Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Pinker
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großen Kunstwerke, die den Ersten Weltkrieg beklagten und erst mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende erschienen, verurteilte die Volkskunst der 1960 er Jahre den nuklearen Rüstungswettlauf und den Vietnamkrieg in Echtzeit. Anti-Kriegs-Überzeugungen fanden Eingang in beliebte Fernsehsendungen wie
The Smothers Brothers Comedy Hour
und
M*A*S*H
sowie in viele bekannte Filme:
    Catch- 22 ; Angriffsziel Moskau: Dr. Seltsam oder Wie ich lernte, die Bombe zu lieben; Hearts and Minds; F.T.A.; Wie ich den Krieg gewann; Johnny zieht in den Krieg; Herzkönig; MASH ; OH ! What a Lovely War; Schlachthof 5
    Eine feste Größe waren sie auch in der Folk-, Rock-, Pop- und Soul-Musik:
    Alice’s Restaurant; Blowin’ in the Wind; Cruel War; Eve of Destruction; Feel Like I’m Fixin’ to Die Rag; Give Peace a Chance; Happy Xmas (War is Over); I Ain’t Marchin’ Anymore; If I Had a Hammer; Imagine; It’s a Hard Rain’s a Gonna Fall; Last Night I Had the Strangest Dream; Machine Gun; Masters of War; Sky Pilot; Three-Five-Zero-Zero; Turn! Turn! Turn!; Universal Soldier; What’s Goin’ On?; With God on our Side; War (What Is It Good For?); Waist-Deep in the Big Muddy; Where Have all the Flowers Gone?
    Wie im 18 . Jahrhundert und in den 1930 er Jahren predigten die Künstler nicht nur, um den Krieg unmoralisch erscheinen zu lassen, sondern sie zogen ihn auch mit Satire ins Lächerliche. 1969 , beim Woodstock-Konzert, sangen Country Joe and the Fish den übermütigen Song »Feel Like I’m Fixing to Die Rag«; der Refrain lautete:
    And it’s One, Two, Three, what are we fighting for?
    Don’t ask me, I don’t give a damn; next stop is Vietnam!
    And it’s Five, Six, Seven, open up the Pearly Gates.
    There ain’t no time to wonder why; Whoopee! We’re all going to die.
    [Und eins, zwei, drei, vier, wofür kämpfen wir? Frag mich nicht, es ist mir scheißegal, der nächste Halt ist Vietnam! Und fünf, sechs, sieben, öffnet die Himmelspforten. Es bleibt keine Zeit, nach dem Warum zu fragen, Juchhu, wir werden alle sterben.]
    In seinem 1967 erschienenen musikalischen Monolog »Alice’s Restaurant« erzählt Arlo Guthrie, wie er zum Wehrdienst eingezogen und bei dem Aufnahmezentrum in New York zum Armeepsychiater geschickt wird:
    And I went up there, I said, »Shrink, I want to kill. I mean, I wanna, I wanna kill. Kill. I wanna, I wanna see, I wanna see blood and gore and guts and veins in my teeth. Eat dead burnt bodies. I mean kill, Kill, KILL , KILL .« And I started jumpin’ up and down yelling, » KILL , KILL ,« and he started jumpin’ up and down with me and we was both jumpin’ up and down yelling, » KILL , KILL .« And the sergeant came over, pinned a medal on me, sent me down the hall, said, »You’re our boy.«
     
    [Und ich ging dorthin und sagte: »Seelenklempner, ich will töten. Ich verlange, ich will, ich will töten. Töten. Ich will, will sehen, ich will Blut und Gedärm und Venen in meinen Zähnen sehen. Tote verbrannte Leiber essen. Ich will töten, töten, töten, töten, töten.« Und ich fing an, herumzuspringen und »töten, töten« zu schreien, und er fing an, herumzuspringen und »töten, töten« zu schreien. Und der Sergeant kam herüber, heftete mir eine Medaille an, schickte mich runter in den Saal und sagte: »Du bist unser Mann.«]
    Man ist leicht versucht, diese kulturellen Elemente als Babyboomer-Nostalgie abzutun. Oder, wie Tom Lehrer es satirisch formulierte: Die anderen haben alle Schlachten gewonnen, aber wir hatten die guten Lieder. In einem gewissen Sinn jedoch haben wir die Schlachten gewonnen. Im Gefolge der landesweiten Proteste schockierte Lyndon B. Johnson die Bevölkerung, indem er sich bei der Präsidentschaftswahl von 1968 nicht mehr um die Nominierung durch seine Partei bemühte. Eine Gegenreaktion gegen die zunehmend wilden Proteste trug zwar dazu bei, dass daraufhin Richard Nixon gewählt wurde, aber der legte es in dem Krieg nicht mehr auf einen militärischen Sieg an, sondern auf einen gesichtwahrenden Rückzug (zuvor waren allerdings noch weitere 20 000 Amerikaner und eine Million Vietnamesen durch die Kämpfe ums Leben gekommen). Nach dem Waffenstillstand 1973 wurden die amerikanischen Truppen abgezogen, und der Kongress erklärte den Krieg praktisch für beendet, indem er weitere Interventionen verbot und der südvietnamesischen Regierung den Geldhahn zudrehte.
    Häufig wird gesagt, die Vereinigten Staaten hätten anschließend an einem »Vietnam-Syndrom« gelitten

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