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Revolutionsgarden anschließen. Aber
no way out
natürlich. Das Ganze müsste so eine Mischung aus
M.A.S.H.
und
Apocalypse Now
werden, vielleicht mit einem Schuss Woody Allen, aber doch mehr so
M.A.S.H.
Die Wände meines Arbeitszimmers sind mit Skizzen, Notizen und Fotos tapeziert, Abu Ghraib ist auch dabei, da grinst mich diese Alte an, die den nackten Mann am Halsband führt, mit schwarzem Filzstift habe ich Sätze aus den Aussagen der Gefangenen auf DIN -A 1 -Blätter geschrieben, ICH WACHTE AUF UND WAR NACKT AUF EIN BETT GEFESSELT IN EINEM SEHR WEISSEN RAUM , mein Telefon habe ich nun die meiste Zeit abgeklemmt, um nicht gestört zu werden, ich habe einige Entwürfe gemacht, wo fängt es an, wo geht es hin, was ist das Zentrum, seit sieben Wochen stopfe ich alle Informationen zum Fall K. und dem Lager und den Lagern und den Geheimdiensten und den Verhören in meinen Kopf, NACH DEN SCHLÄGEN WURDE ICH IN DIE KLEINE KISTE GESTECKT .
Eine Komödie ist wirklich keine schlechte Idee, wie ich finde. Allein diese Szene, in der er nicht duschen darf. Mehrere Szenen sind das natürlich in der Wirklichkeit. Er steht da und seift sich ein, das Wasser wird angestellt in diesem Duschkäfig oder Duschdrahtverhau, jede Menge Wachen um ihn, und als er unter die Dusche treten will,
eingeseift, zack, stellen sie das Wasser aus. Und jedes Mal dasselbe. Kann ein Mann verrückt werden. Und wenn er ohne Seife in den Strahl tritt, sagen sie: »Nimm deine Seife« (hey man!), und dann, zack, Wasser aus. Die zählen, wie sich das so beim Militär gehört, runter: »Three, two, one, zero!« Und Wasser aus. Kann ein Mann verrückt werden. Wird er auch und schmeißt mit der Seife. Und dann das Ganze natürlich vor ein Tribunal (vorher hat er auch schon Saures gekriegt), wo die Sterneoffiziere und hohen Tiere sitzen und er sich rechtfertigen muss.
The Shower Case
.
»George W. Bush, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gegen XXXXXX .«
»Ich wollte doch nur duschen!!!«
Wo fängt es an, wo führt es hin, was ist das Zentrum. Ich habe einen Entwurf, der beginnt mit der Reise der Hauptperson K. Alles chronologisch erst mal. Wie er so durch Pakistan tourt, um den Islam besser kennenzulernen, er ist ja gerade mal zwanzig, und eigentlich habe ich ja Respekt vor Leuten, die so fest glauben, ich kann das nämlich nicht mehr. Und wie sie ihn festnehmen und er dann durch verschiedene Gefängnisse tourt, Geheimdiensttypen mit Hawaiihemden ihn verhören und alles Mögliche von ihm wissen wollen und seltsamerweise auch schon sehr viel von ihm wissen. Dann ist er in Kandahar, der Vorhölle sozusagen, wo er fünf Tage gefesselt an einem Balken hängt und so weiter und so weiter, und dann am Ende
back in the U.S.S.R.
, nein, natürlich Deutschland ... Aber das ist Quatsch, so geht das nicht, so funktioniert es nicht, schmeiß die Chronologie in die Tonne, weg damit, brauchen wir nicht! Fünf Jahre. Verschiedene Räume. Hunderte Verhöre. Käfige. Wachen. Rockmusik in den Nächten. Schläge. Mitgefangene, die er aus anderen Räumen und
Jahren kennt. Wie überlebt ein Mann? Wie vergeht die Zeit? Papillon wollte fliehen und hat es immer wieder versucht, hat selbst jahrelange Isolations- und Dunkelhaft überstanden mit den Gedanken an die Flucht, hier hat das keinen Zweck, let’s go to Fidel Castro. Was passiert mit dem Mann in diesem Strudel? Frauen, die halbnackt um ihn und auf ihm tanzen, diese Art der Folter ist schlimmer als Zwangsonanie, G.I. Jane! Was passiert mit der Zeit? Und dann habe ich es, während ich die Wände meiner Wohnung weiter mit Fotos und Protokollen tapeziere, BEIM STEHEN MUSSTE ICH EINE WINDEL TRAGEN ; die absolute Auflösung, der totale Wahnsinn, Raum und Zeit existieren nicht mehr, fünf Jahre. Coppola sagt über
Apocalypse Now
, und mit diesem O-Ton aus einem Radio-Interview beschalle ich in Endlosschleife mich und meinen Schreibtisch: »My film is not a movie. My film is not about Vietnam. My film is Vietnam.«
Also schnell an die Schreibmaschine, die benutze ich nämlich in schwierigen Fällen wie diesem; wenn die Buchstaben knallen und das elektromechanische Schreibwerk rattert, treibe ich die letzten Blockaden und Hemmungen aus meinem Hirn, KLAMM - KLAMMKLAMM - KLA - KLAMM , da grinst mich die Alte mit dem nackten Menschenhund an der Leine an, und da grinsen sie von allen Fotos zu mir runter, sei Fidel, let’s go, hau in die Tasten, dass die morschen Knochen zittern, schnell noch einen Schluck Chantré,
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