Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
Vom Netzwerk:
glücklicher machten.
    Es freut mich, daß ich darüber berichten kann, wie schnell sie lernte. Am Ende des Workshops ging sie tatsächlich nach Hause und verkündete ihrer Familie, daß sie nicht länger kochen wolle. Drei Wochen später kam die Gelegenheit, eine Rückmeldung von ihrer Familie zu hören, als ihre beiden Söhne in einen Workshop kamen. Ich wollte gerne wissen, wie sie auf die Ankündigung ihrer Mutter reagiert hatten. Der ältere Sohn seufzte: „Marshall, ich habe nur zu mir selbst gesagt: ,Gott sei Dank!‘“ Als er meine Verwirrung sah, erklärte er: „Ich habe mir gedacht, vielleicht hört sie jetzt endlich auf, bei jedem Essen zu jammern!“
    Ein anderes Mal, während meiner Tätigkeit als Berater eines Schulbezirks, äußerte eine Lehrerin; „Ich hasse es, Noten zu geben. Ich finde nicht, daß Noten irgendwie helfen, und sie machen den Schülern viel angst. Aber ich muß Noten geben: Das sind die Vorschriften der Schulbehörde.“ Wir hatten gerade geübt, wie man in der Klasse eine Sprache einführt, die das Bewußtsein über die Verantwortung für die eigenen Handlungen stärkt. Ich schlug vor, daß die Lehrerin ihre Behauptung: „Ich hasse es, Noten zu geben, weil die Schulpolitik es vorschreibt“ übersetzt in: „Ich entscheide mich, Noten zu geben, weil mir wichtig ist, ...“ Sie antwortete ohne Zögern: „Ich entscheide mich, Noten zu geben, weil ich meinen Job behalten möchte“, und schnell fügte sie noch hinzu: „Aber das sage ich nicht gerne. Da fühle ich mich so verantwortlich für das, was ich tue.“ „Deshalb möchte ich ja, daß du es so sagst“, erwiderte ich.
    Wir können eine Sprache, der es an Wahlmöglichkeiten mangelt, ersetzen durch eine Sprache, die Wahlmöglichkeiten unterstützt.
    Ich teile die Empfindungen des französischen Romanciers und Journalisten George Bernanos, wenn er sagt:
    Ich denke schon lange folgendes: Wenn eines Tages die immer wirksamer werdenden Zerstörungstechniken schließlich dazu führen, daß unsere Spezies von der Erde verschwindet, dann wird es nicht Grausamkeit sein, die für unsere Auslöschung verantwortlich ist, und natürlich noch weniger die Entrüstung, die durch die Grausamkeit geweckt wird, oder die Vergeltungsmaßnahmen und Racheakte, die daraus erwachsen ..., sondern die Schwäche, der Mangel an Verantwortung im modernen Menschen, seine falsche, unterwürfige Akzeptanz einer jeden Anordnung von oben. Der Horror, den wir schon erlebt haben, und der noch größere Horror, den wir noch erleben werden, sind keine Anzeichen dafür, daß Rebellen, Menschen, die sich nicht unterwerfen, die sich nicht kleinkriegen lassen, in zunehmender Anzahl auf der ganzen Welt zu finden sind, sondern eher, daß es eine konstant steigende Zahl von gehorsamen, schwachen Menschen gibt.
    Wir sind gefährlich, wenn wir uns der Eigenverantwortung für unser Verhalten, Denken und Fühlen nicht bewußt sind.

Andere Formen lebensentfremdender Kommunikation
    Unsere Wünsche in Form von Forderungen zu formulieren ist ein weiteres typisches Merkmal einer Sprache, die Einfühlsamkeit blockiert. Eine direkte oder indirekte Forderung droht dem, der diese Forderung nicht erfüllt, mit Schuldzuweisung oder Strafe. Das ist eine übliche Kommunikationsform in unserer Kultur, besonders verbreitet bei Menschen in einflußreichen Positionen.
    Meine Kinder haben mir einige unschätzbare Lektionen zum Thema Forderungen erteilt. Irgendwie hatte ich im Kopf, daß ich als Vater die Aufgabe hätte, Anweisungen zu geben. Da mußte ich lernen, daß ich alle Anweisungen der Welt geben kann und dennoch die Kinder nicht dazu bringe, irgend etwas zu tun. Das ist eine Lektion in Machtausübung, die speziell diejenigen unter uns bescheiden macht, die glauben, ihr Job als Eltern, Lehrer oder Manager wäre es, andere Leute zu verändern und ihnen Benehmen beizubringen. Mich ließen diese Kids unmißverständlich wissen, daß ich sie nicht dazu bringen konnte, irgend etwas zu tun. Alles was ich tun konnte war, die Kinder dahin zu bringen, daß sie sich wünschten, sie hätten mir gehorcht – durch Bestrafung. Aber dann zeigten sie mir jedesmal, wenn ich dumm genug gewesen war, sie durch Bestrafung dahin zu bringen, sich zu wünschen, sie hätten gehorcht, daß sie mich dahin bringen konnten, mir zu wünschen, ich hätte das nicht getan!
    Wir können niemals jemanden dazu bringen, etwas zu tun.
    Wir werden uns mit diesem Thema noch einmal beschäftigen, wenn wir lernen, Bitten

Weitere Kostenlose Bücher