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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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von Forderungen zu unterscheiden – ein wichtiger Aspekt in der GFK.
    Lebensentfremdende Kommunikation wird auch mit der Vorstellung in Verbindung gebracht, daß bestimmte Handlungen Lob und andere Strafe verdienen. Dieses Denken findet seinen Ausdruck in dem Wort „verdienen“, z.B. in: „Für das, was er getan hat, verdient er eine Strafe.“ Es wird angenommen, daß Leute, die sich auf eine bestimmte Weise benehmen, „schlecht“ sind, und dann ertönt der Ruf nach Bestrafung, damit sie bereuen und ihr Verhalten ändern. Ich bin davon überzeugt, daß es in unser aller Interesse liegt, daß Menschen sich ändern, aber nicht, um Strafen zu entgehen, sondern weil sie sehen, daß eine Veränderung ihnen selbst nutzt.
    Denken auf der Grundlage von „wer verdient was“ blockiert einfühlsame Kommunikation.
    Die meisten von uns sind mit einer Sprache aufgewachsen, die uns ermuntert, andere in Schubladen zu stecken, zu vergleichen, zu fordern und Urteile auszusprechen, statt wahrzunehmen, was wir fühlen und was wir brauchen. Ich glaube, daß lebensentfremdende Kommunikation ihre Wurzeln in bestimmten Auffassungen über die menschliche Natur hat. Jahrhundertelang konnten solche Auffassungen ihren Einfluß verbreiten. Diese Denkweisen betonen unsere angeborene Schlechtigkeit und Mangelhaftigkeit und die Notwendigkeit einer Erziehung, die unser von Natur aus unerwünschtes Wesen kontrolliert. Dank dieser Erziehung landen wir immer wieder bei der Frage, ob etwas mit uns nicht stimmt, wenn wir bestimmte Gefühle und Bedürfnisse erleben. Wir lernen früh, uns von dem abzuschneiden, was in unserem Inneren vorgeht. Lebensentfremdende Kommunikation rührt von hierarchischen Gesellschaften her, deren Funktionieren von einer großen Anzahl schwacher, unterwürfiger Bürger abhängt – gleichzeitig fördert lebensentfremdende Kommunikation diese Hierarchien. Wenn wir in Kontakt mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen sind, dann werden aus uns keine guten Sklaven und Befehlsempfänger mehr.
    Lebensentfremdende Kommunikation hat tiefe philosophische und politische Wurzeln.
    Zusammenfassung
    Es liegt in unserer Natur, einfühlsames Geben und Nehmen zu genießen. Wir haben uns jedoch viele Muster „lebensentfremdender Kommunikation“ angeeignet, die dazu führen, daß wir uns selbst und andere mit unserem Sprachstil und unserem Verhalten verletzen. Ein Muster lebensentfremdender Kommunikation sind moralische Urteile: Wer sich nicht in Übereinstimmung mit unseren Werten verhält, dem werden Fehlverhalten oder böse Absichten unterstellt. Eine andere Form dieser Kommunikation ist das Anstellen von Vergleichen; damit kann das Mitgefühl mit uns selbst und mit anderen blockiert werden. Lebensentfremdende Kommunikation verschleiert auch unsere Wahrnehmung darüber, daß jeder von uns verantwortlich ist für seine eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungen. Unsere Wünsche in Form von Forderungen zu vermitteln ist ein weiteres Merkmal einer Sprache, die Einfühlsamkeit blockiert.

|3|  Beobachten, ohne zu bewerten
    „BEOBACHTE!! Es gibt wenige Dinge, die so wichtig, so spirituell sind wie Beobachten.“
– Frederick Buechner, Geistlicher
    Ich kann damit umgehen, wenn du mir sagst, was ich tue oder nicht tue.
    Und ich kann damit umgehen, wenn du interpretierst. Aber bitte vermische beides nicht miteinander.
    Wenn du ein Problem durcheinanderbringen willst, kann ich dir sagen, wie das geht: vermische das, was ich tue, mit deiner Reaktion darauf.
    Sag’ mir, daß du frustriert bist, wenn du die ungemachte Hausarbeit siehst. Aber mich „unverantwortlich“ schimpfen motiviert mich überhaupt nicht.
    Und sag’ mir, daß du dich verletzt fühlst, wenn ich „nein“ sage zu deinen Annäherungsversuchen. Aber mich einen frigiden Mann zu schimpfen erhöht deine Chancen bei mir nicht gerade.
    Ja, ich kann damit umgehen, wenn du mir sagst, was ich tue oder nicht tue.
    Und ich kann damit umgehen, wenn du interpretierst. Aber bitte vermische beides nicht miteinander.
    – MBR
    Zur ersten Komponente der GFK gehört das Auseinanderhalten von Beobachtung und Bewertung. Wir müssen das, was unser Wohlbefinden stört, deutlich beobachten (was sehen, hören oder berühren wir?), ohne es mit irgendeiner Bewertung zu verknüpfen. Die Zeichnungen auf den folgenden Seiten demonstrieren den Unterschied zwischen einer reinen Beobachtung und einer Vermischung von Beobachtung und Bewertung.
    Beobachtungen sind ein wichtiges Element in der GFK, wenn

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