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Gewitterstille - Kriminalroman

Gewitterstille - Kriminalroman

Titel: Gewitterstille - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Random House
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Mörder zu decken.« Anna mied es, Georg länger anzusehen, denn sie wusste, dass er sich Sorgen um sie machte. Ihr selbst waren am Morgen beim Blick in den Spiegel die Ränder unter ihren Augen nicht entgangen.
    »Du bist ja plötzlich ganz blass. Ich glaube, du solltest dir wirklich ein wenig Ruhe gönnen. Nimm ein Bad, oder geh einfach mal ins Kino und versuch, auf andere Gedanken zu kommen.«
    »Ich weiß, dass Sophie mir etwas verheimlicht«, beharrte Anna, ging zurück zu Emilys weißer Wickelkommode und kramte darin herum.
    »Was immer du suchst und noch einpacken willst – ich bin sicher, dass wir es nicht brauchen und die zwei Taschen, die du für ein harmloses Wochenende schon vollgestopft hast, vollends ausreichen. Schließlich plane ich mit Emily weder eine Expedition zum Nordpol noch eine Safari. Sie kommt nur mit zu mir nach Hause.«
    »Ich könnte schwören, dass Sophie mehr weiß, als sie zugibt«, fuhr Anna fort, als habe sie seine Worte gar nicht gehört.
    »Du hast doch gar keine stichhaltigen Anhaltspunkte.«
    »Was heißt hier keine stichhaltigen Anhaltspunkte? Ich habe Meissener Porzellan in Sophies Küche gefunden, wenn ich dich erinnern darf.«
    »Das hast du mir am Telefon erzählt – na und? Was sagt denn Sophie dazu?«
    »Sie sagt, sie hätte es von ihrem Vater geerbt. Sie ist wütend und hat das Gefühl, dass ich ihr nachspioniere.«
    »Dazu hat sie ja wohl auch allen Grund. Versetz dich doch bitte mal in ihre Lage. Erst schnüffelst du in ihrer Wohnung herum und behauptest dann noch, sie würde einen Verbrecher decken und sogar Diebesgut für ihn verstecken. Vielleicht hat sie diese Figuren ja tatsächlich von ihrem Vater.«
    »Und dann bewahrt sie sie in der hintersten Ecke eines Schrankes auf?«
    »Warum nicht? Vielleicht gefallen sie ihr einfach nicht, oder sie will nicht ständig an seinen Tod erinnert werden. Aber ich weiß nicht, weshalb wir das überhaupt diskutieren, denn du hast dir deine Meinung ja offenbar schon gebildet. Hast du denn vielleicht eure neue Nachbarin mal gefragt, ob sie die Figuren kennt? Vielleicht hat Frau Möbius solche Figuren gar nicht besessen.«
    Anna musste kleinlaut eingestehen, dass sie es bisher nicht geschafft hatte, Petra Kessler mit ihrem Fund zu konfrontieren.
    »Mensch, Anna, du hast wirklich Nerven. Du weißt doch selber, dass Sophie wahnsinnig unordentlich ist und du Sachen in Ecken findest, in denen du sie nie vermutet hättest. Ich habe inzwischen das Gefühl, du witterst überall Verbrechen. Lass bloß die arme Sophie in Ruhe.«
    »Mein Gefühl sagt mir, dass sie verliebt in ihn ist und weiß, wo er sich aufhält.«
    »Ein Gefühl …«, sagte Georg gedehnt. Gleichzeitig klatschte er seiner Tochter artig Beifall, die den Becherturm abermals begeistert umstieß. »Deine weibliche Intuition in allen Ehren, aber ich finde, du solltest Sophie vertrauen.«
    »Vielleicht. Ich werde sie trotzdem im Auge behalten.«
    »So, süße Emily, dann wollen wir mal«, sagte Georg, dem deutlich anzusehen war, dass er keine Lust hatte, die Diskussion um Sophie weiter fortzusetzen. Lächelnd hob er die Kleine von ihrem bunten Spielteppich hoch und streckte sie Anna entgegen. »Nimmst du Emily? Dann nehme ich die Expeditionsausrüstung.«
    Diesmal musste Anna über die Stichelei lächeln.
    An Georgs Wagen angekommen, drückte sie Emily noch einmal fest an sich und küsste sie, bevor sie sie auf dem Kindersitz festschnallte.
    »Ich vermisse sie jetzt schon«, seufzte sie und blickte verzückt auf ihre Tochter, die – ihren Stoffhasen im Arm – ungeduldig mit den Füßen strampelte und darauf wartete, dass es endlich losging.
    »Es ist deine Entscheidung, dass wir so leben«, sagte Georg leise. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie mal wieder nur über sich gesprochen hatte und sich seit Langem nicht mehr gefragt hatte, wie es ihm überhaupt ging. Auch er sah abgespannt aus, und Anna wusste, dass nicht nur die Tatsache, Emily nicht immer um sich haben zu können, ihm zu schaffen machte, sondern er auch unter der Trennung von seinen anderen beiden Kindern litt, seit er von seiner Frau Sabine getrennt lebte. »Ich kann nicht anders«, sagte sie und schloss die Wagentür.

18. Kapitel
    A m Wochenende hatte Anna immer wieder versucht, mit Sophie zu reden, um sich für ihr Vorgehen zu entschuldigen, aber diese war ihr jedes Mal erfolgreich ausgewichen. Als Anna am Nachmittag erfuhr, dass Sophie das Haus für einen Zahnarztbesuch verlassen wollte, ergriff sie die

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