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Gewalten

Gewalten

Titel: Gewalten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Meyer
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den
Clou
zu kommen, da ist es dann nicht mehr weit zu Woody Allen (»Ihr Lieblings-Woody-Allen?« »
Hannah und ihre Schwestern
.« »Ja, das ist vielleicht sein weisester Film, wenn man das so ausdrücken kann, ich liebe
Broadway Danny Rose
, aber der macht bei mir das Rennen nur zusammen mit
Verbrechen und andere Kleinigkeiten
.« »Gute Kombination, Herr Meyer, unglaublich, wie Angelica Huston vollkommen hysterisch wird, der muss die ja umbringen lassen!«) und Mister Peter Bogdanovich (»Ja, Bogdanovichs
Nickelodeon
ist eine der unterschätztesten Komödien überhaupt.« »Urkomisch, einfach
urkomisch, und wie hieß dieser Typ in
The Last Movie Show
, dieser alte Nostalgiker ...« »Sam der Löwe, meinen Sie, aber
Picture Show
heißt das im Titel ...« »Sie sind ja ein wandelndes Filmlexikon, Sam der Löwe, ja, Sam der Löwe, wunderbar!«), dann bin ich irgendwie bei dem sehr lustigen
Safecrackers
(»Ja, ja, der ist wirklich irre komisch, den hat doch der Soderbergh produziert, mit dem war ich vor zwei Jahren mal essen auf der Berlinale, ein sehr schweigsamer Mensch!«), versuche, den mit der
Pusher-
Trilogie von Nicolas Winding Refn zu paaren (»Ja, der Refn, manchmal erinnert der mich an den jungen Scorsese ...«), und damit sind wir weit genug weg von der Teufelsinsel und Steve McQueens Freiheitsdrang, und ich erzähle von dem gescheiterten Künstler, eine Komödie wird das Ganze, aber schon mit sozialem Einschlag, der in den siebziger Jahren mal eine große Nummer gewesen ist, in New York sogar mal Andy Warhol getroffen hat, seine Bilder und Drucke waren gefragt, aber in den Neunzigern, oder sagen wir Anfang der 2000 er Jahre, ist er ganz unten, pleite, keiner will mehr was von ihm wissen, seine Frau ist auch abgehauen, und er macht nur ein bisschen Geld mit Kunstdrucken auf Wochenmärkten und so. Die meiste Zeit hängt er in so ’ner vergammelten Pizzeria ab, also Pizza isst er da kaum mal, trinkt und trifft sich dort mit lauter alternden Kleinganoven, die er im Laufe seiner jahrelangen Abhängerei kennengelernt hat, auf ihre Weise sind die genauso erfolglos wie er, erzählen aber auch wie er von ihren großen Zeiten, von ihren legendären Brüchen, Betrügereien, als sie im Ruhrpott, da spielt das Ganze nämlich, berühmt waren. Und er: Andy Warhol und die große Kunst. Kommen die irgendwann aufs Geldfälschen, und da kennt er sich als Drucker ein bisschen aus. Der Dollar ist am einfachsten
nachzumachen, und mehr so aus Jux probieren die mal rum in seiner Werkstatt. Und merken, das ist unsere letzte große Chance. Und die kleine Bande schmeißt alles zusammen, und dann wird gedruckt und probiert, was das Zeug hält. Ist nämlich gar nicht so einfach. Brauchen sie spezielles Papier. Spezielle Farben. Und wie sie so rumprobieren, nebenher schon Pläne machen, was sie mit der Kohle anstellen, und auch schon mal bei ihren abgehalfterten Kontakten rumfragen, wer denn so was zu ’nem guten Kurs umtauschen kann, lagern sich in seiner Werkstatt Unmassen von den Versuchsblüten an, die kommen kaum hinterher mit dem Papiernachschub, weil es natürlich hochkomplex ist, so einen Dollar zu fälschen, mit Seriennummer und so weiter, die technischen Details spar ich jetzt mal aus, wird also immer mehr und mehr, dass sie schon gar nicht mehr wissen, wohin damit, und es teilweise zu Hause lagern, einer der Bande nimmt schon mal etwas von den Besseren, Gelungenen und versucht’s, so was auf eigene Faust an den Mann zu bringen, wird in einer Bank fast erwischt damit, die anderen versuchen, den ganzen Ausschuss zu verbrennen, das Feuer gerät außer Kontrolle, Feuerwehr kommt, und alles fliegt beinahe auf, aber Glück gehabt noch mal, und natürlich treffen sie sich immer noch in dieser Pizzeria und planen und besprechen und trinken, irgendwann findet ein Müllfahrer einen von diesen blauen Müllsäcken mit den entsorgten Dollars drin, weil ein Loch in der Tüte ist, meldet das, die Bullen haben die Blüten, und da schaltet sich eine Behörde drüben in Amerika ein, die dafür zuständig ist, das U.S.-Schatzamt oder so, und die schicken gleich ein Team rüber, weil das für die nach ’ner großen professionellen Sache aussieht. Die kommen denen langsam auf die Schliche, und
unsere Bande hat inzwischen bestes Material gedruckt und versucht, davon paar Millionen, kleine Scheine versteht sich, an einen Interessenten zu bringen. Natürlich nehmen die auch sofort Kredite auf, verplanen Kohle, die real noch gar nicht da ist.

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