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Gezaehmt im Bett einer Lady

Titel: Gezaehmt im Bett einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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schaffen.“
    Jessica hatte gehofft, dass ein heißes Bad, das Essen und ein oder zwei Gläser Portwein ihn beruhigen würde, aber er war so nervös wie vorhin, als sie durch das Tor von Athcourt gefahren waren.
    „Spukt es auf Athcourt eigentlich?“, erkundigte sie sich und schlenderte mit einstudierter Unbekümmertheit zu zwei hohen Regalen. „Sollte ich mich auf Kettenrasseln oder furchtbares Geheul oder Stöhnen um Mitternacht oder altmodisch gekleidete Damen und Herren gefasst machen, die durch die Korridore streifen?“ „Himmel, nein. Wer hat dir solche Ideen in den Kopf gesetzt?“ „Du.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ein Regal mit poetischen Werken genauer zu betrachten. „Ich kann mich nicht entscheiden, ob du dich dafür wappnest, mir etwas Furchtbares zu sagen, oder ob du etwas Furchtbares erwartest. Ich dachte, das könnten vielleicht Ballister-Gespenster sein, die aus der Wandverkleidung springen.“
    „Ich wappne mich für nichts.“ Er marschierte zum Kamin. „Ich bin nicht gewappnet. Ich bin völlig entspannt. Wie ich es auch in meinem eigenen verdammten Haus sein sollte.“
    Wo er die Familiengeschichte von einem Lehrer gelernt hatte, nicht von seinem Vater, dachte sie. Wo seine Mutter gestorben war, als er zehn Jahre alt war ... ein Verlust, der ihn immer noch tief zu schmerzen schien. Wo es eine große alte Familienbibel gab, in die er nie geschaut hatte.
    Sie fragte sich, ob er die Namen seiner toten Halbgeschwister gewusst oder ob er sie heute wie sie zum ersten Mal gelesen hatte.
    Sie zog eine schöne, kostbar gebundene Ausgabe von Don Juan hervor.
    „Das hier musst du angeschafft haben“, sagte sie. „Die letzten Gesänge von Don Juan sind vor knapp vier Jahren veröffentlich worden. Ich wusste gar nicht, dass du eine Vorliebe für Lord Byrons Werke hast.“
    Er blieb vorm Kamin stehen. „Habe ich auch nicht. Ich habe ihn lediglich bei einer Reise durch Italien kennengelemt. Ich habe das Zeug gekauft, weil der Autor ein schlimmer Bube war und der Inhalt angeblich unanständig.“
    „Was heißt, dass du es nicht gelesen hast.“ Sie öffnete das Buch und wählte eine Stelle aus dem ersten Gesang aus. „Ihr Gatte war ein Funfz’ger, wie ich meine, / Wer ist, der nicht dergleichen Gatten kennte? / Und dennoch wär’ es gut, wenn dieser eine / In zwei von fünfundzwanzig sich zertrennte. “
    Um Dains Mund zuckte es. Jessica blätterte weiter. „Sie kämpft’ ein bisschen noch und flüsternd, ach, / ,Ich werde nie nachgeben!‘ -gab sie nach. “
    Er erstickte sein Lachen. Aber sie hatte ihn, das wusste Jessica. Sie setzte sich aufs Sofa und schlug den zweiten Gesang auf, die Stelle, an der sie letzte Nacht zu lesen aufgehört hatte.
    Der sechzehnjährige Don Juan, erklärte sie, wurde wegen seiner Affäre mit der wunderschönen Donna Julia fortgeschickt, der Gattin des fünfzigjährigen Gentleman.
    Dann begann Jessica laut vorzulesen.
    Bei der dritten Strophe verließ Dain den Kamin.
    Bei der achten Strophe saß er neben ihr. Und bei der vierzehnten lag er lässig ausgestreckt, ein Sofakissen unter dem Kopf und einen gepolsterten Hocker unter den Füßen. Dabei war seine lädierte linke Hand wie durch ein Wunder auf ihrem rechten Knie gelandet. Jessica tat so, als bemerke sie es nicht, und las einfach weiter über Don Juans Trauer, als sein Schiff seine Heimat hinter sich ließ, von seiner Entschlossenheit, sich zu bessern, und seiner unsterblichen Liebe zu Julia; davon, wie er sie niemals vergessen würde oder an nichts anderes denken würde als an sie.
    „Eh’ küssen sich die Erde und der Himmel - / (Hier ward ihm schlimmer,) - Julia, unser Jammer - / (Um Gottes willen gebt mir ein Glas Kümmel; / Pedro, Battista, helft mir in die Kammer.) “ Hätte sie allein gelesen, hätte Jessica gekichert, wie sie es letzte Nacht getan hatte. Aber um Dains willen versah sie Don Juans liebeskranke Beteuerungen mit melodramatischem Schmerz, Schwüre, die immer zerfahrener wurden, je stärker der junge Held unter seiner Seekrankheit litt, die schließlich die unsterbliche Liebe gänzlich in den Hintergrund drängte.
    Sie tat so, als bemerke sie nicht, dass der Körper neben ihr vor lautlosem Lachen bebte, oder das gelegentliche halb erstickte Kichern, das ihr kitzelnd über den Kopf strich.
    Geliebte Julia, meine Schwüre bürgen - /‘ (Hier ward er unartikuliert vor Würgen.) “
    Ein warmer Luftzug strich über ihr Ohr, und sie musste nicht aufblicken, um zu merken, dass

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