Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
Vom Netzwerk:
jedesmal, wenn andere uns in ihrer Vorstellungswelt mit diesen Gefühlen zusammenbringen, die Wahrscheinlichkeit abnimmt, daß sie in Zukunft auf unsere Werte und Bedürfnisse einfühlsam eingehen werden.
    Es kommt hier darauf an, Werturteile nicht mit moralischen Urteilen zu verwechseln. Wir treffen alle Werturteile im Einklang mit den Eigenschaften, die uns im Leben wichtig sind; wir können z.B. Wert legen auf Ehrlichkeit, Freiheit oder Frieden. Werturteile reflektieren unsere Überzeugung darüber, wie das Leben am besten zu seiner vollen Entfaltung kommen kann. Moralische Urteile über andere Menschen und ihr Verhalten geben wir dann ab, wenn sie unsere Werturteile nicht mittragen. Wir sagen dann z.B.: „Gewalt ist schlecht. Menschen, die andere töten, sind böse.“ Wären wir mit einer Sprache aufgewachsen, die den Ausdruck von Einfühlungsvermögen unterstützt, dann hätten wir gelernt, unsere Bedürfnisse und Werte direkt zu benennen, statt auf das Fehlverhalten eines anderen Menschen anzuspielen, wenn sie nicht erfüllt werden. Wir können z.B. statt: „Gewalt ist schlecht“ sagen: „Es macht mir angst, Gewalt einzusetzen, um Konflikte zu lösen; mir ist es wichtig, daß zwischenmenschliche Konflikte mit anderen Mitteln gelöst werden.“
    Die Beziehung zwischen Sprache und Gewalt ist das Thema der Forschungsarbeit von Psychologieprofessor O.J. Harvey an der Universität von Colorado. Er hat beliebige Textpassagen aus der Literatur verschiedener Länder ausgewählt und darin die Häufigkeit von Wörtern bestimmt, mit denen andere Menschen abgestempelt und verurteilt werden. Seine Studie weist einen starken Zusammenhang zwischen dem häufigen Gebrauch solcher Wörter und gewalttätigen Vorfällen auf. Es überrascht mich nicht zu hören, daß es deutlich weniger Gewalt in Gesellschaften gibt, in denen die Menschen in Begriffen von menschlichen Bedürfnissen denken, im Gegensatz zu Gesellschaftsformen, wo die Leute einander als „gut“ oder „schlecht“ bezeichnen und daran glauben, daß es die „Schlechten“ verdienen, bestraft zu werden. In 75 Prozent des amerikanischen Fernsehprogramms, das zu einer Zeit ausgestrahlt wird, wenn die meisten Kinder zusehen, bringt der Held entweder jemanden um oder schlägt Leute zusammen. Typischerweise bildet die Gewalt den „Höhepunkt“ der Sendung. Zuschauer, denen beigebracht wurde, daß es die Bösen verdienen, bestraft zu werden, sehen sich solche Gewaltsendungen mit Genugtuung an.
    Andrew Schmookler vom Fachbereich Konfliktlösung an der Harvard Universität behauptet in seinem Buch „Out of Weakness“ (Aus Schwäche), daß hinter aller Gewalt – ob verbal, psychologisch oder physisch, ob unter Familienangehörigen, Stämmen oder Nationen – eine Art von Denken steht, die die Ursache eines Konflikts dem Fehlverhalten des Gegners zuschreibt. Weiterhin weist Schmookler auf eine dazugehörige Unfähigkeit hin, über sich selbst oder andere in Worten von Verletzlichkeit zu denken – was jemand vielleicht fühlt, befürchtet, ersehnt, vermißt usw. Diese gefährliche Art des Denkens zeigte sich während des Kalten Krieges. Unsere amerikanischen Machtinhaber sahen die Russen als ein „Reich des Bösen“ an, besessen davon, den American Way of Life zu zerstören. Die russischen Machtinhaber sprachen vom amerikanischen Volk als „imperialistischen Unterdrückern“, die versuchten, sie zu unterjochen. Keine Seite nahm die Angst wahr, die sich hinter solchen Etiketten versteckt.
    Leute in Schubladen zu stecken und zu verurteilen fördert die Anwendung von Gewalt.

Vergleiche anstellen
    Eine andere Form von Verurteilung ist das Anstellen von Vergleichen. In seinem Buch How to Make Yourself Miserable (Wie man sich selbst die Laune verdirbt) demonstriert Dan Greenberg mittels Humor die heimtückische Macht, die das Denken in Vergleichen auf uns ausüben kann. Er schlägt vor, daß die Leser, die den ernsthaften Wunsch haben, sich ihr Leben zu vermiesen, lernen sollen, sich mit anderen zu vergleichen. Für diejenigen, die mit dieser Praxis noch nicht so vertraut sind, hält er ein paar Übungen bereit. In der ersten werden Ganzkörperbilder von einem Mann und einer Frau gezeigt, die die aktuellen körperlichen Schönheitsideale in den Medien verkörpern. Die Leser werden angewiesen, ihre eigenen Körpermaße zu nehmen, sie mit denen der attraktiven Menschen auf den Bildern zu vergleichen und sich dann in die Unterschiede zu vertiefen.
    Vergleiche sind eine

Weitere Kostenlose Bücher